Nur 1.500 Menschen demonstrieren gegen „Gesundheitsdiktatur“

Corona-Leugner-Demo wird zum Flop

Montag, 07. September 2020 | 08:01 Uhr

Rom – Während in anderen europäischen Hauptstädten wie London und Berlin Zehntausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen und gegen die Regierung demonstrierten, fanden sich in Rom zu einer Demo, die gegen die Maskenpflicht und gegen die angebliche „Gesundheitsdiktatur“ gerichtet war, lediglich 1.500 Personen ein.

Die sehr heterogene Gruppe von Demonstranten reichte von den Müttern der „Popolo delle mamme“ getauften Vereinigung über die Impfgegner und QAnon-Anhänger bis zu den Neofaschisten von Forza Nuova. Während der Veranstaltung, die friedlich verlief, wurden auch Bilder des Papstes und von Beppe Grillo verbrannt.

Twitter/Forza Nuova

Schon vor Wochen hatten verschiedene, neu entstandene Organisationen wie die Müttervereinigung „Popolo delle mamme“, aber auch Impfgegner und die Neofaschisten von „Forza Nuova“ damit begonnen, in den sozialen Netzwerken für eine am Samstag, den 5. September in Rom geplante Demonstration zu werben.

Trotz der vielen Aufrufe blieb der Erfolg aber recht bescheiden. Am Samstagnachmittag fanden sich in Rom vor der Bocca della Verità laut Angaben der Quästur lediglich 1.500 Protestierende ein. Wenig überraschend hielten sich die Demonstranten weder an die Maskenpflicht noch an die soziale Distanzierung, sondern drängten sich dicht vor die Rednertribüne.

Twitter/Forza Nuova

„Wir sind keine Corona-Leugner. Wir sind gegen die Gesundheitsdiktatur und gegen die Impfpflicht, weil wir nicht wollen, dass an unseren Kindern Hand angelegt wird“, so einer der ersten Redner. Als die Redner, zu denen der römische Chef von Forza Nuova, Giuliano Castellino, aber auch bekannte Kritiker der Corona-Maßnahmen sowie Impfgegner wie die ehemalige Abgeordnete der Fünf-Sterne-Bewegung Sara Cunial gehörten, mit der Regierung hart ins Gericht gingen, brandete in der Menge großer Applaus auf.

Twitter/Luca Bizzarri

„Die Masken sollten weggeworfen werden. Vor dem Mund und der Nase sind sie in dieser Hitze ein Nährboden für Keime. Sie sind auch mit der Hyperazidose – mit der Übersäuerung des Körpers – verbunden, die durch den Anstieg des Kohlendioxids begünstigt wird“, so der Arzt und Forscher Pasquale Mario Bacco, der ebenfalls an der Demonstration in Rom teilnahm.

Unter den Demonstrierenden, die immer wieder Slogans wie „Runter die Hände von unseren Kindern“ sowie „Wahrheit“ skandierten und viele Fahnen schwenkten, war auch ein Transparent zu sehen, das die Regierung „Kriminelle und Mörder“ nannte. Hoch über der Menge war an einem Balkon der Schriftzug „Wir sind das Volk!“ befestigt.

ANSA/MASSIMO PERCOSSI

Eine Demonstrantin verbrannte sogar Bilder des Papstes und von Beppe Grillo. Vermutlich hatten sich die beiden aus ihrer Sicht „schuldig“ gemacht, von der Regierung beschlossene Corona-Einschränkungen und die Impfpflicht befürwortet zu haben.

„Trump ist mit dem italienischen Volk und ich überbringe hier seine Grüße. Er erkenne mich in der UNO nicht wieder, weil sie nicht den Rechten der Frauen und Kinder Geltung verschafft. Hoffen wir, dass dieses Affentheater bald aufhört“, so die ecuadorianische Menschenrechtsaktivistin Alicia Erazo.

„Der Lockdown und die frevelhafte Politik der Regierung haben uns verhungern lassen. Schande über euch alle, Betrüger. Ich bin ein freier Mann wie alle, die heute hier sind. Ich trage keinen Maulkorb“, so der römische Chef von Forza Nuova, Giuliano Castellino.

Twitter/Forza Nuova

Aus dem Regierungslager hagelte er heftige Kritik an der Veranstaltung. „Einen Platz voller Corona-Leugner zu sehen, lässt mich erschaudern“, so Gesundheitsminister Roberto Speranza. Aber selbst einige Demonstrationsteilnehmer schienen den vom Podium kommenden Worten nicht ganz zu trauen. Auch auf der gegen die Maskenpflicht gerichteten Demo zogen es einige ältere Protestiererinnen vor, eine Gesichtsmaske zu tragen. „Vorbeugen ist besser als heilen. Die Tatsache, dass ich heute hier bin, bedeutet nicht, dass ich riskieren muss, krank zu werden“, so eine Demonstrantin. „Inmitten der Leute trage ich sie immer. Es ist eine Frage des Respekts“, erklärte eine andere Dame.

YouTube/La Repubblica

Die missglückte Verbrennung einer Gesichtsmaske rundete das Bild einer wenig besuchten Demonstration ab.

Hier geht es zum Video.

Von: ka