Africo hält traurigen „Schlaumeier-Rekord“ – VIDEO

Covid-19-Einkaufsgutscheine: 91 von 98 Gesuchen gefälscht

Samstag, 14. November 2020 | 08:16 Uhr

Africo – Die kalabrische Gemeinde Africo hält einen traurigen Rekord. Die Ermittlungen der Finanzpolizei von Reggio Calabria, bei denen Dutzende von Gesuchen auf „Covid-19-Einkaufsgutscheine“ unter die Lupe genommen wurden, deckten auf, dass in der Gemeinde Africo 91 von 98 Antragstellern ihre Gesuche gefälscht und sich auf diese Weise diese eigentlich für mittellose Familien gedachte „Notfallhilfe“ erschlichen hatten. Die „Schlaumeier“ müssen nun die unrechtmäßig erhaltenen Beiträge zurückzahlen und zusätzlich eine saftige Strafe berappen.

ANSA/US GDF

Bei den „Covid-19-Einkaufsgutscheinen“ handelt es sich um eine von der römischen Regierung beschlossene Hilfe für mittellose Familien, die Corona-bedingt ohne Einkommen dastehen. Um die Notunterstützung, um die in der jeweiligen Wohnsitzgemeinde angesucht werden muss, zu erhalten, darf die Familie entweder über ein nur sehr geringes oder gar kein geregeltes Einkommen verfügen. In der Folge erhalten die armen Familien von der Gemeinde Gutscheine, die sie in den mit der Gemeinde konventionierten Geschäften für Lebensmittel und andere Güter der Grundversorgung einlösen können.

Wo es aber eine Möglichkeit gibt, einen Beitrag zu bekommen, ist auch in Corona-Zeiten der Betrug nie weit. Während der ersten Welle der Epidemie hatte beispielsweise die kalabrische Gemeinde Africo unter ihren ärmeren Gemeindebürgern „Covid-19-Einkaufsgutscheine“ im Wert von insgesamt 21.500 Euro verteilt. Schade nur, dass von allen 98 Antragstellern in Wirklichkeit nur sieben die gesetzlichen Voraussetzungen für die „Notfallhilfe“ erfüllt hatten. Nachdem den Beamten der Finanzwache von Reggio Calabria verschiedene Ungereimtheiten aufgefallen waren, fanden sie heraus, dass 91 Antragsteller in teilweise dreister Manier ihre Ansuchen gefälscht hatten.

Die „Covid-19-Einkaufsgutschein-Sünder“, die sich in ihren Anträgen als arm oder mittellos ausgegeben hatten, verfügten laut den Ermittlungen der Finanzwache in Wirklichkeit nicht nur über Wohnungen und geregelte Einkommen, sondern teilweise sogar über regelrechte Vermögen. Unter den „Schlaumeiern“ fanden die Beamten neben Beziehern eines normalen Gehalts auch Personen, die bereits ein Bürgereinkommen oder eine Arbeitslosenunterstützung erhielten. Um in die Rangliste für den Erhalt der Einkaufsgutscheine aufgenommen zu werden, hatten sie diese Einkünfte nicht angegeben. Zum Zweck, so viele Gutscheine wie nur möglich zu erhalten, waren einige sogar so weit gegangen, auf ihren Familienbögen fingierte, nicht in Africo wohnhafte Familienmitglieder aufzunehmen.

Für die Betrüger kommt es nun knüppeldick. Zwischen den Rückerstattungen der unrechtmäßig erhaltenen Gutscheine und den Strafen müssen sie nun insgesamt die dreifache Geldsumme – 64.500 Euro – in die Gemeindekasse zurückzahlen.

Allerdings sind diese „Covid-19-Einkaufsgutschein-Betrügereien“ nicht die größten Probleme, mit denen die derzeitigen Gemeindeverwalter von Africo zu kämpfen haben. Nachdem der Gemeinderat von Africo, das als das „Herrschaftsgebiet“ des ’Ndrangheta-Klans der Morabito gilt, wegen Unterwanderung durch das Organisierte Verbrechen aufgelöst worden war, hatten vom zuständigen Präfekten ernannte provisorische Verwalter die Aufgaben des Rats und des Bürgermeisters übernommen. Die Verfügung des Verwalters, dass wegen Artikel 416 bis – Bildung einer Mafia-ähnlichen kriminellen Vereinigung – verurteilte Personen nicht in die Rangliste aufgenommen werden können, und dass sich der Antragsteller dafür verbürgen muss, dass in seinem Haushalt keine einschlägig verurteilten Mitglieder wohnen, hatte bereits im Vorfeld für heftige Polemiken gesorgt.

Die „Notfallhilfe-Schlaumeier“ dürften noch das kleinere Übel von Africo sein. In jedem Fall sind sie in Italien kein Einzelfall.

Von: ka