Italienische Impfkampagne soll durchstarten – VIDEO

Draghis Anti-Covid-19-Plan: „200.000 verabreichte Impfdosen am Tag“

Montag, 01. März 2021 | 07:59 Uhr

Rom – Der Anti-Covid-19-Plan des neuen italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi nimmt langsam Formen an.

Während er mit wenigen Abänderungen das von der alten Regierung eingeführte „Farbensystem“, das den verschiedenen Regionen je nach dem vorhandenen Infektionsgeschehen schärfere oder lockerere Corona-Einschränkungen zuteilt, fortführt, hofft Mario Draghi mit einer Beschleunigung der Impfungen auf 200.000 verabreichte Impfdosen am Tag, bis Ende des Sommers die Pandemie zumindest so weit eindämmen zu können, dass ein fast normales Leben wieder möglich ist.

Laut dem ambitionierten Plan der italienischen Regierung könnte bis Ende September sogar die Herdenimmunität erreicht werden. Einen wesentlichen Beitrag dazu sollen die 27 Millionen Impfdosen des erst am Samstag in den USA zugelassenen Impfstoffs des US-Pharmaunternehmens Johnson & Johnson leisten.

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Die Italiener sind der ständig wechselnden Corona-Einschränkungen längst überdrüssig. Je wärmer es wird, desto stärker drängt es die Covid-19-geplagten Bürger des Stiefelstaates ins Freie. In dieser Hinsicht war Mailand nur ein Beispiel von vielen. Das letzte „gelbe“ Wochenende wurde besonders von den jüngeren Städtern der lombardischen Metropole noch einmal so richtig gefeiert. Während am Samstag und Sonntag dichte Menschenmassen aller Altersklassen die beliebtesten Einkaufsstraßen und Flaniermeilen bevölkerten, wurde am Freitag- und Samstagabend im bekannten Ausgehviertel um die „Navigli“ im Freien getrunken, gesungen und bei Ravemusik getanzt. In anderen italienischen Städten und auf den Stränden der Halbinsel boten sich ähnliche Bilder.

Diese Bilder und die Tatsache, dass die wiederkehrenden Lockdowns die italienische Wirtschaft immer weiter nach unten ziehen, aber ganz besonders die ersten Impferfolge Italiens und anderer Länder dürften die Regierung Draghi zu einem Kurswechsel bewogen haben. Ziel ist nun, mit einer Erhöhung der Anzahl der Impfungen von derzeit nicht ganz 100.000 auf 200.000 verabreichte Impfdosen am Tag der Impfkampagne einen entscheidenden Schub zu verleihen.

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Um diese für Ende März anvisierte Verdoppelung der Impfungen zu erreichen, will die Regierung auf die rund 300.000 Freiwilligen des italienischen Zivilschutzes zurückgreifen. Diese Freiwilligen sollen die Ärzte und die Krankenpfleger bei ihrer Arbeit in den Impfzentren unterstützen. Mit dieser Maßnahme und dem Eintreffen von Millionen von Impfdosen soll die tägliche Anzahl von verabreichten Dosen in einem späteren Moment sogar auf 600.000 Dosen hochgeschraubt werden.

Neben den bisher verwendeten Impfstoffen, für die die entsprechenden Hersteller eine Erhöhung der Produktion und der Auslieferungen bereits zugesagt haben, sollen dazu die 27 Millionen Impfdosen des erst am letzten Samstag zugelassenen Impfstoffs des US-Pharmaunternehmens Johnson & Johnson einen wesentlichen Beitrag dazu leisten. Von diesem Impfstoff versprechen sich die Verantwortlichen eine „entscheidende Wende“.

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Auch der Präsident und Geschäftsführer von Janssen Italia, ein Unternehmen des weltweit tätigen amerikanischen Pharmazie- und Konsumgüterherstellers Johnson & Johnson, Massimo Scaccabarozzi, hegt darüber keinen Zweifel. Der italienische Anteil an den von der EU-Kommission bestellten 200 Millionen Impfdosen – 27 Millionen Dosen – wird nicht zuletzt auch dank der Tatsache, dass im Gegensatz zu den Impfstoffen anderer Hersteller das Vakzin von Johnson & Johnson nur ein einziges Mal verabreicht werden muss, einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, wieder zur Normalität zurückzukehren. Ein weiterer Vorteil dieses Impfstoffs ist, dass er in normalen Kühlschränken aufbewahrt werden kann, was die Einrichtung einer größeren Anzahl von Impfzentren wesentlich erleichtern wird.

Laut einer weltweit durchgeführten klinischen Studie beträgt die Wirksamkeit des Impfstoffs von Johnson & Johnson gegen die Corona-Varianten 66 Prozent und gegen schwere Covid-19-Verläufe 85 Prozent. Nach der Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA), mit der für Mitte März gerechnet wird, könnten Italien bis Ende des nächsten Monats bereits 7,3 der 27 Millionen für Italien bestimmten Impfdosen zur Verfügung stehen. Dank des Vakzins von Johnson & Johnson und den Impfstoffen der anderen Hersteller verfolgt die Regierung Draghi das hehre Ziel, bis zum Anfang des Sommers 25 Millionen Italiener zu impfen.

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Wie verschiedene Studien anderer Länder zeigen, würde in Italien diese Anzahl bereits genügen, die Epidemie auf ein erträgliches Maß einzudämmen. Mit den Millionen weiterer Impfdosen – so der Plan der Regierung Draghi – soll mit Ende September die Herdenimmunität erreicht und bis Ende des Jahres ein „Ausstieg“ aus der Corona-Notlage vorbereitet werden.

Beobachter bezeichnen den Impfplan der neuen Regierung Draghi als ambitioniert, schätzen ihn aber nicht als undurchführbar ein. Die Frage wird sein, ob die Impforganisation dazu imstande sein wird, die Millionen von verfügbaren Impfdosen zeitnah verabreichen zu können. In jedem Fall wird die Ausrede, dass nicht ausreichend Impfdosen zur Verfügung stehen, nicht mehr gelten. In den nächsten Monaten werden Millionen von Dosen verschiedener Hersteller in Italien impfbereit sein.


Datenquelle: Commissario straordinario per l'emergenza Covid-19 del Governo Italiano | Open Data su consegna e somministrazione dei vaccini anti COVID-19 in Italia

Von: ka