Für Video Mutters Auto gestohlen, 16.000 Euro Strafe – VIDEO

“Fahr, fahr, die Gänge lege ich rein”

Montag, 10. Juli 2023 | 08:06 Uhr

Giussano – Die unfassbare „Mode“, mit Autos durch die Gegend zu rasen, dabei Videos zu drehen und diese später in den sozialen Netzwerken zu veröffentlichen, um damit Geld zu verdienen oder auch nur anzugeben, reißt leider nicht ab.

Es war nur dem Glück zu verdanken, dass eine zwei Nächte dauernde Irrfahrt eines 16-Jährigen, der den Kleinwagen seiner Mutter entwendet hatte, nicht wie in Casal Palocco in Rom in eine Tragödie mündete. Der bereits den Carabinieri als gestohlen gemeldete, arg in Mitleidenschaft gezogene Fiat Cinquecento wurde vom Jugendlichen einfach abgestellt. Die Videos, die die Minderjährigen drehten, lassen kaum Zweifel aufkommen. „Fahr, fahr, die Gänge lege ich rein“, ist einer der Jugendlichen im Video zu hören.

ANSA/STRINGER

Von der Tragödie des fünfjährigen Manuel aus Casal Palocco, der bei einem Autounfall mit dem Lamborghini Urus eines „YouTubers“ ums Leben gekommen war, scheint eine Gruppe von Minderjährigen aus der Brianza bei Mailand überhaupt nichts gelernt zu haben. Es war nur dem Zufall zu verdanken, dass die Jugendlichen, von denen einer das Auto seiner Mutter entwendet hatte, während ihrer zwei Nächte dauernden Irrfahrt durch der Brianza keinen Unbeteiligten töteten. Durch die Ermittlungen der Carabinieri, die auch das Video sicherstellten, kam die „Wettfahrt“ ans Licht.

Vor einigen Tagen ging bei den Carabinieri von Giussano mitten in der Nacht eine seltsame Meldung ein. Laut der Anzeige war einer 38-jährigen Frau aus Brianza, die mehrere Tage lang nicht mehr zu Hause gewesen war, ihr Kleinwagen, ein Fiat Cinquecento, gestohlen worden. Kurze Zeit später verständigte jedoch der Vater dieser Frau die Carabinieri, um ihnen mitzuteilen, dass er den stark beschädigten Kleinwagen in der Nähe des Friedhofs von Giussano gefunden hatte.

Die Carabinieri begaben sich sofort zum Fundort des Fahrzeugs. Sie stellten fest, dass die beiden Seiten und die Stoßfänger des Autos völlig zerkratzt und zerbeult waren und der Schlüssel im Zündschloss steckte. Neben dem Auto standen der ältere Mann und sein 16-jähriger Enkel. Auf den Zustand des Autos angesprochen, konnte der 16-Jährige, der der Sohn der Autobesitzerin war, keine glaubwürdige Aussage zu seiner Rolle bei allen Geschehnissen machen.

Ihrem Verdacht folgend, dass hinter dem angeblichen „Autodiebstahl“ etwas ganz anderes stecken könnte, stellten die Carabinieri weitere Nachforschungen an. Nach der Vernehmung des 16-Jährigen und der Befragung weiterer Zeugen kam die ganze Wahrheit ans Tageslicht. Nachdem er im Haus die Autoschlüssel entdeckt hatte, „entwendete“ der 16-Jährige den Fiat Cinquecento seiner Mutter. In der Folge fügten sich alle Zeugenaussagen mit Indizien und Beweisen zu einem Gesamtbild zusammen.

Carabinieri

Die Abwesenheit der Eltern ausnutzend, feierten vier Jugendliche im Haus der Mutter des 16-Jährigen eine Party. Nachdem der 16-Jährige die Autoschlüssel gefunden hatte, beschlossen sie, sich untereinander abwechselnd im Innenhof der Villa mit dem Kleinwagen das Rangieren und Parken zu üben.

Kurze Zeit später war ihnen das aber zu „langweilig“. Sie lenkten den Fiat Cinquecento auf die Straße und machten in der Folge zwei Nächte lang die Straßen der Brianza unsicher, wobei sie sich mehrmals am Steuer abwechselten. Während einer am Steuer saß, drehten die anderen derweil Videos. Die Aufnahmen lassen kaum Zweifel aufkommen. „Fahr, fahr, die Gänge lege ich rein“ und „Mach von mir ein Video, dann darfst du ans Steuer“ ist in den Aufnahmen unter dem Gelächter der anderen jugendlichen Insassen zu hören.

„Zweck“ der gefährlichen Raserei war, die Videos auf der Seite in den sozialen Netzwerken „maresciallo_ciprendi“ zu posten und dadurch so viele Likes wie möglich zu erhalten. Neben dem Fiat Cinquecento, der an allen vier Seiten stark beschädigt wurde, wurden durch die „wilde Fahrt“ der Jugendlichen sowohl zwei geparkte Autos in Mitleidenschaft gezogen als auch ein Torpfosten entwurzelt.

Carabinieri Monza Brianza

Eine der wichtigsten Zeugenaussagen war jene der Großmutter des 16-Jährigen. Nur wenige Tage vor der „Irrfahrt“ hatte sie mit ihrem Enkel über die Tragödie in Rom gesprochen, bei der ein „YouTuber“ auf der Suche nach Likes und Geld den Tod des kleinen Manuel verursacht hatte.

Für die Jugendlichen, aber auch für die Mutter des 16-Jährigen kommt es nun knüppeldick. Nach Abschluss der Ermittlungen wurden wegen Fahrens ohne Führerschein und unvorsichtiger Verwahrung des Autos und seiner Schlüssel Bußgelder in Höhe von insgesamt 16.000 Euro verhängt. Der Fiat Cinquecento selbst wurde von den Behörden beschlagnahmt. Zudem werden die „jugendlichen Fahrer“ sowie ihre Eltern für alle entstandenen Schäden aufkommen müssen.

ANSA/EMANUELE VALERI

All diese Bußgelder und Schadenersatzzahlungen verblassen aber gegenüber der Tragödie von Casal Palocco. Wäre in diesen zwei Nächten eine Person ums Leben gekommen, wäre daraus für die Jugendlichen und ihre Familien eine finanzielle und moralische Katastrophe entstanden.

Von: ka