Fiammetta lernt mitten zwischen den Ziegen auf der Weide – VIDEO

Berührend schön: „Heidi“ im Fernuntericht

Montag, 22. März 2021 | 08:05 Uhr

Caldes – Da ihre Mutter im Krankenhaus arbeitet und ihr Vater – ein ursprünglich aus Sardinien stammender Hirte – seine Ziegen zu betreuen hatte, hätte die zehnjährige Fiammetta nach der Covid-19-bedingten Schließung ihrer Schule ganz alleine Zuhause bleiben müssen.

Sie fanden aber eine alle zufriedenstellende und schlicht geniale Lösung. Mit Freude folgte die kleine Fiammetta ihren Vater auf die Wiese unter der Burg von Samoclevo, wo derzeit seine rund 350 Ziegen weiden. Mitten zwischen den Ziegen und tief über ihren Rechner und ihre Hefte gebückt folgt die Zehnjährige seitdem dem Fernunterricht ihrer Volksschule von Mezzolombardo. Nach dem Unterricht hilft das fleißige Mädchen ihren Vater sogar noch bei der Betreuung der Ziegen.

Facebook/VAL DI SOLE Foto: Massimiliano Melis

Gleich wie das Alltagsleben vieler anderer Trentiner Familien brachte die Ausrufung der roten Zone und die folgende Schließung der Schulen auch den Alltag der zehnjährigen Fiammetta und ihrer Eltern gehörig durcheinander. Da ihre Mutter im Krankenhaus arbeitet und ihr Vater seine Ziegen zu betreuen hatte, hätte die zehnjährige Fiammetta nach der Covid-19-bedingten Schließung ihrer Schule ganz alleine Zuhause bleiben müssen. Sie fanden aber eine alle zufriedenstellende und schlicht geniale Lösung. Mit Freude folgte die kleine Fiammetta ihren Vater Massimiliano Melis auf die Wiese unter der Burg von Samoclevo, wo derzeit seine rund 350 Ziegen weiden.

Der ursprünglich aus Sardinien stammende Massimiliano Melis, der früher als Maurer gearbeitet hatte, hatte vor drei Jahren beschlossen, zum Beruf, der mehr eine Berufung ist, seiner Väter zurückzukehren. Seitdem führt der im Val di Sole sehr bekannte Hirte seine rund 350 Ziegen, die der Rasse „Pezzata Mòchena“ und jener der Passeirer Gebirgsziege angehören, jedes Jahr auf die Almweiden hoch über Dimaro und Terzolas. Aus der guten Bergmilch seiner Ziegen gewinnt der Sarde, der in den Bergen des Val di Sole im Trentino seine zweite Heimat fand, weitum geschätzte Käsesorten und Ricotta.

Facebook/VAL DI SOLE Foto: Massimiliano Melis

Inzwischen erkennen Fiammetta und ihre Eltern, dass der Fernunterricht auf der Weide zwischen den Ziegen, der ursprünglich als absolute Notlösung galt, auch viele Vorteile hat. Die Verbindung zwischen dem schulischen Unterricht, der Natur und der sanften Bewirtschaftung der kargen Almen des Val di Sole birgt für die Zehnjährige die Chance, sehr viel für das Leben zu lernen.

„Fiammetta ist sehr gut in der Schule. Die Berge lehren sie, wie wichtig es ist, sich anzupassen. Dank des Smartphone-Hotspots lösen wir auch die logistischen Verbindungsprobleme. Zum Glück ist der Empfang im Val di Sole gut. Dem Mädchen fehlen die Schule und ihre Freundinnen, aber im Vergleich zu anderen hat sie das Glück, im Freien zu sein. Sie kann dem Unterricht mit den Lehrern sehr gut folgen. Wenn nötig, hilft sie mir sogar mit den Tieren. Schlussendlich handelt es sich dabei um zwei sehr unterschiedliche Lernfelder, die aber beide sehr nützlich für die Entwicklung eines Kindes sind“, so Massimiliano Melis.

YouTube/Corriere della Sera

Inzwischen ist das „Klassenzimmer auf der Ziegenweide“ für Fiammetta, die die vierte Klasse der Volksschule von Mezzolombardo besucht, alltägliche Routine. „Morgens stellen wir den Computer auf einen kleinen flachen Tisch. Ich setze mich davor auf einen Stuhl. Wir schalten den Computer ein, damit ich direkt online in den Videounterricht gehen kann. Zugleich bereite ich die Hefte vor. Ich lege auch Kieselsteinchen hinein, damit der Wind mir nicht die Seiten umblättern kann. Das ist schön. Es inspiriert mich zum Schreiben. Ich bin glücklich und der Unterricht bereitet mir mehr Spaß“, so Fiammetta Melis.

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Die Zehnjährige weiß auch bereits, welchen Beruf sie ergreifen will. „Wenn ich groß bin, möchte ich Försterin, die ein Pferd reitet, werden, denn Förster arbeiten in der Natur und nicht in den Büros. Zudem mag ich Pferde. Beim Sehen der TV-Serie „Un passo dal cielo“(im deutschen Fernsehen läuft die Serie unter dem Titel „Die Bergpolizei – Ganz nah am Himmel“, Anmerkung der Redaktion) bin ich auf diesen Berufswunsch gekommen“, so die zehnjährige fleißige Schülerin, die die Natur und die Tiere liebt.

Das Bild der Volksschülerin, die mitten zwischen den Ziegen am Unterricht teilnimmt, berührte viele Italiener. „Heidi“ im Fernuntericht, taufte ein Leser die kleine Fiammetta, die auf der Bergweide im Val di Sole für die Zukunft lernt.

Von: ka