Von Faschisten verteilte Kindergeschenke lösen heftige Polemiken aus

Befana fascista?

Dienstag, 09. Januar 2018 | 07:06 Uhr

Rom – Die laut Eigenbezeichnung „Faschisten des dritten Jahrtausends„ der rechtsextremen italienischen Bewegung CasaPound nutzten das besonders bei Kindern beliebte Fest der Befana, um politisch Werbung für ihre Bewegung und ihren Kandidaten für die Präsidentschaft der Region Latium zu betreiben. Im Rahmen der Aktion der Rechtsextremen wurden an Kindern Spielsachen und Süßigkeiten verteilt. Die, wie Kritiker meinen, an die „Befana fascista“ erinnernde Geschenkverteilung löste in Italien heftige Polemiken aus.

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Selbst viele Einwohner der Magliana, eines Viertels am südlichen Stadtrand von Rom, staunten nicht schlecht, als Aktivisten der rechtsextremen CasaPound zum Fest der Befana – eine gute Hexe des italienischen Volksglaubens, welche in der Nacht zum 6. Jänner auf einem Besen von Haus zu Haus fliegt und den Kindern Geschenke mitbringt – mitten auf den Platz des Viertels ein offenes Zelt aufstellten. Bald wurde klar, um was es ging. Die Aktivisten verteilten Säckchen, welche Spielsachen und Süßigkeiten enthielten und auf denen das Logo von CasaPound aufgedruckt war, an die zahlreich erschienenen Kinder und Familien. Bei der aus der Sicht der „Faschisten des dritten Jahrtausends“ überaus erfolgreichen Aktion war auch Mauro Antonini, Kandidat von CasaPound für die Präsidentschaft der Region Latium, anwesend. Mehrere von den Kindern und den Familien geschossenen Fotos wurden auf der römischen Facebook-Seite von CasaPound und auf dem Facebook-Profil von Mauro Antonini veröffentlicht. Der Kandidat schrieb unter den Bildern einen Kommentar, dass „kein Italiener zurückbleiben dürfe“.

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Im und außerhalb des Netzes stieß die Aktion von CasaPound schnell auf harte Kritik. Die Mehrheit der Kommentatoren verurteilte die Geschenkverteilung als schnöden Missbrauch von Kindern für politische Zwecke. Besonders hervorgehoben wurde dabei, dass die Kinder das Zeichen von CasaPound weder kennen würden noch wissen würden, welch menschenverachtende Ideologie hinter der Bewegung stecke. Kritiker fühlten sich auch an die „Befana fascista“ erinnert, bei der damals vom faschistischen Regime des Duce zu Propagandazwecken Millionen von kleinen Geschenken an arme Kinder verteilt worden waren.

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Der lokale CasaPound-Ableger wies die Kritik zurück, sprach von einem gelungenen Befana-Fest und wies auf die zahlreiche Teilnahme der Eltern sowie auf die zusätzliche Verteilung von „solidarischem Brot“ hin. Nicht nur in Rom, sondern auch in anderen italienischen Städten führten die „Faschisten des dritten Jahrtausends“ anlässlich der Befana ähnliche Geschenkverteilungen an Kinder durch.

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Unter die hin und herwogende Kritik mischten sich auch einige nachdenkliche Stimmen, welche die Aktion der CasaPound zwar zutiefst ablehnten, aber auch zu bedenken gaben, dass es zuallererst ein Fehler der „normalen Organisationen“ sei, es CasaPound zu überlassen, Geschenke an Kinder von ärmeren italienischen Familien zu verteilen. Diese Stimmen forderten die Politiker auf, „zu den Menschen zurückzukehren und das Feld nicht extremistischen Bewegungen zu überlassen“.

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Von: ka