Von: ka
Santa Teresa di Gallura – Seitdem vermutet wird, dass sich in einem Resort in Santa Teresa di Gallura und an der Riviera del Conero in den Marken Hunderte israelische Soldaten von ihren Kriegseinsätzen im Gazastreifen und im Westjordanland erholen, gehen in Italien die Wogen hoch. Die ausnahmslos jungen männlichen Urlauber sollen laut der Polizei, die sie schützen, Mitarbeiter des israelischen Telekomunternehmens Cellcom Israel sein.
Mehreren übereinstimmenden Quellen zufolge handelt es sich bei ihnen jedoch um „getarnte” israelische Soldaten der IDF, die einen „Italienurlaub vom Krieg” als „Entspannung” von Gaza genießen. Sie können sich frei bewegen, werden aber ständig von Polizeibeamten begleitet. Der Urlaub der Männer, die sich nur in der Gruppe bewegen, scheint nicht zuletzt wegen der Demonstranten, die vor dem Resort heftig gegen das Vorgehen der IDF in Gaza und im Westjordanland protestieren, alles andere als erholsam zu verlaufen. Im Parlament sieht sich die Regierung hingegen unangenehmen Fragen ausgesetzt.
Eigentlich wurde alles getan, um die wahre Identität der Männer aus Israel zu verschleiern. Doch schon vor der Ankunft der ersten Gruppe von Soldaten, die einen „Italienurlaub vom Krieg“ verbrachten und für die in Santa Teresa di Gallura ein ganzes Resort gebucht war, scheint durchgesickert zu sein, dass in der Nachsaison die Ankunft von „besonderen Gästen“ erwartet wurde. So kam es, dass eine Gruppe von Demonstranten sie am 31. August am Flughafen von Olbia bei ihrer Ankunft aus Tel Aviv mit dem Ruf „Killers not welcome“ sehr ungastlich willkommen hieß. Damit brachten sie lautstark zum Ausdruck, dass sie den von ihnen sogenannten „Völkermordtourismus“ aus tiefster Seele ablehnen.
Laut Il Fatto Quotidiano sind sie im Mangia’s Resort Curio Collection by Hilton in Santa Teresa di Gallura untergebracht. Bei durchschnittlichen Aufenthaltskosten von 400 bis 500 Euro pro Nacht und 200 Plätzen ist die Hälfte davon von einer einzigen Gruppe israelischer „Touristen” belegt. Auffällig ist, dass es sich durchweg um junge Männer im Alter von 20 bis 30 Jahren handelt. In Chats zwischen Mitarbeitern des Resorts und ihren Vorgesetzten werden die Mitarbeiter dazu aufgefordert, gegenüber Journalisten zu leugnen, dass es sich bei den Gästen um Militärangehörige handelt. Offensichtlich halten sich jedoch nicht alle daran. Eine Quelle aus dem Hotel berichtete den Reportern von Il Fatto Quotidiano, dass es sich „leider um israelische Soldaten handelt”.
„Es sind diejenigen, über die in den Zeitungen berichtet wird. Die Polizei überwacht ständig den Eingang. Sie schützen sie, aber auch uns. Einige benehmen sich anständig, andere werden jedoch lästig und fallen unangenehm auf, nachdem sie sich betrunken haben. Sie schreien, beleidigen und sind arrogant. Sie zeigen deutliche Anzeichen von Stress. Sie sind keine Touristen wie viele andere. Sie bewegen sich in Gruppen, als wären sie ein Team, und passen gegenseitig aufeinander auf. Jeden Abend holen sie sich nach der Schließung der Hotelbar Flaschen zum Trinken. Wir lassen sie ein wenig gewähren und versuchen, eine Eskalation der Lage zu verhindern”, fährt die gleiche Quelle fort.
Laut Polizeiangaben sollen sie Mitarbeiter des israelischen Telekomunternehmens Cellcom Israel sein. Aufgrund des Alters, des Haarschnitts und des Verhaltens der jungen Männer sind sich jedoch fast alle sicher, dass es sich um „Soldaten der Israel Defense Forces (IDF)” handeln muss. Die „Soldaten der IDF“ können sich frei bewegen, da sie jedoch aus Gründen der nationalen Sicherheit zu überwachende Ziele sind, werden sie von der Digos geschützt.
Einer der Gäste – er stellt sich als Reuven vor – gab sogar offen zu, Soldat zu sein. „Ihr in Europa sprecht von Völkermord, aber ihr versteht nicht, was der 7. Oktober für uns bedeutet hat“, sagte Reuven. Sie bemühen sich, nicht als Juden aufzutreten. Niemand trägt eine Kippa oder andere religiöse Symbole, und wenn sie in der Öffentlichkeit sprechen, verwenden sie Englisch.
Dass solche „Erholungs- und Entspannungsurlaube“ organisiert werden, hat viele Gründe. Von den 130.000 israelischen Soldaten leiden 3.770 unter posttraumatischem Stress. Im Jahr 2025 haben sich 16 von ihnen das Leben genommen. Um dem „Kriegsstress“ entgegenzuwirken, werden Soldaten nach Kriegseinsätzen in den Auslandsurlaub geschickt.
Während auf Sardinien noch der Anschein gewahrt wird, dass es sich um israelische Touristen handelt, wird in den Marken offen mitgeteilt, dass die Gäste „Soldaten der IDF“ sind. „Die sich im Urlaub in Italien aufhaltenden Soldaten der israelischen Streitkräfte werden geschützt, da sie angesichts des Krieges im Gazastreifen und der Pro-Palästina-Proteste als sensible Ziele gelten“, bestätigte eine vertrauenswürdige Quelle der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.
Laut der römischen Tageszeitung Il Messaggero gelten sie als Touristen, die besondere Anforderungen an die Vertraulichkeit stellen. Sie werden den Hoteliers unter Fantasienamen vorgestellt und erst im letzten Moment, bei der Registrierung, mit ihrem richtigen Namen eingetragen, so ihre Betreuer. In anderen Fällen wohnen sie in Privathäusern. Sie sind in Italien, weil es als freundliches und sicheres Land gilt. Doch jetzt besteht die Gefahr, dass auch diese Orte zu sensiblen Zielen werden.
Jeden Morgen warten vor dem Resort in Santa Teresa di Gallura auf Sardinien Demonstranten auf die jungen Männer aus Israel, um gegen ihre Anwesenheit zu demonstrieren. Ob ein Urlaub in einem Resort oder der tägliche „Spießrutenlauf” zwischen den Pro-Palästina-Demonstranten samt ihrer Fahnen als „erholsam und entspannend” empfunden werden kann, bleibt fraglich.
Im Parlament hingegen sieht sich die italienische Regierung unangenehmen Fragen ausgesetzt. Nach der Fünf-Sterne-Bewegung fordert nun auch die AVS Klarheit. „Ich habe eine Anfrage an die Verteidigungs- und Innenminister gestellt, damit sie klären, was hier vor sich geht“, erklärt die sardische Abgeordnete Francesca Ghirra.
„Obwohl offiziell nicht bestätigt wurde, dass es sich um Soldaten der israelischen Armee handelt, lässt die Präsenz der Ordnungskräfte vor dem renommierten Hotel vermuten, dass die Sorgen der Aktivistengruppe Lungoni per la Palestina begründet sind. Die italienische Regierung unternimmt nichts, um die Kriegsverbrechen Israels in Palästina zu stoppen. Es wäre äußerst schwerwiegend, wenn sie mit Benjamin Netanjahu Vereinbarungen darüber getroffen hätte, seine Soldaten auf unserer Insel unterzubringen – noch dazu in für die Öffentlichkeit zugänglichen Hotels“, betont Francesca Ghirra.
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