Florenz – Ein Büro in Florenz ist im November Schauplatz eines tätlichen Angriffs geworden. Ihrer Anzeige zufolge ist einer 32-jährigen Sekretärin von ihrem Chef, der über ihre Anfrage, in Smart Working zu arbeiten, in Rage geraten war, ein Smartphone in das Gesicht geschleudert worden. Die 32-Jährige, die Verletzungen im Gesicht und an den Augen erlitten hatte, musste ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Ihr Chef hingegen gab an, nach einem Wutanfall die Frau unabsichtlich getroffen zu haben.
Seit zwei Monaten befindet sich die 32-jährige Sekretärin, die am Florentiner Sitz der italienischen Industriellenvereinigung Confindustria arbeitet, im Krankenstand. Grund der krankheitsbedingten Abwesenheit sind Verletzungen im Gesicht sowie Hyposphagma – eine scharf umrissene Unterblutung der Bindehaut des Auges – an beiden Augen. Ihrer Anzeige zufolge soll die 32-Jährige diese Verletzungen bei einem am vergangenen 26. November erfolgten tätlichen Angriff erlitten haben. Nachdem sie, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu minimieren, eine Anfrage auf Smart Working gestellt hatte, sei ihr Chef – der Direktor des Florentiner Sitzes der italienischen Industriellenvereinigung Confindustria, Leonardo Bandinelli – dermaßen in Wut geraten, dass er sein Smartphone genommen und es ihr zweimal in das Gesicht geschleudert habe.
Laut ihrer Anzeige, in der von „plötzlichen, im zweimaligen Wurf eines Smartphones gegipfelten Wutausbrüchen“ die Rede ist, sei Opfer des ersten Wurfs eine andere Sekretärin geworden, die zum Glück vom Smartphone „nur“ gestreift worden sei. Beim zweiten Wurf sei hingegen die 32-Jährige vom Smartphone voll im Gesicht getroffen worden.
„Der Direktor ist sichtlich wütend mit dem Smartphone in der Hand aus seinem Büro gekommen und hat es mir mit äußerster Gewalt ins Gesicht geworfen. Dabei hat er mich an der Augenbraue getroffen“, so die Frau in ihrer Anzeige. Während an dieser Stelle die Frau angefangen habe, sehr viel Blut zu verlieren, hätte der Direktor begonnen, sich bei der Frau zu entschuldigen. „Ich bin erstarrt vor Schreck gewesen und habe nicht reagiert. Ich habe nur die Kraft gehabt, meine Kollegin zu bitten, wie für Verletzungen am Arbeitsplatz vorgesehen das Erste-Hilfe-Team zu alarmieren“, so die Sekretärin in ihrer bei der Staatsanwaltschaft von Florenz hinterlegten Anzeige.
Laut der Erklärung der 32-Jährigen sei ihr diese Bitte aber abgelehnt worden. Vielmehr habe der Direktor eine Apotheke aufgesucht, um Verbandszeug und Desinfizierungsmittel zu erwerben, um damit die Sekretärin zu verarzten. „Wegen der Covid-19-Notlage habe ich es vorgezogen, mich nicht in die Notaufnahme des Krankenhauses zu begeben. Aus diesem Grund hat mich der Direktor zur Florentiner Privatklinik „Fast Aid Villa Donatello“ gebracht, wo ich medizinisch behandelt worden bin. In den folgenden Tagen habe ich erfahren, dass der Direktor vor dem Präsidenten der Confindustria keine Verantwortung übernommen hatte. Er hatte erzählt, dass ich mich bei einem Unfall im Büro selbst verletzt hätte“, so die Frau in ihrer Anzeige.
In der Folge erstattete die Frau bei der Staatsanwaltschaft von Florenz Anzeige. Dabei nannte die Sekretärin Zeugen des Vorfalls und legte ärztliche Befunde vor.
„Es handelt sich dabei nicht nur um eine Anzeige wegen fahrlässiger Verletzung. Vielmehr geht es dabei um die Entwürdigung des Arbeitsverhältnisses, der Person und um das Gefühl der Straflosigkeit, das sich aus dem Vorgesetztenverhältnis ergibt“, so der Anwalt der 32-Jährigen, Mattia Alfano.
Der Direktor des Florentiner Sitzes der italienischen Industriellenvereinigung Confindustria sieht es völlig anders. „Es hat sich um einen völlig versehentlichen und unglücklichen Vorfall gehandelt. In Wirklichkeit habe ich das Telefon während eines Wutanfalls geworfen und dabei unglücklicherweise meine Kollegin erwischt. Ich habe keinen Grund gehabt, mich über diese Frau aufzuregen“, so Leonardo Bandinelli.
Bis jetzt gibt es noch keinen Beschuldigten. Nun liegt die Entscheidung, ob ein Strafverfahren eröffnet wird, bei der Staatsanwaltschaft von Florenz.
Von: ka
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27 Kommentare auf "Bitte um Smart Working: Wütender Chef wirft Sekretärin Smartphone ins Gesicht"
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Man lernt nie aus. Die Gefährdungsbeurteilung eines Büro-/Bildschirmarbeitsplatzes der Arbeitgeberorganisation muss also auch fliegende Smartphones berücksichtigen.
Aber Ironie beiseite: was hier fliegen sollte, ist der Chef.
na, jo, früher hot sich a büromaus oder -hengst weh getun wenn ihnen a gspritzter bleistift auf de zehn gfolln isch, heit passierts wegn an fliegenden Smartphons, so ändern sich de orbeitsplätze!
ohhhh, i schlog a gfohrnzuloge für de gfärliche orbeit vor!
@Staenkerer findest du es auch lustig, wenn dir jemand ein Handy ins Gesicht wirft?
Nein, denn es war ja nur ein unglücklicher Zufall 😊😊😊
Wie bei den Politikern ohne Maske es immer ein Versehen war 😂😂😂
Der Chef fliegt nie raus, ist ja Chef. Man müsste die genaue Geschichte kennen. Ich arbeite in einer grossen Personalabteilung und manchmal denke ich es wäre das beste, wenn dem Einen oder Anderen nur was angeworfen würde. Zudem kann sie ja kündigen.
Was passiert ist,ist schlimm. Aber ich denke das auch hier etwas verzweiflung ist wie viele stehen vor dem Aus, wieviel Firmen kämpfen um ihre Existenz??? Der Arbeitnehmer ist geschützt. Kündigungsschutz bis März, wenn eine Firma pleite mach kommt der Angestelle in Arbeitlos oder Ausgleichkasse. Und der chef von drr Firma??? JA DER KRIEGT NIX, ABER ER MUSS SCHAUEN DAS SEINE ANGESTELLTEN IHREN LOHN BEKOMMEN, egal ob arbeit ist oder nicht
Ja klar, die armen Chefs! 🙃😅🤣
Piefke nrw man sieht du bistbein Arbeitnehmer
nichts, aber gar nichts kann die anwendung von gewalt rechtfertigen!
Verzweiflung kann man bei einem kleinen Betrieb verstehen, beim vorliegenden Fall wohl nicht.
@Dissident unabhängig von der Vertweiflung: man wirft niemandem das Handy ins Gesicht! Punkt aus… wirf es an die Wand wenn du meinst oder kauf dir einen Antistress Ball… aber niemals bewirfst du deine Angestellten, egal mit was!
In diesem Fall bezahlte er wohl in Naturalien (smartphone).
@schwarzes Schaf :wäre das was Schlimmes, wenn es denn so wäre? Ab welcher Ebene in der Hierarchie einer Firmenpyramide ist man denn ein “richtiger” Chef? Gruppenleiter? Abteilungsleiter? Teamleiter? Fragen über Fragen! lol
Wieder mal klar Frauenfeindlich argumentiert: was wäre wenn ER getroffen worden wäre?
Wahrscheinlich Ende für die Sekretärin. ER darf weitermachen?
A sella Grobian
Der ist auf jeden Fall, FEHL AM PLATZ, sowas geht gar nicht….
…tolle confindustria…
😆
Man lernt nit umsunst in die Kinder nia epas zu werfen. Weil wenns amol aus dr Hond isch donn woasch nia wos londet…
In meinem gar nicht mehr so kurzem Leben habe ich es noch nie erlebt, dass jemand mit einem Telefon wirft, geschweige denn “aus Versehen”! 🤣
Was für änne fiese Möpp dieser Direktor!
Dann soll mir noch eine/r sagen, dass es nicht gefährlich in einem im Büro zu arbeiten!!!! ;-)))))))))))))))))))))))
errata corrige
Dann soll mir noch eine/r sagen, dass es nicht gefährlich *ist* ,n einem Büro zu arbeiten!!!! ;-)))))))))))))))))))))))
Gibt aber zum Glück auch andere Chefs (und auch Chefinnen), die z.B. gute Schoki ins Büro bringen…
Indiskutabel (wenn es denn so gewesen ist…),
fies dem Chef gegenüber (wenn es ganz anders gewesen ist…).
Mah, solche Berichte sind eigentlich für die Katz, weil man ja eh nie weiß, ob das stimmt oder nicht.
Stelle mir gerade vor, wie fest ich jemandem mein Smartphone an die Rübe hauen müsste, dass der 2 (!) Monate wegen Arbeitsunfall daheim bleiben kann… 😉
Nicht ausprobieren 😉.
Dann sollte mal ganz fix die Gewerkschaft erwirken, dass die Industriellenvereinigumg Ihren Direktor beurlaubt bis der Sachverhalt geklärt ist.
Emotionen hin und her – so DARF man nicht reagieren, so jemand ist nicht tragbar, egal ob Gärtner oder Direktor.
Jeder sollte bedenken das es egal ist ob mein Angestellter im Home office in Italien ist oder in Indien und ein viertel kostet….
“Violence never wins” – so Mike Pence nach dem Angriff auf Capitol Hill am 6. Jänner.