Von: ka
Turin/Rom – Durch den Corona-bedingten Zufluss von Patienten geraten Italiens Krankenhäuser immer stärker unter Druck. Um dem großen Andrang von Patienten Herr zu werden und neue Kapazitäten zu schaffen, gingen mehrere Krankenhäuser dazu über, für die Errichtung von neuen Covid-19-Bettenabteilungen auch Kirchen und Kongresssäle heranzuziehen.
Die mit großer Wucht eintreffende zweite Corona-Welle – am Samstag wurden mit jeweils 774 und 39.811 Neuinfektionen sowohl in Südtirol als auch in ganz Italien neue Höchststände erreicht – stellt Italiens Gesundheitsversorgung vor große Probleme. Um dem großen Andrang Herr zu werden und neue Kapazitäten zu schaffen, gingen mehrere Krankenhäuser dazu über, für die Errichtung von neuen Covid-19-Bettenabteilungen auch Kirchen und Kongresssäle heranzuziehen.
Zu diesen gehört auch das teilweise in ein Covid-19-Spital umgewandelte Krankenhaus von Orbassano bei Turin. Derzeit zählt das Krankenhaus 200 Corona-Patienten, von denen 15 intensivmedizinisch und 35 mit einer CPAP-Beatmung behandelt werden müssen. Aufgrund der Covid-19-bedingten großen Platznot beschlossen die Verantwortlichen des Krankenhauses, auch die Kirche und die Kongresssäle mit Covid-19-Bettenplätzen zu belegen. Die Kirchenbänke, auf denen sonst Patienten und deren Angehörige und Freunde Platz nehmen, um göttlichen Beistand zu erbitten, wurden aus der Kirche entfernt. Daraufhin wurden bis zum Altar hin Krankenhausbetten, die mit Corona-Patienten belegt werden sollen, aufgestellt.
Anche in Piemonte è scattata la prima giornata di lockdown "soft". Intanto, dal pronto soccorso dell'ospedale di Rivoli sono arrivate immagini di pazienti covid sdraiati per terra, su barelle da campo lungo i corridoi. "Non abbiamo più posto", spiega la Asl pic.twitter.com/DwXZcuoimB
— Tg3 (@Tg3web) November 6, 2020
Ein gewaltiges Problem stellt auch die Personalnot dar. Dies ist nicht nur auf den bereits vorher bestehenden allgemeinen Mangel an Medizinern und Pflegekräften, sondern auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass gleich wie während der ersten Welle Ärzte und Krankenpfleger vermehrt mit dem Coronavirus angesteckt werden. Zu diesem Zweck gedenkt die zuständige lokale Sanitätseinheit von Turin daran, auch Mediziner, die sich im zweiten Ausbildungsjahr ihrer Spezialisierung befinden, in den Abteilungen einzusetzen.
Auch das benachbarte Krankenhaus von Rivoli bei Turin steht kurz vor dem Kollaps. Nachdem in der italienischen Öffentlichkeit Bilder aufgetaucht waren, die im Gang der Notaufnahme auf Krankenbahren abgelegte und auf dem Boden liegende Patienten zeigen, teilten die Verantwortlichen des Krankenhauses mit, dass es sich dabei um eine „außergewöhnliche Notlage“ gehandelt und dies nur einen kleinen Teil der Patienten betroffen hätte. Die Behörden gaben aber zu, dass aufgrund des großen Zuflusses von Patienten das Krankenhaus unter großem Druck stehe, wobei jedoch die medizinische Betreuung aller Patienten gewährleistet werde.
Die beiden Krankenhäuser in der Nähe von Turin stehen für viele Spitäler Italiens, die unter der zweiten Corona-Welle ächzen. Angesichts der Bilder von zu Covid-19-Abteilungen umfunktionierten Kirchen, überfüllten Notaufnahmen und vor den Kliniken aufgestellten Zelten dürfte inzwischen den meisten Italienern der Ernst der Lage bewusst sein.