Carabinieri nehmen „No Vax-Kindergarten“ ins Visier – VIDEO

Impfgegner-Erzieherinnen: „Hier entscheidet nicht der Staat“

Montag, 07. Februar 2022 | 08:02 Uhr

Rom – Nachdem sich in einem römischen Kindergarten – in der Steiner-Kindertagesstätte La Primula im Stadtteil Città Giardino – innerhalb weniger Tage mindestens drei Erzieherinnen mit dem Coronavirus angesteckt hatten, kam bei vielen Eltern der Verdacht auf, dass in der Einrichtung entgegen dem gültigen Gesetz Impfgegnerinnen beschäftigt werden.

Fotos und Tonmitschnitte zeigen, dass im Kindergarten keine Coronaschutzmaßnahmen eingehalten und Eltern Verschwörungstheorien aufgetischt wurden. „Hier entscheidet nicht der Staat. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Politik Richtlinien für die Gesundheit erlässt“, so einige Tonaufnahmen. Inzwischen ermitteln Carabinieri der Sondereinheit NAS im Fall des „No Vax-Kindergartens“.

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Der Fall des „No Vax-Kindergartens“ begann, als sich innerhalb von nur vier Tagen – zwischen dem 7. und dem 11. Januar – nacheinander mindestens drei Erzieherinnen mit dem Coronavirus infizierten. Verdächtig war, dass dies fast einen Monat nach dem Inkrafttreten der Impfpflicht für das Schulpersonal geschah. Infolge des Coronaausbruchs musste die Kindertagesstätte La Primula für zwei Wochen geschlossen und die Kinder nach Hause geschickt werden. Die auffällige Häufung von Ansteckungen unter den Erzieherinnen in der privaten, aber mit der Stadtgemeinde konventionierten Einrichtung erregte sofort den Verdacht der Eltern, dass sich unter den Angestellten viele Ungeimpfte befinden könnten.

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In der Folge spalteten sich die Mütter und Väter in zwei Lager. Auf der einen Seite befinden sich diejenigen, die sich wutentbrannt an die Kindergartenleitung und die anderen Erzieherinnen wandten und von ihnen eine Erklärung für die sonderbare Häufung verlangten. Auf der anderen hingegen finden sich jene Eltern wieder, die die Linie des Kindergartens, die sich an der von Rudolf Steiner vor mehr als 100 Jahren formulierten esoterischen Disziplin der Anthroposophie orientiert, voll unterstützen. Besonders ein Elternpaar teilt die erzieherischen Prinzipien von Rudolf Steiner vollkommen.

Kurz darauf wurde im Eltern-Chat des Kindergartens ein Offener Brief veröffentlicht. „Wir sind nicht daran interessiert zu wissen, wer geimpft ist und wer nicht. Wir denken nur an das Vertrauen, das wir den Menschen entgegenbringen, denen wir unsere Kinder in der Gewissheit anvertrauen, dass sie sich um sie kümmern, wie sie sich um sich selbst kümmern“, so die Gruppe jener Eltern, die die Linie des Kindergartens mittragen. Im gleichen Chat wurden aber auch Fotos geteilt, die zeigen, wie die Erzieherinnen zwischen den Kindern ohne Masken herumlaufen.

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Die Debatte zwischen den beiden Lagern gipfelte am 25. Januar in einer Krisensitzung, die von vielen Eltern verlangt worden war. Dank mehrerer Telefonmitschnitte gelang es Journalisten der römischen Tageszeitung La Repubblica, die Sitzung zu rekonstruieren. „Wir wollen besser sein als das, was der Gesetzgeber vorschreibt, denn eine geimpfte Person, die nicht getestet ist, ist nicht sicher“, so die Leiterin während der Sitzung. „Die Steiner-Schulen werden heute von Juristen betreut. Sie werden zur Zielscheibe, weil sie sich nicht an den anderen anpassen“, fügte sie hinzu.

VIDEO La Repubblica

In der Tonaufnahme ist die Stimme einer Erzieherin zu hören, die vor den Eltern über die Coronaschutzimpfung spricht. „Die Eltern entscheiden, nicht der Staat“, meinte die Erzieherin. Bei dieser Gelegenheit wurden auch einige Sätze des Gründers der Steiner-Bewegung, von der sich der Kindergarten inspirieren lässt, erwähnt: „Im Jahr 1909 hat er von der Gefahr einer unerträglichen Tyrannei durch den politischen Missbrauch der Angst vor den Impfstoffen gesprochen. Heute wird alles durch den Einsatz von Medikamenten kompliziert. Es hat auch eine Spanische und eine Asiatische Grippe gegeben, bei denen keine Impfstoffe zur Verfügung gestanden sind“, so die Erzieherinnen vor den bestürzten Eltern.

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„Eines der größten Güter des menschlichen Lebens, die Gesundheit, scheint dem politischen Kampf ausgeliefert zu sein. Das ist nicht mehr Covid-19. Nach dem zu urteilen, was gesagt wird, existiert Corona nicht mehr. Heute haben wir Omikron. Das ist eine Infektion“, erklärte eine Angestellte des Kindergartens.

Anschließend drehte sich der Diskurs um die „Angst vor Keimen“ als Vorwand für die „Einführung von gesetzlichen Verordnungen“. „Uns mit dieser Realität zu verbinden, die für uns entscheiden will, was zu tun ist, ist für uns schwierig. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Politik Richtlinien für die Gesundheit erlässt“, so die Erzieherinnen von La Primula. „Alles, was Zwang ist, stößt mich ab“, entgegnete eine Erzieherin jenen Eltern, die sie auf die Impfpflicht hinwiesen.

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„Es sind Besessene, es ist eine Höhle der Coronaleugner. Für sie ist Covid-19 eine astrale Konjunktion. Sie sind dagegen, Kindern Masken aufzusetzen. Mitten in der Pandemie haben sie Kuss- und Umarmungspartys veranstaltet“, so ein Vater, dessen Sohn Schüler der Einrichtung gewesen war, gegenüber La Repubblica über den Kindergarten und seine Erzieherinnen.

Inzwischen wurden sowohl die zuständigen Gesundheitsbehörden des Sanitätsbetriebs als auch die Carabinieri über die im Kindergarten herrschenden Zustände in Kenntnis gesetzt. Carabinieri der Sondereinheit NAS nahmen zum Fall des römischen „No Vax-Kindergartens“ Ermittlungen auf.

 

Von: ka