Von: ka
Neapel – Der Mord an der damals 22-jährigen Gelsomina Verde war das vielleicht grausamste Verbrechen der Camorra. Die junge Frau, deren einzige „Schuld“ es war, mit einem Mitglied eines rivalisierenden Camorra-Clans liiert gewesen zu sein, wurde vor 19 Jahren, am 21. November 2004, von Killern der Camorra in eine Falle gelockt, gefoltert, ermordet und verbrannt.
Nachdem im Jahr 2006 bereits einer ihrer Mörder zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden war, klickten nach Aussagen von Abtrünnigen des Organisierten Verbrechens und dem folgenden Wiederaufnahmeverfahrens für zwei weitere Camorristi die Handschellen. Luigi De Lucia und Pasquale Rinaldi werden von Staatsanwaltschaft von Neapel beschuldigt, die eigentlichen Vollstrecker des grausamen Mordes an der jungen Frau gewesen zu sein.
19 Jahre nach dem grausamen Mord an Gelsomina Verde konnten die mutmaßlichen Täter verhaftet werden. Luigi De Lucia und Pasquale Rinaldi – Letzterer ist unter seinesgleichen besser unter seinem Spitznamen „O’ Vichingo“, der Wikinger, bekannt – werden von Staatsanwaltschaft von Neapel beschuldigt, im Auftrag des Camorra-Clans der Di Lauro die damals 22-Jährige in eine Falle gelockt und sie nach stundenlanger Folter erschossen und zusammen mit einem Auto verbrannt zu haben.
Die Ermordung der jungen Frau wurde im Rahmen der berüchtigten Blutfehde zwischen dem Comorra-Clan der Di Lauro und den „abtrünnigen Verrätern, der „Scissionisti““ des Clans Amato-Pagano verübt. Während dieser Blutfehde, die die „Erste Fehde von Scampia“ genannt wird, wurden während der beiden Jahre 2004 und 2005 in den Stadtvierteln Secondigliano und Scampia von Neapel sowie in den umliegenden Kleinstädten Melito, Mugnano, Casavatore und Arzano fast täglich Mitglieder der beiden zutiefst untereinander verfeindeten Clans ermordet.
Nach der grausamen „Rachelogik“ der Camorra-Clans musste die 22-jährige Gelsomina Verde, die damals in einer Lederwarenfabrik arbeitete, sterben, weil sie mit einem der führenden Mitglieder der Amato-Pagano, der „Scissionisti“, Gennaro Notturno, bekannt als „O’ Saracino“, eine Beziehung eingegangen war, die sie aber bereits mehrere Monate vor ihrer barbarischen Ermordung beendet hatte.
Laut einer Rekonstruktion des Tathergangs wurde Gelsomina Verde mit einer List in einen Hinterhalt gelockt, von mehreren Männern entführt und anschließend stundenlang gefoltert. Vermutlich um die Spuren der Folterungen zu verwischen, wurde die 22-Jährige, nachdem man sie mit drei Schüssen in den Hinterkopf getötet hatte, in ein Auto gelegt und verbrannt. Aufgrund seiner Abscheulichkeit und der Tatsache, dass Gelsomina mit dem Organisierten Verbrechen nichts zu tun hatte, sorgte der grausame Mord weit über Neapel hinaus für großes Entsetzen.
Bereits in den ersten Jahren nach der Bluttat wurden wegen dieses Mordes Pietro Esposito, der die junge Frau zum Treffen mit den Mördern geführt hatte, und Ugo De Lucia, der als Leiter einer der Killerkommandos der Di Lauro den mörderischen Hinterhalt geplant hatte und an dessen Umsetzung beteiligt gewesen war, jeweils zu einer jahrelangen Freiheitsstrafe und zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Dank der Aussagen einiger „Pentiti“ – Abtrünniger der Camorra – wurde im Jahr 2020 der Fall neu aufgerollt. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die drei Jahre in Anspruch nahmen, konnten fast 19 Jahre nach der Tat die mutmaßlichen Vollstrecker des Mordbefehls der Di Lauro, Luigi De Lucia und Pasquale Rinaldi, verhaftet werden.
Dopo diciannove anni, arriva una svolta nelle indagini sull'omicidio di Gelsomina Verde, vittima di una vendetta trasversale tra clan di camorra. pic.twitter.com/5dbPuPdipN
— Tg3 (@Tg3web) July 27, 2023
Während Pasquale Rinaldi in seinem Haus in Castel Volturno in der Provinz Caserta aufgespürt werden konnte, wurde Luigi De Lucia in seiner Wohnung in Massa Carrara, wo er sich aufgrund einer anderen Straftat in Hausarrest befand, festgenommen. Nach einem ersten Verhör wurden beide in die Haftanstalt von Neapel überstellt. Die gegen die beiden mutmaßlichen Täter vorliegende Beweislast soll erdrückend sein. Im Falle einer Verurteilung winkt beiden eine lebenslängliche Freiheitsstrafe.
Gelsomina Verde widerfährt endlich Gerechtigkeit. Die Ermordung der jungen Frau wurde zum Symbol für die kalte Grausamkeit der Camorra. Ihr zum Gedenken und in Anlehnung an ihren Fall wurde die neunte Episode der ersten Staffel der italienischen Fernsehserie Gomorrha, die auf dem gleichnamigen Roman des italienischen Autors Roberto Saviano aus dem Jahr 2006 basiert, gewidmet. Der Titel der Episode heißt „Gelsomina Verde“. Diese Bluttat ist in Neapel unvergessen.