Für positive Noten Nacktfotos verlangt? – VIDEO

Gegen sexuelle Belästigung: Schüler besetzen Oberschule

Mittwoch, 09. Februar 2022 | 07:10 Uhr

Castrolibero – Nachdem eine heute volljährige Schülerin wegen sexueller Belästigung Anzeige erstattet hatte, haben die Schüler des Wissenschaftlichen Lyzeums „Valentini-Majorana“ von Castrolibero bei Cosenza aus Protest das Gebäude ihres Lyzeums besetzt. Laut den Anschuldigungen habe einer der Lehrer über Jahre hinweg Schülerinnen sexuell belästigt und für positive Bewertungen Nacktfotos verlangt, wobei dieses Verhalten von der Schulleitung gedeckt worden sein soll.

Eine Schülerin, die laut ihrer Aussage bereits in der ersten Klasse belästigt worden war, brachte durch ihre Anzeige den Fall ins Rollen. Dabei kam zutage, dass während der letzten Jahre viele Schülerinnen von ein und demselben Lehrer belästigt worden seien. Inzwischen nahm die Staatsanwaltschaft von Cosenza Ermittlungen auf. Das römische Unterrichtsministerium kündigte an, den Fall zu untersuchen und zu diesem Zweck Inspektoren zu entsenden.

Instagram/call.out.valentini.majorana

Der unglaubliche Fall kam an die Öffentlichkeit, als eine heute volljährige Schülerin den Mut fand, sich an die Carabinieri zu wenden und gegen einen ihrer Lehrer Anzeige zu erstatten. Sie gab an, dass sie im Jahr 2017, als sie in der ersten Klasse des Wissenschaftlichen Lyzeums „Valentini-Majorana“ gewesen war, von einem Lehrer sexuell bedrängt und belästigt worden sei. Die Schülerin berichtete, dass der Lehrer für eine positive Note ein Nacktfoto verlangt habe, wobei dieses Verhalten von der Schulleitung gedeckt worden sei.

„Für einen Sechser hat mich mein Lehrer um ein Nacktfoto gebeten. Eine Freundin, die den Vorfall gesehen hat, hat mich zur Schuldirektorin begleitet. Es ist aber nichts passiert. Der Lehrer unterrichtet immer noch an der Schule“, so die Schülerin.

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„Es gibt Lehrer, die mich unterstützen und bereit sind, zu meinen Gunsten auszusagen. Ich habe den Mut zur Anzeige auch deshalb gefunden, weil meine Mitschülerinnen und Mitschüler die Schule besetzt haben und mir damit ihre Solidarität zeigen“, fügt die junge Frau hinzu.

Mit der Hilfe eines Zentrums gegen Gewalt an Frauen richtete die Schülerin ein Instagram-Profil – „call.out.valentini.majorana“ – ein, auf dem Opfer und Zeugen ihre Aussagen posten können. Laut den auf dem Profil geposteten Zeugenaussagen und Opferberichten hat der betreffende Lehrer über viele Jahre hinweg Schülerinnen bedrängt und sexuell belästigt. Zudem sei er während des Unterrichts immer wieder wegen unflätiger Äußerungen und sexueller Anspielungen auffällig geworden. Immer wieder habe der Lehrer Jugendliche dazu aufgefordert, ihm im Gegenzug für gute Bewertungen Nacktfotos zu schicken. Obwohl sich Schülerinnen mehrmals an die Direktorin gewendet hätten, sei diese immer untätig geblieben.

Nach der ersten Anzeige erhielten die Carabinieri einen Umschlag, der rund 20 Aussagen von Opfern – einige mit Vor- und Nachnamen unterschrieben und andere anonym – enthält.

Auf die erste Anzeige hin leitete die zuständige Staatsanwaltschaft von Cosenza ein Ermittlungsverfahren ein. Gleichzeitig kündigten auch das regionale Schulamt von Kalabrien und das römische Unterrichtsministerium an, die Vorfälle zu untersuchen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen. Unterrichtsminister Patrizio Bianchi drückte der Schulgemeinschaft seine „ganze Unterstützung und Verbundenheit“ aus. Patrizio Bianchi teilte mit, unter voller Wahrung der Vorrechte der Justiz zur Prüfung der Anschuldigungen in die Schule Inspektoren zu entsenden.

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Die Schule hingegen versicherte den Schülern und ihren Eltern, dass „die Schule ein sicherer Ort“ sei. Das unterrichtende Personal ließ mitteilen, dass es kein Fehlverhalten dulde, ruft aber im gleichen Atemzug dazu auf, dass bis zum gerichtlichen Urteil die Unschuldsvermutung gilt.

Derweil ziehen die Anschuldigungen, dass Schülerinnen des Wissenschaftlichen Lyzeums „Valentini-Majorana“ über viele Jahre hinweg verschiedenen Formen sexueller Angriffe ausgesetzt gewesen seien, immer weitere Kreise. Inzwischen sollen nicht weniger als drei Lehrer im Fall verwickelt sein. Ermittlern zufolge steht die Untersuchung des Falls erst am Anfang.

Von: ka