Von: ka
Bari – In Apulien spielt sich eine Diskussion ab, die an die Südtiroler Debatte zwischen Wolfsbefürwortern und Wolfsgegnern erinnert.
Die Rolle der Wölfe spielen in der süditalienischen Region die Kormorane, die entgegen früherer Gewohnheiten offenbar nicht mehr weiterziehen wollen, sondern sich lieber an den Wolfsbarschen in den Fischzuchtkäfigen weit draußen auf dem Meer gütlich tun. Die Fischzüchter, die ihren eigenen Angaben zufolge durch die gefräßigen Vögel manchmal bis zur Hälfte ihrer Wolfsbarsche verlieren, sind verzweifelt. Die Vogelschützer hingegen winken ab und erklären, dass die Anzahl der Kormorane seit Jahren konstant sei, aber die „Fischbauern“, die sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, fordern harte Gegenmaßnahmen, die Abschüsse miteinschließen.
Viele apulische Fischzüchter haben Tränen in den Augen, wenn sie auf das Meer hinausfahren, um nach ihren in großen schwimmenden Käfigen gehaltenen Wolfsbarschen zu sehen. Der Verkauf der wertvollen Fische war für die Züchter jahrelang ein einträgliches Geschäft, aber seit die hungrigen Kormorane die Käfige plündern, nehmen die Verluste existenzbedrohende Ausmaße an. Grund für diese für die Fischzüchter immer unhaltbarer werdende Lage sollen die immer höheren Temperaturen in Apulien sein, die die „fliegenden Fischjäger“ dazu veranlasst, nicht mehr weiterzuziehen, sondern in der süditalienischen Region zu bleiben, wo sie durch die Fischzuchtkäfige einen reich gedeckten Tisch vorfinden.
„Durch die Tropisierung hat sich ihre Zahl mehr als verdreifacht“, schlägt der lokale Bauernverband Coldiretti Puglia Alarm. Der Verband, der Bauern und Fischer vereint, bezeichnet die Kormorane, die als besonders gefräßig gelten, als ernste Bedrohung der Fischzuchtbetriebe. „Wenn diese Raubtiere einen Käfig zur Hälfte leerfressen, bedeutet das, dass wir den gesamten Gewinn verlieren“, so der Fischzüchter Nello Totogiancaspro gegenüber der Turiner Tageszeitung La Stampa. Er erklärt, dass er zwar nur in seinem eigenen Namen sprechen könne, aber das tiefe Unbehagen aller seiner Kollegen in Worten fassen wolle. In der Tat decken die Versicherungen diese Art von Verlusten nicht ab.
CLIMA: TRIPLICANO CORMORANI IN PUGLIA PER TEMPERATURE OLTRE LA MEDIA; OGNI UCCELLO MANGIA 10KG DI PESCE AL MESECon una temperatura di 2,65 gradi superiore alla media storica, valori mai registrati prima anche a dicembre, c’è l’invasione di cormorani in Puglia, gli uccelli che si cibano di pesce, più che triplicati a causa della tropicalizzazione del clima, con ripercussioni economiche gravi per i pescatori e per gli allevamenti di pesce in mare aperto. E’ quanto afferma Coldiretti Puglia, in relazione al clima anomalo con la finta primavera che manda la natura in tilt e fa proliferare la fauna selvatica, come i cormorani che da migratori sono diventati stanziali in Puglia con danni alla pesca negli allevamenti, in mare ed in laguna. La presenza sempre più invasiva dei cormorani – aggiunge Coldiretti Puglia – viene segnalata dai pescatori in provincia di Bari sia a sud, tra Mola di Bari e Torre a Mare che a nord tra Giovinazzo e Bisceglie, sulla costa di Taranto, nella laguna di Varano, sulla Diga di Capaccio del Celone a Lucera e presso la palude del Lago Salso a Manfredonia, a Gallipoli e sugli oltre 400 chilometri di costa della regione.Per leggere tutto https://bit.ly/3vKIIMK
Posted by Coldiretti Puglia on Monday, January 9, 2023
„Zum Glück sind sie nur in den Wintermonaten in meiner Gegend, dann kehren sie in ihre Heimatländer zurück. Wenn sie es auf dich abgesehen haben, findest du sie hier jeden Tag. Die Kormorane tauchen ins Wasser, dringen in die Käfige ein und fangen die Fische. Die kleineren Fische wie die Barsche stehen bei ihnen besonders hoch im Kurs. Manchmal fressen sie so viele Fische, dass sie Schwierigkeiten haben, sich wieder in die Lüfte zu erheben. Wenn sie nicht imstande sind, ihren Fang zu schlucken, spucken sie die toten Fische wieder aus“, fährt der Fischzüchter fort.
Für Nello Totogiancaspro ist die derzeitige Situation unhaltbar. „So kann ich nicht einmal meine Unkosten decken“, schildert der Fischzüchter die existenzbedrohende Lage seines Betriebs. Laut einer Schätzung von Coldiretti Puglia sollen den Fischzuchtbetrieben durch die Raubvögel rund ein Fünftel ihrer Fische verlorengehen.
Die unter den Fischzüchtern herrschende Alarmstimmung wird aber nicht von allen geteilt. „Die offiziellen Zahlen lassen nicht auf eine massive Zunahme der Kormorane schließen“, kontert der Ornithologe Cristiano Liuzzi die dramatischen Schilderungen der Fischzüchter. „Das Jahr mit der höchsten Anzahl dieser Tiere war das Jahr 2010, als in ganz Apulien 7.980 Kormorane gezählt wurden. Die Zahlen für die Jahre 2021 bis 2022 liegen zwar noch nicht vor, sie dürften aber nur unwesentlich von jenen der vergangenen Jahre abweichen. In jedem Fall sind diese Zahlen zu gering, um diese Alarmstimmung auszulösen“, meint der Ornithologe, der für das Institut für Umweltschutz und -Forschung ISPRA (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) als offiziell beglaubigter Tierzähler tätig ist.
Cristiano Liuzzi fordert diejenigen auf, die über andere Daten verfügen, sich zu melden, und kommt zum Schluss, dass der angeblich dramatische Fischverlust erst noch bewiesen und dokumentiert werden müsse. Zudem, so der Ornithologe, besitze der Großteil der Fische, den die Kormorane fressen, kaum einen kommerziellen Wert.
„Es besteht der Verdacht, dass die Alarmstimmung dazu dienen soll, von der Regierung Entschädigungen zu erhalten oder auf die Politik Druck für die Änderung des Jagdgesetzes auszuüben. Ich sage aber klar, dass der Abschuss von Kormoranen keine Lösung ist“, findet Cristiano Liuzzi harte Worte.
Diese Worte vermögen die Fischzüchter aber kaum zu überzeugen. Unter den Züchtern wird darüber nachgedacht, die Becken und Käfige mit speziellen Barrieren besser gegen die Kormorane zu schützen, was zwar durchaus machbar, aber mit hohen Kosten verbunden ist. Daher findet der Vorschlag, Kormorane zu schießen, vermehrt Zustimmung.