Von: ka
Bari – Das Auftreten mehrerer Fälle von Masern im Kinderkrankenhaus von Bari löste bei allen Verantwortlichen große Besorgnis aus. Laut ersten Erkenntnissen gingen alle bisher bekannten acht Fälle der hochinfektiösen Viruskrankheit von einem zehnjährigen Mädchen aus, deren Eltern Impfgegner sind.
Von den bisher insgesamt acht klinisch diagnostizierten Fällen wurden bereits fünf im Labor für molekulare Epidemiologie der Poliklinik von Bari molekularbiologisch als Masern identifiziert. Von einem neunten Fall wird derzeit angenommen, dass es sich auch bei diesem um die hochinfektiöse von Viren übertragene Krankheit handelt. Die kettenartigen Infektionen mit Masern, die in den letzten Tagen im Kinderkrankenhaus Giovanni XXIII von Bari auftraten, waren laut ersten Erkenntnissen allesamt von einem zehnjährigen Mädchen, deren Eltern, beide Impfgegner, ihre Tochter nicht geimpft hatten, ausgegangen, das in die Infektionsabteilung des Giovanni XXIII stationär aufgenommen worden war. Von dem Mädchen ausgehend – so die Ermittlungen – wurden dessen jüngere Schwester und ein nur elf Monate alter Bub, der aufgrund einer Ohrenentzündung in das pädiatrische Krankenhaus eingeliefert worden war, von den Masernviren angesteckt. Im Gegensatz zu seinem Brüderchen, das von seinen Eltern geimpft worden war, war das elfmonatige Kind noch etwas zu jung, um die Masernimpfung zu empfangen.
„Das Protokoll sieht vor, dass der Impfstoff ab dem 13. Lebensmonat verabreicht wird“, so Professorin Maria Chironna, Direktorin des Labors für Epidemiologie der Universität von Bari, gegenüber „La Repubblica“. Auch bei den anderen Fälle von Masern führen die Spuren zum Kinderkrankenhaus von Bari. Von den Kindern – so die Experten – wurde der Masernvirus auf drei Erwachsene übertragen. Bei einem der Infizierten handelt es sich um einen Mann, der zum Wachpersonal des Kinderkrankenhauses gehört. Auch die beiden anderen Fälle – eine Frau, die wegen einer vermuteten Leberentzündung zur Beobachtung 24 Stunden in der Ersten Hilfe verbracht hat, und eine weitere Frau, die eine ihrer Zwillingstöchter zu einer Visite in das pädiatrische Krankenhaus begleitet hat – können ebenfalls mit der Infektionsabteilung in Verbindung gebracht werden.
Maria Chironna vermutet, dass alle Fälle auf den Besuch der Infektionsabteilung des Kinderkrankenhauses, wo der erste Fall isoliert worden ist, zurückzuführen seien. Die Professorin fügt aber hinzu, dass erst eingehende molekularbiologische Untersuchungen die eindeutige Gewissheit bringen würden.
„Wir werden die einzelnen Virenstämme sequenzieren und dann überprüfen, ob sie untereinander übereinstimmen. Nur wenn das Genom des Virus das Gleiche ist, können wir sagen, dass die Infektion vom zehnjährigen, im Kinderkrankenhaus Giovanni XXII aufgenommenen Mädchen ausgegangen ist“, meint Professorin Maria Chironna.
Während die Verantwortlichen in Bari auf die Ergebnisse aus dem Labor warten, besteht aber bereits heute die Gewissheit, dass etwas in der krankenhausinternen Präventionskette nicht oder nur ungenügend funktioniert hat. Laut der Meinung von Professorin Maria Chironna sind dafür mindestens zwei Gründe verantwortlich.
„Entweder ist das Mädchen, das den ersten Fall darstellt, überhaupt nicht isoliert worden, oder die Isolation ist nicht effizient genug gewesen“, so die Direktorin des Labors für Epidemiologie der Universität von Bari. Professorin Maria Chironna erinnert daran, dass allein schon der Verdacht von Masern – bei der es sich um eine hochinfektiöse Viruskrankheit handelt – genügt, um eine Isolation des betreffenden Patienten anzuordnen.
Wie auch ein erst im letzten Oktober aufgetretener, ähnlicher Fall in Triest löste auch das Auftreten von Masern in Bari in der italienischen Öffentlichkeit eine lebhafte Debatte um Pflichtimpfungen aus.