Vierjähriger Junge neuer „Patient eins″ – VIDEO

Bub bereits im November 2019 mit SARS-CoV-2 angesteckt

Donnerstag, 10. Dezember 2020 | 07:00 Uhr

Mailand – Die Nachricht der Forscher der staatlichen Universität von Mailand, wonach der Abstrich eines vierjährigen Buben, der im November letzten Jahres wegen angeblicher „Masern“ ins Krankenhaus eingeliefert worden war, viele Monate später positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde, sorgt in Italien für erhebliches Aufsehen. Die Covid-19-Krankheit des Vierjährigen, der als neuer „Patient eins″ gilt, bestätigt die Annahme vieler Virologen und Epidemiologen, dass das Coronavirus in Italien bereits im Herbst des vergangenen Jahres im Umlauf war.

Facebook/Università degli Studi di Milano

Erst vor wenigen Wochen bestätigte eine vom nationalen italienischen Tumorforschungsinstitut IRCCS durchgeführte Untersuchung den Verdacht, dass das Coronavirus schon lange vor dem Ausbruch der Epidemie im Februar in Italien im Umlauf gewesen war. Die spätere serologische Untersuchung von Blutproben, die eigentlich Teil eines Screenings für Lungenkrebs waren, ergab, dass bereits im September und Oktober abgenommenes Blut SARS-Cov-2-Antikörper enthielt.

fotolia.de/photophonie – Symbolbild

Laut der Meinung angesehener Forscher könnte das Coronavirus bereits im Sommer Italien erreicht und sich in Windeseile ausgebreitet haben. Diese Annahme wird durch den Fall eines vierjährigen Buben gestärkt.

Der Bub, der seit einer Woche an Atembeschwerden, Nasenschleimhautentzündung und Erbrechen gelitten hatte, war am 30. November 2019 in ein Mailänder Krankenhaus eingeliefert worden. Am Tag darauf waren auf der Haut des Jungen rötliche, dem Masern-Exanthem ähnelnde Flecken aufgetreten. Zwei Wochen nach dem Auftreten der ersten Symptome – am 5. Dezember 2019 – war dem kleinen Patienten wegen des Verdachts auf Masern ein Mund-Rachenabstrich abgenommen worden. Dieser war aber negativ auf Masern ausgefallen.

APA/APA (AFP)/HANDOUT

In Wahrheit war der kleine Bub an Covid-19 erkrankt. Viele Monate später wurde im Rahmen einer medizinischen Studie die gleiche Probe positiv auf SARS-Cov-2 getestet. Angesichts der vielfältigen wirtschaftlichen und kulturellen Verbindungen zwischen China und der Lombardei könnte es sich beim Fall des Buben um einen der ersten aus China „importierten“ Ansteckungen mit dem Coronavirus handeln.

fotolia.de/Picture-Factory

„Der klinische Verlauf des Patienten ähnelt jenen, die bereits von anderen Autoren beschrieben worden sind. Makulopapulöse Exantheme gehören zu den während der Coronapandemie am häufigsten beobachteten Hautmanifestationen. Mehrere Studien haben bei jüngeren Patienten einen späteren Ausbruch belegt“, so die Autoren der in der Zeitschrift „Emerging Infectious Diseases“ veröffentlichten wissenschaftlich-medizinischen Studie.

Bei der Studie, bei der die Proben von 39 Patienten ausgewertet worden waren, wurde nur jene des Vierjährigen positiv auf das Coronavirus getestet. „Die Idee war, alle zwischen September 2019 und Februar 2020 in Mailand festgestellten Fälle von von Hautausschlägen gekennzeichneten Krankheiten, die negativ auf Masern getestet worden waren, erneut zu untersuchen“, so eine Autorin der Studie.

Eine Infektion mit dem Coronavirus kann in der Tat ein „Kawasaki-artiges Syndrom“ – eine seltene, aber schwer verlaufende systemische Entzündung – und Hautmanifestationen, die auch bei anderen Virusinfektionen häufig auftreten, verursachen. Es sei denkbar, dass das Virus bereits seit geraumer Zeit in Umlauf gewesen war. Den Forschern zufolge könnte und die lang anhaltende und leise Verbreitung des Virus in Norditalien die verheerenden Auswirkungen der ersten Welle erklären.

ANSA/ MAURIZIO MAULE/ FOTOGRAMMA

In jedem Fall wurde der alte „Patient eins“ – ein 38-Jähriger, der sich vermutlich Ende Januar bei einem Essen mit einem aus China heimkehrenden Mann angesteckt hat und seitdem als Ausgangspunkt des Infektionsherdes von Codogno gilt – nun von einem vierjährigen Buben, der rund drei Monate früher an Covid-19 erkrankt war, abgelöst.

Von: ka