Von: ka
Turi – Nach tagelangen Ermittlungen der Carabinieri wurde der Pfarrer von Turi in Apulien, Don Nicola D’Onghia, wegen fahrlässiger Tötung und Fahrerflucht verhaftet und unter Hausarrest gestellt.
Die schweren Vorwürfe gegen den 54-jährigen Pfarrer von Turi lauten, er habe am 2. April mit seinem Fiat Bravo die 32-jährige Motorradfahrerin Fabiana Chiarappa überfahren, die kurz zuvor gestürzt war. Die Ermittlungen ergaben, dass Don Nicola D’Onghia durch ein Telefongespräch abgelenkt war und aus diesem Grund die auf der Straße liegende, aber noch lebende Fabiana Chiarappa übersehen und überfahren hatte. Seiner Behauptung, er habe geglaubt, gegen einen großen Stein gefahren zu sein, schenkte der Untersuchungsrichter keinen Glauben. „Der Priester telefonierte, als er die Motorradfahrerin überfuhr, und flüchtete“, so der Richter.
Die Ermittler glauben nicht an die Darstellung des Pfarrers von Turi, der nicht bemerkt haben will, dass er Fabiana Chiarappa überfuhr. Don Nicola D’Onghia, der 54-jährige Pfarrer, gegen den wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit Fahrerflucht ermittelt wird, steht deshalb seit Dienstag unter Hausarrest.
Die 32-jährige Rugbyspielerin und Rettungssanitäterin war am Abend des 2. April auf der Landstraße zwischen Turi und Putignano unterwegs, als sie aus noch ungeklärter Ursache die Herrschaft über ihr Motorrad der Marke Suzuki verlor und mit der schweren Maschine gegen eine Trockenmauer prallte. Die junge Frau, die noch lebend auf dem Asphalt lag, wurde nur 20 Sekunden nach dem Unfall von einem Auto erfasst. Wahrscheinlich handelte es sich um den Fiat Bravo von Don Nicola D’Onghia, der gegenüber den Carabinieri aussagte, am Abend an der Unfallstelle vorbeigefahren zu sein und ein Geräusch vom Unterboden gehört, aber weder das Motorrad noch das Mädchen gesehen zu haben.
Nach dem Ergebnis der von der Staatsanwaltschaft angeordneten Autopsie waren weder der Sturz noch der anschließende Aufprall auf die Trockenmauer für den Tod von Fabiana Chiarappa verantwortlich. Chiarappa starb laut dem Gerichtsmediziner, weil sie vom Auto am Kopf getroffen und nach dem ersten Aufprall mehrere Meter über den Asphalt geschleift wurde.
Die Auswertung der Telefonaufzeichnungen von D’Onghia ergab, dass Don Nicola D’Onghia bis elf Sekunden vor dem Zusammenstoß sein Smartphone benutzte. Die Tatsache, dass Don Nicola D’Onghia bis wenige Sekunden vor der Kollision seines Fiat Bravo mit dem Körper von Fabiana Chiarappa mit einer Person telefonierte und nach Beendigung des Gesprächs mehrmals versuchte, einen anderen Teilnehmer zu erreichen, habe ihn abgelenkt, sodass er nicht rechtzeitig bemerkt habe, dass die 32-jährige Frau, die wenige Augenblicke zuvor gestürzt war, auf dem Asphalt lag.
Nach der Rekonstruktion der Staatsanwaltschaft fuhr der Priester zudem mit einer Geschwindigkeit, die der abendlichen Dunkelheit, der engen Landstraße und der durch Nässe rutschigen Fahrbahn nicht angemessen war. Spätere Untersuchungen an D’Onghias Fiat Bravo ergaben Blutspuren am Auto, das einen Riss unter der Stoßstange und eine Verformung durch den direkten Zusammenprall mit dem Helm aufwies.
Seine Aussage, er habe nichts bemerkt, außer dass er gegen etwas gestoßen sei – „einen Stein, einen kleinen Felsbrocken“, so seine Aussage gegenüber den Carabinieri und der Staatsanwaltschaft – wurde von den Ermittlern als nicht glaubwürdig eingestuft. Es sei unmöglich, dass der 54-jährige Priester den Körper der 32-Jährigen mit einem Stein verwechselt habe, der vom Fiat Bravo überrollt und dann einige Meter über den Asphalt geschleift worden sei, so der Ermittlungsrichter, der den Hausarrest anordnete.
Die Ermittlungen ergaben, dass D’Onghia weniger als eine halbe Minute, nachdem er das angebliche Geräusch gehört hatte, an einer wenige hundert Meter entfernten Tankstelle anhielt, um den Wagen auf Schäden zu untersuchen. Nachdem er festgestellt hatte, dass das Auto beschädigt war, rief er seine Schwester zu Hilfe. Als die blauen Sirenen der Rettungs- und Polizeifahrzeuge zu hören waren, machte er sich nicht die Mühe, nach dem Rechten zu sehen, sondern beschloss, mit seiner Schwester und seinem Schwager nach Hause zu fahren.
Die Verhaftung von Don Nicola D’Onghia, der auch an der Theologischen Fakultät von Apulien lehrt, erregt aufgrund der Schwere des Vorwurfs der fahrlässigen Tötung mit Fahrerflucht weit über die süditalienische Region hinaus großes Aufsehen.
Um Fabiana Chiarappa trauern ihre Familie und die Freiwilligen der Rettungskräfte und des Zivilschutzes von Cellamare bei Bari sowie die Mannschaft von Bisceglie Rugby.
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