Finanzpolizei beschlagnahmt halbe Million Euro

Arbeiter im Trentino ausgebeutet: So fies waren die Bedingungen

Dienstag, 02. Juli 2024 | 12:58 Uhr

Von: mk

Rovereto – Die Trientner Finanzpolizei hat in Ausführung eines Vollstreckungsbefehls vom Untersuchungsrichter in Rovereto Vermögenswerte und Bargeld in Höhe von mehr als 521.000 Euro beschlagnahmt. Ermittelt wird gegen sechs Pakistaner und einen Italiener wegen illegaler Ausbeutung von Arbeitskräften und aufgrund von Verstößen gegen die Einwanderungsbestimmungen.

Wie Überprüfungen der Finanzpolizei ergaben, sollen die Verdächtigen von 2021 bis 2023 über ein in im unteren Etschtal ansässiges Unternehmen, das im Bereich der Papier- und Kartonherstellung tätig war, schwere Unregelmäßigkeiten begangen haben. Die Firma wurde von Personen pakistanischer Staatsangehörigkeit geleitet.

Einer Rekonstruktion der Finanzpolizei zufolge nutzten die Verdächtigen die Notlage ihrer Landleute aus, die bei ihnen angestellt waren, auf eine Aufenthaltsgenehmigung warteten und oft auch noch Familienangehörige in Pakistan unterstützten. So wurden die Angestellten etwa zu Schichten von neun bis 13 Stunden pro Tag gezwungen.

Bei der Durchsicht der Kontenblätter und anderer Unterlagen sind die Ermittler zahlreichen Unregelmäßigkeiten auf die Schliche gekommen. Die Finanzpolizei beschlagnahmte acht Immobilien und ein Grundstück, die sich in Rovereto befinden. Auch drei Fahrzeuge, Firmenanteile sowie Geld auf Konten des Unternehmens und der Verdächtigen wurden sequestriert.

Obwohl den Arbeitnehmern offiziell ein Gehalt von 1.000 bis 1.800 Euro ausgezahlt wurde, haben die Betreiber des Unternehmens ihre Angestellten dazu gezwungen, einen großen Teil nach der Überweisung des Lohns in bar wieder zurückzuzahlen. In mehreren Fällen wurden die Arbeitnehmer auch aufgefordert, das Geld an von ihren Arbeitgebern angegebene Personen nach Pakistan zu überweisen. Im Laufe eines Jahres wurden laut Ermittlungen der Finanzpolizei mehr als 102.000 Euro auf diese Weise unter Zwang überwiesen.

Den ausgebeuteten Arbeitnehmern blieb ein Lohn von 500 bis 700 Euro pro Monat. Pro Stunde erhielten sie vier bis fünf Euro. Von den Angestellten wurden außerdem 200 Euro pro Monat verlangt, damit sie einen Schlafplatz in einer Unterkunft erhielten, in der insgesamt zehn bis 15 ihrer Landsleute untergebracht waren. Außerdem wurden sie dazu gezwungen, für rund 150 Euro pro Monat in einem Lebensmittelgeschäft einzukaufen, das auf einige der Verdächtigen zurückgeführt werden konnte. In drei Jahren wurden dort fast 22.000 elektronische Essensgutscheine eingelöst. Das entspricht einem Wert von über 152.000 Euro.

Die Ermittler stellten außerdem zahlreiche Verstöße gegen Arbeitssicherheitsvorschriften fest.