Von: ka
Rom/Triest/Genua – Am Freitag, den 15. Oktober – den Tag der Einführung des Grünen Passes für die gesamte Arbeitswelt – sind in ganz Italien die Nerven blank gelegen. Am Freitagabend war besonders bei den Behörden die Erleichterung groß. Die befürchteten massiven Proteste auf den Straßen und in den wichtigsten Häfen wie jenen von Triest und Genua, die den Warenverkehr massiv behindert hätten, blieben aus.
GREEN PASS OBBLIGATORIO. LA PROTESTA NON FERMA L’ITALIA
GREEN PASS OBBLIGATORIO. LA PROTESTA NON FERMA L’ITALIA Obbligo di green pass nei luoghi di lavoro. La norma vale per tutti: dipendenti della pubblica amministrazione, di aziende private e lavoratori autonomi. Tutto si è svolto con regolarità. Ci sono state proteste e manifestazioni che però non hanno fermato il Paese. Marco Cosenza e Lucia Sgueglia dal Tg3 delle 19 del 15 ottobre 2021
Posted by Tg3 on Friday, October 15, 2021
In Triest, wo die Gewerkschaft der Triester Hafenarbeiter Clpt ursprünglich geplant hatte, den Hafenbetrieb komplett zum Stillstand zu bringen, begnügten sich die Pass-Gegner damit, auf dem Hafengelände eine große Protestkundgebung abzuhalten. Die Clpt sagte zu, nicht die Eingänge zu blockieren und Hafenarbeitern, die zur Arbeit gehen wollen, nicht den Zugang zum Arbeitsplatz zu verwehren.
„Es gibt keine Blockade. Wer arbeiten will, kann es tun“, so der Sprecher der Hafenarbeitergewerkschaft, Stefano Puzzer. Von den markigen Ankündigungen, solange zu streiken und den Hafen zu blockieren, bis die Regierung den Grünen Pass zurücknimmt, war am Freitag nichts mehr zu spüren. Clpt-Aktivisten, die den Eingang blockieren wollten, wurden von ihren eigenen Kollegen zur Mäßigung aufgerufen.
Nur einige Lastkraftwagen wurden auf den Zufahrtsstraßen daran gehindert, den Hafen zu erreichen. Die Protestkundgebung, an der Tausende von Gegnern des Grünen Passes teilnahmen, ging friedlich über die Bühne. Abgesehen von einigen Behinderungen, die vor allem auf die zu geringe Anzahl der verfügbaren Hafenarbeiter zurückzuführen waren, blieb der Triester Hafen funktionstüchtig.
In Genau hingegen wurden einige Hafenterminals von protestierenden Pass-Gegnern abgeriegelt. Die Kundgebungsteilnehmer ließen den ganzen Freitag hindurch zwar Personen, aber keine Waren passieren. Der Hauptterminal des Hafens war aber vom Protest nicht betroffen, sodass im Genueser Hafen großteils fast normal gearbeitet werden konnte.
GREEN PASS AL LAVORO, L’ITALIA CHE NON SI FERMA
GREEN PASS AL LAVORO, L’ITALIA CHE NON SI FERMAIn vigore da oggi l'obbligo di green pass in tutti i luoghi di lavoro, pubblici e privati. Una prima mattinata trascorsa senza troppi disagi anche se non sono mancati scioperi e proteste da nord a sud.Lucia Sgueglia dal Tg3 delle 14,20 del 15 ottobre 2021
Posted by Tg3 on Friday, October 15, 2021
Auch der groß angekündigte Protest der Lastkraftwagenfahrer blieb bisher aus. Gewerkschaftsquellen zufolge verlief auch in den großen Fabriken Norditaliens der Arbeitstag relativ reibungslos. In den größeren Städten mussten aufgrund streikender Pass-Gegner lediglich einige Bus- und Tramfahrten gestrichen werden. Gegenüber dem Freitag der Vorwoche stieg die Anzahl der Krankenstände allerdings um 23,3 Prozent an. Laut dem nationalen Institut für Sozialfürsorge Inps meldeten sich insgesamt 47.393 Arbeiter und Angestellte des öffentlichen und privaten Sektors am ersten Tag der Einführung des Grünen Passes krank.
In vielen italienischen Städten fanden Protestkundgebungen von Impf- und Pass-Gegnern statt. Laut den letzten Meldungen vom Abend gingen die Kundgebungen laut aber friedlich vonstatten. Symbolhaft für die friedlichen Proteste war die Kundgebung in Rom. Gegnerinnen des Grünen Passes überreichten den Polizeibeamten, die nach den gewalttätigen Ausschreitungen vom vergangenen Samstag auf das Schlimmste vorbereitet waren, vielfarbige Blumen.
Beobachter werten das Ausbleiben des befürchteten „schwarzen Freitags“ als Erfolg der italienischen Zivilgesellschaft. Den zumeist geimpften Arbeitern und Angestellten – in Italien sind über 80 Prozent der impfbaren Bevölkerung geimpft – aber auch dem Großteil der Ungeimpften scheint wenig ferner zu liegen, als das Land mit gewaltsamen Protesten ins Chaos zu stürzen. Auch die meisten Gegner des Grünen Passes ziehen es vor, ihren Protest gegen die Einführung des Grünen Passes auf friedliche Art und Weise zu bekunden.
Politisch gilt der „friedliche Freitag“ als Erfolg der harten Linie von Ministerpräsident Mario Draghi. Draghi hatte in den vergangenen Tagen dem Druck der seine Regierung stützenden Parteien, die Tests kostenlos zur Verfügung zu stellen, nicht nachgegeben. Es bleibt wie ursprünglich geplant beim Grünen Pass mit amtlich festgesetzten günstigen, aber nicht kostenlosen Abstrichen.