Gewinner und Verlierer des Zoll-Deals

Das bedeuten 15 Prozent Zölle für “Made in Italy”

Dienstag, 29. Juli 2025 | 07:04 Uhr

Von: idr

Rom/Brüssel/Washington D. C. – Die USA und die EU haben sich auf eine neue Zollregelung geeinigt. Statt eines drohenden Handelskriegs gilt nun ein allgemeiner Zollsatz von 15 Prozent auf weite Teile des transatlantischen Warenverkehrs. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprach in Addis Abeba von einem „nachhaltigen Kompromiss“, der eine „potenziell verheerende Eskalation“ verhindert habe. Für viele italienische Unternehmen bleibt das Ergebnis dennoch eine Enttäuschung.

Die italienischen Ausfuhren in die USA lagen zuletzt bei 65 Milliarden Euro jährlich, ein stark wachsender Markt, der nun abrupt ausgebremst werden könnte. Denn die neuen 15 Prozent liegen deutlich über dem bisherigen Durchschnittszoll von 4,8 Prozent. Zwar sind in dem Abkommen auch Sonderregelungen mit null Prozent Zöllen vorgesehen, doch diese müssen erst noch für einzelne Produkte definiert werden.

Viele Verlierer und ein paar Gewinner

In der Landwirtschaft könnte es für Italien heikel werden. Zwar unterlagen Käseklassiker wie Parmigiano Reggiano bereits vorher einem US-Zoll von 15 Prozent, doch nun könnten auch andere Produkte folgen. Insgesamt exportiert Italien landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitete Waren im Wert von acht Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten. Ohne gezielte Ausnahmeregeln könnten empfindliche Verluste drohen.

Auch die Pharmaindustrie, die jährlich Medikamente im Wert von zehn Milliarden Euro in die USA liefert, wird zur Kasse gebeten. Die Hoffnung, den Sektor ganz von den Zöllen auszunehmen, hat sich nicht erfüllt. Immerhin: Für Generika könnte es Ausnahmen geben.

Einzelne Branchen kommen glimpflich davon. So profitieren die italienischen Autohersteller sogar: Bislang lag der US-Zoll für Pkw bei 25 Prozent, nun bei 15 Prozent. Ein Rückgang, der zumindest die ohnehin überschaubaren italienischen Fahrzeugexporte (75.000 Fahrzeuge jährlich) etwas entlastet. Auch in der Zulieferindustrie mit einem Exportvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro könnte sich das bemerkbar machen.

Eine Verschnaufpause, doch kein Grund zum Feiern

Der Geschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie, Dr. Wolfgang Große Entrup, brachte es gestern auf den Punkt: „Wer mit einem Hurrikan rechnet, ist für ein Unwetter dankbar.“ Das neue Abkommen vermeidet zwar das Schlimmste, doch wird der Verlust einiger Branchen in Abwägung mit anderen Zielen wie der Verteidigung durch die USA im NATO-Bündnisfall billigend in Kauf genommen. Allgemein wird der Deal mit einem ähnlich großen negativen Einfluss erwartet wie der 30-prozentige Zollsatz ohne Ausnahmen.

Wie stark der Schaden für das italienische Exportgeschäft tatsächlich ausfällt, hängt nun von der Ausgestaltung der angekündigten Sonderregelungen ab. Klar ist: Der Zoll-Deal ist nur eine mittelfristige Verschnaufpause. Viele Betriebe müssen sich dennoch auf härtere Bedingungen einstellen und sich neue Märkte auskundschaften.

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