Journalistin von „Tifoso“ sexuell angegriffen, Täter angezeigt – VIDEO

„Das darfst du nicht tun“

Donnerstag, 02. Dezember 2021 | 07:20 Uhr

Empoli – Der Platz vor dem Fußballstadion von Empoli in der Toskana ist Schauplatz eines widerlichen Vorfalls geworden, der in ganz Italien für lebhafte Diskussionen sorgt.

Eine Fernsehjournalistin, Greta Beccaglia, die nach dem Serie-A-Spiel Empoli-Fiorentina die Eindrücke der das Stadion verlassenden Zuschauer einfangen wollte, wurde von mehreren „Tifosi“ nicht nur verbal angegriffen: Einer der Männer berührte im Vorbeigehen mit seiner Hand den Po der jungen Frau. „Das darfst du nicht tun“, rief Greta Beccaglia dem Mann hinterher. Vom Studio aus wurde die junge Journalistin einfach dazu aufgefordert, weiterzumachen. „Dai, mach’ dir nichts draus“, so der Studioleiter. Von anderen „Fans“ wurde die junge Frau sexuell belästigt oder übelst beleidigt.

„Während der Liveschaltung haben sie begonnen, mir sehr unfreundliche Dinge zu sagen. Einer hat es sogar gewagt, mir einen Klaps auf den Po zu verpassen. Das ist inakzeptabel. Besonders im Jahr 2021, wenn eine junge Frau wie ich hart arbeitet, um Journalistin zu werden und so ihren Traum zu verwirklichen, ist das nicht hinnehmbar“, so die enttäuschte und verstörte Greta Beccaglia. Der Studioleiter, der nach dem Vorfall vorläufig beurlaubt wurde, wird hingegen von der jungen Frau verteidigt. „Er wollte mir mit seinen Worten lediglich Mut machen“, so Greta Beccaglia.

Instagram/Greta Beccaglia

Nach dem Vorfall erstattete Greta Beccaglia Anzeige. Der Täter konnte bereits am Tag nach der widerlichen Tat als der 45-jährige Andrea Serrani aus Ancona ausgeforscht werden. In einem Radiointerview entschuldigte sich der 45-jährige Fan der Fiorentina, tat den unglaublichen Vorfall aber als „goliardische Geste“ ab. „Ich habe einen Fehler gemacht und entschuldige mich. „Wie ist dir das denn nur in den Sinn gekommen“, haben sie zu mir zu Hause gesagt“, so Andrea Serrani, der seine Tat zutiefst bereut.

Instagram/Greta Beccaglia

Für Andrea Serrani, der ein Restaurant betreibt, kommt es nun knüppeldick. Der römische Kassationsgerichtshof stellte in einem Urteil fest, dass jede Handlung, die in einem Körperkontakt besteht – auch wenn dieser flüchtig und vorübergehend ist – eine sexuelle Gewalttat darstellt. Dieser Fall tritt ein, wenn „die freie Selbstbestimmung des Opfers in ihrer sexuellen Sphäre gefährdet wird.“ Aus diesem Grund stellt die absichtliche Berührung des Gesäßes, auch wenn sie über der Kleidung erfolgt, sexuelle Gewalt und nicht nur eine sexuelle Belästigung dar. Es handelt sich dabei um eine Straftat, die unter den Artikel 609 bis des Strafgesetzbuchs fällt. Eine Belästigung – Artikel 660 des Strafgesetzbuchs – liegt hingegen dann vor, wenn vulgäre Äußerungen sexueller Art oder Handlungen des aufdringlichen Werbens, die keinen sexuellen Missbrauch darstellen, vorkommen.

DENUNCIATO IL MOLESTATORE DI GRETA BECCAGLIA

DENUNCIATO IL MOLESTATORE DI GRETA BECCAGLIAÈ stato identificato e denunciato il tifoso della Fiorentina che sabato scorso ha palpeggiato la giornalista Greta Beccaglia durante una diretta tv. La Procura di Firenze ha aperto un fascicolo per molestie e violenza sessuale.Elisa D'Alto per il Tg3 delle 19 del 29 novembre 2021

Posted by Tg3 on Monday, November 29, 2021

Die Entscheidung des Quästors von Florenz, ihn mit einem dreijährigen Stadionverbot zu belegen, ist noch das kleinste Problem des 45-Jährigen aus Ancona. Aller Voraussicht nach wird sich Andrea Serrani vor Gericht wegen sexueller Gewalt verantworten müssen.

„Ich nehme keine Entschuldigung an. Ich denke, diese Entscheidung ist wirklich wichtig, um diesen Kampf fortzusetzen, denn es ist nicht richtig, was er getan hat. Meine Anzeige gilt seiner Tat, aber auch den hässlichen Taten anderer Personen, die aus dem Stadion gekommen sind. Ich führe diesen Kampf auch für jene Frauen, deren erlittene sexuelle Gewalt von keiner Kamera aufgenommen worden ist“, meint Greta Beccaglia, die fest entschlossen ist, den „Tifoso“ vor Gericht zu bringen.

Instagram/Greta Beccaglia

Greta Beccaglia bekommt Solidaritätsbekundungen von allen Seiten. Viele Frauen, die ihr schrieben, selbst Opfer ähnlicher Taten geworden zu sein, forderten sie auf, die Tat nicht auf sich beruhen zu lassen oder eine einfache Entschuldigung zu akzeptieren. Die Tat, die praktisch live vor aller Augen geschehen war, löste in der italienischen Öffentlichkeit eine lebhafte Debatte aus.

Von: ka