Chaos auf der Intensivstation einer Mailänder Klinik am Feiertagswochenende – VIDEO

„Extrem gefährlich“: Falsche Medikamentendosierung und geflohene Pflegerin

Donnerstag, 11. Dezember 2025 | 08:04 Uhr

Von: ka

Mailand – Am langen Feiertagswochenende herrschte auf der Intensivstation des Mailänder Krankenhauses San Raffaele Chaos, das beinahe in einer Tragödie geendet wäre.

Die Ursachenforschung, mit der Inspektoren des Mailänder Gesundheitsbetriebs und des Gesundheitsassessorats der Region Lombardei betraut sind, ist noch im Gange. Es scheint jedoch sicher, dass das unerfahrene Krankenpflegepersonal einer externen Genossenschaft mit der Betreuung der Patienten vollkommen überfordert war. Unter anderem verstanden viele Krankenpflegerinnen kein Italienisch. Besonders bedenklich ist, dass die Verwechslung und Fehldosierung eines Medikaments tragische Folgen hätte haben können.

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„Die Lage war extrem gefährlich“, so ein Arzt. Die umstrittene Entscheidung, die Patientenbetreuung einer externen Krankenpflegegenossenschaft zu übertragen, führte am Dienstag zum Rücktritt des Krankenhausdirektors. Der für Gesundheit und Soziales zuständige Regionalassessor Guido Bertolaso bezeichnete die Vorfälle als „schwerwiegend” und kündigte eine lückenlose Aufklärung an.

Facebook/IRCCS Ospedale San Raffaele

Der Verwaltungsrat der San-Donato-Gruppe, zu der das Mailänder San Raffaele gehört, kam am Dienstagmorgen aufgrund der Ereignisse der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Er gab bekannt, dass er sich einstimmig für die Amtsenthebung des Krankenhausdirektors Dr. Francesco Galli ausgesprochen habe. Sein Nachfolger bestätigte die uneingeschränkte Bereitschaft des Krankenhauses und aller beteiligten Fachkräfte, um absolute Transparenz zu gewährleisten und vor allem die Gesundheit und Sicherheit der Bürger zu schützen.

Doch was war geschehen? Auslöser für den Rücktritt des Direktors war die chaotische Situation, die am langen Feiertagswochenende auf der Intensivstation des San Raffaele herrschte. Die Gewerkschaften hatten dies angeprangert: Im dritten Stock des Krankenhausflügels, in dem sich die Intensivstationen befinden, hatte das von einer externen Genossenschaft bereitgestellte Pflegepersonal große Probleme mit den Abläufen, der Verabreichung von Medikamenten und der Zusammenarbeit mit den Ärzten.

APA/APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Das Krankenhaus war daher gezwungen, den Zugang zur Station über die Notaufnahme vorübergehend zu sperren und die kritischsten Patienten auf andere Stationen zu verlegen. Angesichts dieser Schwierigkeiten wurde ein Krisenstab eingerichtet. Auf den Stationen mit intensivmedizinischen Bereichen traten festangestellte Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger ihren Dienst an. Laut Gewerkschaftsangaben wurden Mitarbeitern, die dazu bereit waren, einzuspringen, hohe Prämien angeboten: 600 Euro für die Tagesschicht und 1.000 Euro für die Nachtschicht.

Soweit bekannt ist, hatte sich die Sanitätsdirektion sofort gegen die Entscheidung von Direktor Galli ausgesprochen, den Pflegedienst für die Patienten des Flügels, in dem sich die Aufnahme und die Intensivstation befinden, an Krankenpflegepersonal einer externen Genossenschaft auszulagern. Der Direktor setzte sich jedoch über alle Bedenken hinweg. Das Personal war schlecht darauf vorbereitet, Patienten in kritischem oder lebensbedrohlichem Zustand zu versorgen. Schon der kleinste Fehler kann hier entscheidend sein. Zudem hätten die mangelnden Italienischkenntnisse des Personals fatale Folgen haben können.

 

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So kam es, dass eine Krankenpflegerin das für die Behandlung von Herzrhythmusstörungen unverzichtbare Medikament Amiodaron mit einem anderen verwechselte und dem Patienten statt der verschriebenen Dosis die zehnfach höhere verabreichte. Ein Kollege war nicht in der Lage, die nicht-invasive Beatmung eines Patienten durchzuführen. Die Pflegerin, die Amiodaron mit dem nicht existierenden „Modaron” verwechselt hatte, soll laut Anzeige des ärztlichen Notdienstes um 5.00 Uhr morgens sogar die Station verlassen haben – möglicherweise, weil ihr bewusst war, dass sie nicht über die erforderliche Ausbildung verfügte, um in einer Abteilung mit Intensivpatienten zu arbeiten.

Auch der Regionalassessor für Gesundheit und Soziales, Guido Bertolaso, äußerte sich zu den Ereignissen in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember in einem der Vorzeigekrankenhäuser des lombardischen Gesundheitssystems. Er bezeichnete die Vorfälle als „schwerwiegend” und kündigte eine lückenlose Aufklärung an. Zu diesem Zweck ordnete er die sofortige Einleitung einer Untersuchung durch den lokalen Sanitätsbetrieb an.

 

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Laut Bertolaso soll die Untersuchung dazu dienen, „genau zu rekonstruieren, was passiert ist, und eventuelle organisatorische oder verfahrenstechnische Probleme zu überprüfen. Der zuständige Sanitätsbetrieb werde mit größter Sorgfalt vorgehen, alle Beteiligten anhören und die erforderlichen Unterlagen einholen. Am Ende der Untersuchung „werden alle angemessenen Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass sich ähnliche Situationen nicht wiederholen können”, fügte Bertolaso hinzu.

Der Fall schlägt im italienischen Gesundheitswesen hohe Wellen. Experten zufolge zeigt das Chaos, das in dieser Nacht herrschte, augenscheinlich, was passieren kann, wenn unerfahrenes und mangelhaft ausgebildetes Pflegepersonal mit der Betreuung heikler Krankenhauspatienten beauftragt wird. Es hätte leicht zu einer Tragödie kommen können.

 

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