„Eindringliche Ermahnung“, Sanktionen nicht ausgeschlossen

Ärztekammer gegen „Impfgegner im weißen Kittel“

Freitag, 05. Februar 2021 | 08:01 Uhr

Bologna – Die Zahl der „Impfgegner im weißen Kittel“ ist zwar nur klein, aber ihre Wortmeldungen in der Öffentlichkeit bereiten der Ärztekammer von Bologna trotzdem große Sorgen. Um die „Unentschlossenen“ zur Impfung zu bewegen und die Ärzte an ihre Rolle und ihre Pflichten zu erinnern, verabschiedete der Vorstand der Kammer einen Brief, der an alle Mitglieder verschickt wurde.

Im Dokument ruft die Kammer ihre Mitglieder dazu auf, in Bezug auf die Corona-Impfung und die Pandemie in der Öffentlichkeit gemäß ihrer Rolle, die sie als Ärzte innehaben, bei der Wahl ihrer Worte „im Bewusstsein für die Relevanz, die sie annehmen, nüchtern, klar und ihrer Kenntnis angemessen“ zu sein. Laut der Ärztekammer von Bologna handelt es sich vorerst noch um eine „eindringliche Ermahnung“. Nicht zuletzt gestützt auf Erkenntnisse der Arbeitsmedizin will die Kammer zukünftige harte Konsequenzen aber nicht ausschließen.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Die Ärztekammer von Bologna will die Impfgegner in ihren eigenen Reihen nicht mehr länger hinnehmen und droht ihren Mitgliedern, die sich kritisch zur Impfung gegen das Coronavirus äußern, mit Disziplinarverfahren. „Es gibt Wortmeldungen im Netz und Hinweise von Patienten. Es handelt sich um Einzelfälle, aber es ist trotzdem unannehmbar“, so der Präsident der Ärztekammer von Bologna, Luigi Bagnoli. Um die „Unentschlossenen“ zur Impfung zu bewegen und die Ärzte an ihre Rolle und ihre Pflichten zu erinnern, verabschiedete der Vorstand der Kammer einen Brief, der an alle Mitglieder verschickt wurde.

Im Dokument ruft die Kammer ihre Mitglieder dazu auf, in Bezug auf die Corona-Impfung und die Pandemie in der Öffentlichkeit gemäß ihrer Rolle, die sie als Ärzte innehaben, bei der Wahl ihrer Worte „im Bewusstsein für die Relevanz, die sie annehmen, nüchtern, klar und ihrer Kenntnis angemessen“ zu sein. Laut der Ärztekammer von Bologna handelt es sich vorerst noch um eine „eindringliche Ermahnung“.

ANSA/LUCA ZENNARO

„Für uns ist von Belang, wer sich öffentlich gegen den Impfstoff äußert“, unterstreicht Luigi Bagnoli. Der Präsident der Ärztekammer von Bologna kündigte an, dass die Kammer prüfen wird, gegen Mitglieder, die sich in der Öffentlichkeit gegen die Impfung aussprechen, Disziplinarverfahren anzustrengen.

Diese Haltung wird auch von der Arbeitsmedizin der Poliklinik „Sant’Orsola“ von Bologna unterstützt. „Die Impfung kann auch als Voraussetzung für die Erbringung von Dienstleistungen angesehen werden. Es geht um die Bewertung der Eignung des Mitarbeiters im Gesundheitswesen. Jene, die sich nicht impfen lassen wollen, stellen eine Gefahr für andere dar. Außerdem kann der fehlende Schutz des stationär aufgenommenen Patienten zu einem rechtlichen Problem werden. Wir hoffen, dass diese Überzeugungsarbeit ausreicht und wir nicht dazu gezwungen werden, drastischere Maßnahmen zu ergreifen“, so der Leiter der Arbeitsmedizin der Poliklinik „Sant’Orsola“ von Bologna, Vittorio Lodi.

APA/dpa/Sebastian Gollnow

„Ein Mediziner kann sich nicht hinter unwahren Daten verstecken. Die Impfstoffe sind sicher und die wirklichen Kontraindikationen bilden nur wenige Ausnahmen. Ein Arzt kann nicht die Verwendung des Impfstoffs ablehnen und ein Verhalten, das den Erfolg der Impfkampagne schmälert, ist nicht akzeptabel. Der Impfstoff ist ein wirksames Mittel, die individuelle, aber auch die soziale Sicherheit zu garantieren. Auch im Verhaltenskodex der Mediziner wird immer wieder auf die Wahrung der Sicherheit der Gesellschaft verwiesen. Ich lade daher alle in der Kammer eingeschriebenen Kollegen dazu ein, die Impfkampagne damit zu unterstützen, indem wir uns heute impfen lassen und morgen die anderen impfen“, so die deutlichen Worte von Vittorio Lodi.

ANSA/CIRO FUSCO

In der italienischen Gesetzgebung fehlt es nicht an rechtlichen Handhaben, den Impfgegnern zu Leibe zu rücken. Im Lichte der bereits gültigen Gesetze kommt der angesehene, auf das Arbeits- und Gesundheitsrecht spezialisierte ehemalige Richter Raffaele Guariniello zum Schluss, dass Impfverweigerer sehr wohl ihren Arbeitsplatz riskieren. „Wer sich nicht impft, riskiert die Entlassung“, fasst Raffaele Guariniello seine Expertise zusammen.

Der Präsident der Ärztekammer von Bologna, Luigi Bagnoli, will seinen Einsatz gegen die Impfverweigerung und für eine erfolgreiche Impfkampagne aber in erster Linie als Kampf für mehr Gemeinsinn, für die Wahrung der gesundheitlichen Sicherheit der Mitmenschen und für eine korrekte Kommunikation verstanden wissen. In jedem Fall sind die Impfgegner aber gewarnt.

Von: ka