Claut/Pordenone/Udine – Eine Gruppe junger Bergwanderer, die leichtsinnigerweise anstatt mit geeigneten Bergschuhen nur mit Sandalen an den Füßen eine hochalpine Wanderung unternommen hatte, löste eine Rettungsaktion samt Hubschraubereinsatz aus.
Als die Gruppe in rund 2.000 Metern Seehöhe in von Muren durchzogenes, steiles Berggelände geriet, wo die fast glatten Sohlen ihrer Sandalen keinen Halt mehr fanden, blieb den beiden jungen Paaren nichts mehr anderes übrig als die Notrufnummer zu wählen. Zusammen mit einem Rettungshubschrauber stiegen die Bergretter des Bergrettungsdienstes von Forni di Sopra auf, um die Gruppe und ihren Hund aus dem steilen und felsigen Gelände zu bergen. Nach der erfolgreichen Rettungsaktion, die dem Steuerzahler rund 10.000 Euro kostete, ergoss sich über die leichtsinnigen und verantwortungslosen Bergwanderer im Netz ein wahrer Shitstorm. Viele Leser und Kommentatoren forderten, ihnen nicht nur die Kosten für den gesamten Rettungseinsatz zu berechnen, sondern sie auch mit einem Bußgeld zu belegen.
Bergretter ärgern sich immer wieder, wenn sie zu einem Rettungseinsatz ausrücken müssen, um Bergwanderer und Bergsteiger zu retten, die für Hochgebirgstouren ungeeignete Kleidung oder Schuhe tragen. Schauplatz eines besonders eklatanten Falles dieser Art, der auf vollkommen ungeeignetes Schuhwerk zurückzuführen war, war das Berggebiet der Val Settimana in der Gemeinde Claut in den Friulanischen Alpen.
Am Hochunserfrauentag gegen 10.00 Uhr brach eine vierköpfige Gruppe von Wanderern aus Padua – zwei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 29 und 33 Jahren – samt ihrem Hund von der Pussa-Hütte in der Val Settimana auf, um eine längere und recht anspruchsvolle Ringwanderung zu unternehmen, die sie nach der Besteigung des Monte Rua über die Casera Pramaggiore nach mehreren Stunden schließlich wieder zur Pussa-Hütte zurückführen sollte. Anstatt für diese hochalpine Wanderung geeignetes Schuhwerk mit einer entsprechenden Sohle anzuziehen, trugen die vier jungen Leute aber nur Sandalen mit schwachem Profil, die sich für eine leichte Treckingtour, aber nicht für einen Hochgebirgspfad eigneten.
Am späten Nachmittag, als die Sonne bereits tief am Horizont stand, geriet die Gruppe in rund 2.000 Metern Seehöhe in steiles Berggelände, wo einige Tage vorher nach einem schweren Unwetter mehrere Muren abgegangen waren. Da die fast glatten Sohlen ihrer Sandalen im vermurten Gelände keinen Halt mehr fanden und es bereits zu spät war, um vor Einbruch der Dunkelheit zur Hütte zurückkehren zu können, setzte die Gruppe einen Notruf ab.
Von der Notrufzentrale alarmiert stiegen mit Unterstützung des Hubschraubers die Bergretter des Bergrettungsdienstes von Forni di Sopra am frühen Abend auf, um die Gruppe junger Leute und ihren Hund aus dem steilen und felsigen Gelände unter dem Monte Rua zu bergen. Mithilfe der Seilwinde wurden nacheinander die vier jungen Wanderer und ihr Hund aus dem vermurten Gelände in den Hubschrauber geholt und hinunter ins Tal gebracht.
Der Rettungseinsatz war allein auf dem Leichtsinn und der Verantwortungslosigkeit der offensichtlich vollkommen bergunerfahrenen Wanderer geschuldet. Das Wetter war für eine solche Wanderung zufriedenstellend. Hätten die vier jungen Paduaner Bergschuhe getragen und wären sie früh genug von der Hütte aufgebrochen, hätten sie nie Alarm schlagen müssen.
In Anbetracht, dass die Kosten des Rettungshubschraubers des Typs Airbus H145 100 Euro pro Flugminute weit übersteigen, verschlang der Einsatz fast 10.000 Euro an öffentlichen Geldern. Zu bedenken ist auch, dass es sich bei den Bergrettern um ehrenamtliche Freiwillige handelt, die für ihre Einsätze ihre Freizeit opfern.
Im Gegensatz zu anderen Gebirgsregionen kostet es den Verunglückten derzeit jedoch noch nichts, sich in den Bergen von Friaul-Julisch Venetien zu verirren oder zu verletzen. Der Hubschrauber-Rettungsdienst für Bergunfälle ist kostenlos. Die Kosten für solche Einsätze werden in Friaul-Julisch Venetien noch immer zur Gänze von der Region, also vom Steuerzahler, übernommen.
In anderen Regionen des Alpenbogens hingegen wurde für Einsätze, die nicht als lebensrettend gelten oder die auf den Leichtsinn der Geretteten zurückzuführen sind, eine Art „Super-Ticket“ eingeführt. In der Region Venetien beispielsweise können Leichtsinnige unter Umständen mit bis zu 7.500 Euro an den Rettungskosten beteiligt werden. Im Aostatal werden den Geretteten bei ähnlichen Rettungseinsätzen bis zu 137 Euro pro Minute berechnet. In unserer Region, in der Lombardei und im Piemont sind die geforderten Beträge zwar niedriger, liegen aber immer noch bei rund 1.000 Euro.
Es ist daher keine Überraschung, dass nach der erfolgreichen Rettungsaktion, die dem Steuerzahler rund 10.000 Euro kostete, sich über die leichtsinnigen und verantwortungslosen Bergwanderer im Netz ein wahrer Shitstorm ergoss. Insbesondere auf der Facebook-Seite der Bergrettung wurden Forderungen laut, den vier „Bergwanderern“ nicht nur die Kosten für den gesamten Rettungseinsatz zu berechnen, sondern sie auch mit einem saftigen Bußgeld zu belegen. Zugleich ist unter den Lesern und Kommentatoren der Ärger darüber groß, dass in Friaul-Julisch Venetien – Zitat eines Internetnutzers – „selbst noch der letzte „Berg-Pollo“ gratis vom Berg geholt wird“. „Das Regionalgesetz muss unbedingt geändert werden“, so der Tenor der Kommentatoren.
Weniger heißblütige Internetnutzer weisen jedoch vielmehr darauf hin, dass der Rettungseinsatz erfolgreich war. In anderen zutiefst traurigen Fällen hatten Leichtsinn und Verantwortungslosigkeit von Bergfreunden oftmals ihnen selbst und manchmal auch ihren Rettern das Leben gekostet.
Von: ka
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52 Kommentare auf "Großer Leichtsinn: Touristen im Hochgebirge mit Sandalen unterwegs"
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Den Einsatz zahlen machen, dann werden sie vielleicht ein anderes mal besseres Schuhwerk tragen!
…wir tun alles für Touristen…
Das wäre eigentlich logisch, aber da gäbe es einen Aufschrei 🫢
@doolin:
Bei uns muss man sehr wohl zahlen, der Vorfall ereignete sich im Friaul wo die Einsätze kostenlos sind.
Ja beim Arbeiten muss man auch immer geeignete Schutzausrüstung tragen, kenne einen Fall wo sich ein Arbeiter auf einer Baustelle am Fuß verletzt hat, zuerst wurden Behandlungskosten und Arbeitsausfall bezahlt, da er aber anstatt der vorgeschriebenen Sicherheitsschuhe nur Turnschuhe getragen hat bekam er in einem zweiten Moment vom INAIL eine Rechnung präsentiert..
Grantelbart,wo hast du diese Info?
@pingo:
Steht alles im Bericht. Bitte selbst nachlesen
Na ja, den Einsatz zahlen wird bei 10.000 Euro dann wahrscheinlich ein Streitfall. Und zum Schluss wird er nicht bezahlt.
Ein Kompromiss wäre auch was. Zumindest 1.000 Euro pro Kopf als Mindestzahlung für einen unsinnigen Hubschraubereinsatz….mit Möglichkeiten nach oben je nach Einsatz. Dann wird auch zumindest auch mitgezahlt.
Die Berge sind zu einem “Lunapark” verkommen, durch unsere freiwilligen Bergretter werden ja due Leute immer und überall gerettet, es fehlt einfach der Respekt vor den Bergen
jo, du sogsch es! es fahlt schlicht der respekt vor den bergen ung genau so für de retter de zu oft als taxi missbraucht wern ober a vor de steuerzohler de de rechnung begleichn!
@Staenkerer vorallem wenn die Retter aufgrund von falscher Zeitplanung bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit ihr Leben riskieren müssen
Wie wär’s mit einer verpflichtenden Versicherung für Bergtouren? Fast überall sonst darf man für die eigenen Fehler bezahlen, aber wegen Dummheit oder oft auch Faulheit die Bergrettung rufen zu können, ist kostenlos.
Es gibt leider noch keine Regelungen dafür, wan die “Geretteten” zur Kasse gebeten werden sollten.
Kann nachvollziehen was du meinst aber ist es tatsächlich so, dass wir uns in der modernen Welt für und gegen alles versichern müssen oder sollten? Wer offensichtlich Fehler macht, wie diese Touris sollen den Einsatz bezahlen und gut ist. Das spricht sich früher ider später schon rum.
Das selbe Prinzip gilt in der Notaufnahme ja auch schon.
@N.G. Dafür wäre die Versicherung dann doch da. Denn es hat nicht jeder das Bare, um das zu bezahlen, siehe Straßenverkehr: Wozu braucht’s denn DA eine Versicherung? Ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Sozialdienst/Krankenversicherung einen guten Teil von dem abfedert, was in der Notaufnahme anfällt. Wer sich offensichtlich durch Fahrlässigkeit selbst ins Bein schneidet, wird nicht mehr bezahlen müssen, als jemand, der zufällig in irgendwas reingelaufen ist.
Der Kernpunkt ist aber eh, dass es erst mal eine Gesetzeslage braucht, die das Zur Kasse Bitten überhaupt rechtfertigt. Aktuell geht das nicht so einfach und wäre willkürlich.
@Neumi, wo beginnt der Berg ?
Eine Versicherung müsste dann ev. immer erforderlich sein sobald man einen befestigten Fussweg verlässt.
Da so eine Versicherung weniger als ein paar Sandalen kostet hab ich eine abgeschlossen u mir gutes Schuhwerk für den Berg zugelegt, die Bergrettung u Versicherung soll ja nur den wirklichen Notfällen vobehalten sein..
@Neumi Eben nicht, denn dann würden durch Zwang, viele dazu genötigt für Dummheit anderer zu bezahlen. Das ist DEREN Problem!
Ich will nicht nicht durch ne Zwangsmassnahme für Idioten bezahlen!
@Neumi Auserdem Neumi, ich geh nicht auf Berge, wieso sollte ich dafür bezahlen und wenn ich es nur indirekt täte, weil Versicherer immer insgesamt Konti machen?
@Neumi Es ist dich so, dass wir, zumindest ich, vor 45 Jahren auch als Kinder im Alter von 8 Jahren am Berg waren. ALLEIN! Nie ist was passiert. Frag dich warum!
@Pyrrhon
Hm, Berg ist alles, was höher N.N. und unasphaltiert ist ?
Damit ist aber noch nicht das Schuh- und Versicherungsproblem – Stilettos, Jesuslatschen, Motorradstiefel… – in Gräben und Höhlen gelöst.
Alle sollten sich versichern und AMEN. N.g. Da geht es um keine Kleinigkeiten,wenn ich auf den Berg steigen und dann noch nicht richtig ausgerüstet bin.Was ist wenn die getesteten kein Geld haben dann zahlt der Steuerzahler: CAPITO!
@N.G. wenn DU nicht auf den Berg gehst brauchst ja auch keine Versicherung für Bergunfälle, aber wieso soll ICH bezahlen wenn Andere durch offensichtliche Fahrlässigkeit vom Berg geholt werden müssen ?
Einfach allen die Rechnung schicken die wegen grober Fahrläsdigkeit gerettet werden müssen, zahlt eine Versicherung ist’s gut u sonst halt aus eigener Tasche..
@Pyrrhon Genau, da stellst du die richtige Frage.
Es gibt eben keine gesetzliche Regelung dafür, was wann wo zu machen ist, also kann man eben auch niemanden bezahlen lassen.
Damit überhaupt irgend etwas passieren kann, müssen erst mal gesetzliche Regeln her. Eine Versicherung wäre ein möglicher weiterer Schritt, aber ohne die Regelungen kann gar nichts passieren.
Dummheit muss bestraft werden!
Recht hosch! 👍🏼😂🤭
Habe schon schlimmeres Gesehen. Mit Stöckelschuhen und FlipFlops auf der Seceda, kein Witz. Wer so grob fahrlässig handelt und einen solchen Einsatz auslöst, sollte tatsächlich zahlen. Das gilt im Straßenverkehr auch, wer mit FlipFlops fährt, erhält ein Bußgeld.
Anstatt sich gedanken über das Aussehen der Bekleidung am Strand zu machen, ev. könnten da ja noch Sicherheitsbedenken geltent gemacht werden weil zuviel Kleider das Schwimmen beeinträchtigen, muss es wohl in Zukunft eine ‘Ausrüstungsvorschrift’ für jegliche Freizeitaktivität geben, da der Hausverstand bei vielen wohl verloren ging..
Für 100 Euro bergschuhe zu besorgen ist Ihnen zu viel und nun müssen Sie 10000 Euro berappen…Dummheit kennt keine Grenzen…und hoffe sie werden zur Kasse gebeten…👌
@donaldduck
Man könnte den Darwin-Award-Teilnehmern mit der Rechnung auch Bergschuhe überreichen.
Das wären dann die teuersten Paar Schuhe. Und die werden nie wieder vergessen.
Hoffentlich wir IHNEN die rechnung presentiert.!!!
10000 Euro mindestens!
Diese verantwortungslosen Kandidaten sollte man den Einsatz bezahlen lassen, vielleicht lernen sie dann, dass eine Bergtour kein Strandspaziergang ist. Sie gefährden mit ihrem Verhalten sich und Andere.
@So ist das Ohne gesetzliche Grundlage wird das schwierig. Eine Gegenklage wäre sehr wahrscheinlich erfolgreich.
Man muss jetzt auch nicht gleich jeden mit dem Hubschrauber retten oder? Auch wenns dunkel ist, es was ja weder kalt noch schlechtes Wetter. Man könnte doch auch einen Bergretter zu Fuss mit ein paar Schuhen hinschicken. Natürlich sollte das nicht nötig sein und die sollen das auch zahlen, aber es kommt einem so vor als fliege man weil halt der Hubschrauber da ist…
Hausvostond NULL…jeden Einsatz soll bezahlt werden!
….und was auch noch zu bedenken gibt,
Dass die vielen Rettungskräfte immer und überall und zu jeder Uhrzeit hier sein müssen um anderen zu helfen, da sehr oft auch nur wegen dem Leichtsinn und unüberlegt in die Berge auf hebrochen wird, oder bei halb zugefrorenen Seen im Winter drüber spaziert wird….
Und das trotz vieler Wahrnumgen….
Für alle die hier für a Versicherung sind. Damit ist das Problem nicht gelöst… macht es nur noch schlimmer. Den die Antwort ist dan: Ja und bin wohl versichert und habe ein Recht darauf abgeholt zu werden
Musst dann vorsichtig sein WIE du die Versicherung abschließen,es gibt Hintertürchen,und dann bist trotz Versicherung draußen mit den Leistungen.Bitte auch das KLEINGEDRUCKTE vor Abschluss LESEN!
@Olm sgleiche, dem wäre leicht vorzubeugen mit einem Selbstbehalt bei Fahrlässigkeit bzw. ungeeigneter Ausrüstung..
@Pyrrhon Und das bestimmt wer??? was ist fahrlässig?????🤔🤔
Bei solchem Leichtsinn 🙈🙊🙈🙊🙈🙊🙈da fehlen einem nur mehr die Worte…..
Die Mutter von Idioten ist immer schwanger! Da ist etwas wahres dran.
@Trina
Genau wie du sagst!!!
Oder auch….
An doofen Menschen ist heut zu Tage keine Mangelware mehr, zur genüge am Markt erhältlich !!!!
@sophie 😂leider stimmt es !
Wenn das noch ein Urlaub ist wie es heute ist , das ist nur überall eine abzocke Lärm Gestank Stress
Diese Greenhorns wären wohl auch mit besserer Bereifung in diesem schwierigen Gelände nicht weitergekommen.
lei, schuach gibs zu kafn, hirn nit!
Die sind so bescheuert und kommen bei Schneefall im WINTER in Südtirol mit Campern mit Sommerreifen! Alles schon erlebt und dann noch die Ketten falsch montiert: Frontantrieb,hinten montiert,sorry!
nicht leichtsinnig sondern hirnlos !
Versicherung und fertig,die Kosten müssen gedeckt sein dem Steuerzahler geht das sauber nix an wenn ……….. sich freiwillig
in Gefahr bringen.Der Heli fliegt für 1000 € kaum ne Platzrunde solche Einsätze kosten in Wirklichkeit meist weit über 10.000 €.
Erst letzte woche gesehen Marteller Hütte mit Halbschuhen und ohne Socken und dann war ja der Kälteeinbruch. 🤬
Ja dann seid mal im Gebiet der Drei Zinne unterwegs – was man da alles sieht – da fällt man glatt vom Glauben an die Menscheheit ab. Sobald man glaub so dumm kann man gar nicht sein auch nicht als Stadtmensch…….da wird man schon eines besseren belehrt…..
Also ich gehe auch mit Sandalen im Gebirge
auf Wandern, sehe da keine brobleme