„Ehewillige“ Sardin kann dank Interpol nach Italien zurück

Fehlgeschlagene “Scheinehe”: 47-Jährige in Marokko aus Gefangenschaft befreit

Sonntag, 12. Januar 2020 | 08:05 Uhr

Marokko/Marrakesch – Dank internationaler Zusammenarbeit zwischen Polizeidienststellen fand der unglaubliche Fall einer 47-jährigen Sardin, die nach einem gescheiterten Anbahnungsversuch einer „Scheinehe“ von ihrem Ehemann in spe in einem Dorf im Hinterland von Marrakesch festgehalten wurde, ein glückliches Ende. Die 47-Jährige hatte sich dazu überreden lassen, den 27-jährigen Neffen ihrer marokkanischen Freundin zu heiraten. Vom 27-Jährigen, der mit der Heirat in Italien einen ständigen Aufenthaltsstatus erhalten hätte, hätte die Sardin 5.000 Euro erhalten. Nachdem aufgrund bürokratischer Schwierigkeiten die Eheanbahnung Schiffbruch erlitten hatte, verschleppte der Mann die Frau in sein Heimatdorf.

Die unglaubliche Geschichte nahm ihren Angang im letzten Herbst. Eine 47-jährige Sardin ließ sich von einer mit ihr befreundeten Marokkanerin dazu überreden, ihren 27-jährigen Neffen zu ehelichen. Der 27-jährige Marokkaner – so der ursprüngliche Plan – hätte mit der Heirat in Italien einen ständigen Aufenthaltsstatus erhalten, während die Sardin für die Einwilligung in die Ehe im Gegenzug 5.000 Euro erhalten hätte. Zur Abwicklung aller bürokratischen Heiratsformalitäten begab sich die Sardin im November nach Marokko. Die 47-Jährige, die anscheinend das Geld gut gebrauchen konnte, war davon überzeugt, nach wenigen Tagen nach Italien zurückzukehren.

Aber es kam ganz anders. Die bürokratischen Schwierigkeiten, die mit der Scheidung von ihrem ersten Mann – es handelte sich bei ihm ebenfalls um einen Marokkaner – zusammenhingen, ließen die 47-Jährige zur Einsicht kommen, dass die Ehe mit dem 27-Jährigen vielleicht doch keine so gute Idee war. Zu ihrem Schrecken musste sie aber bald erkennen, dass der Ehemann in spe und dessen Angehörige ihr nicht die Rückkehr nach Sardinien erlauben würden. Die Frau wurde von der Familie entführt und in ein Dorf, das sich im Hinterland von Marrakesch befindet, verschleppt. In einem Zimmer mit vergitterten Fenstern eingesperrt, war die Frau gezwungen, ohne Kontakt zur Außenwelt sich nur mit Milch und Keksen zu ernähren. Allerdings gelang es der 47-Jährigen, ihr Handy vor dem Mann und seinen Familienangehörigen zu verbergen.

Mithilfe des Telefons konnte die entführte Sardin einen Kontakt mit ihrer Schwester auf Sardinien herstellen. Als die Schwester bemerkte, dass die 47-Jährige vom Ehemann in spe verschleppt worden war, begab sie sich zur Quästur von Sassari und erstattete Anzeige. Die Quästur verständigte sofort den Servizio Cooperazione Internazionale di Polizia(S.C.I.P.), (Dienst für internationale Zusammenarbeit der Polizeidienststellen, Anmerkung der Redaktion), der sich umgehend auch mit Interpol in Verbindung setzte.

In der Zwischenzeit erlitt die gefangene Sardin bei einem Fluchtversuch, in dessen Verlauf sie von einer Terrasse im dritten Stock in die Tiefe gesprungen war, schwere Verletzungen an beiden Beinen. Nichtsdestotrotz verweigerten ihr die Entführer jegliche medizinische Versorgung und sperrten sie zurück in ihr Verlies.

Aber es nahte Rettung. Dank der vom S.C.I.P. in die Wege geleiteten Ermittlungen, der Zusammenarbeit verschiedener Polizeidienststellen sowie der Unterstützung durch einen Sicherheitsexperten in Rabat konnte die Frau ausfindig gemacht werden. Der 27-Jährige wurde von der königlichen marokkanischen Gendarmerie festgenommen. Die Frau hingegen wurde von Rettungskräften erstversorgt und in Erwartung, dass ihr die Ärzte die Ausreise nach Italien gestatten, in ein Krankenhaus eingeliefert.

Die Entführung der Sardin erregte in der italienischen Öffentlichkeit großes Aufsehen.

Von: ka