Mädchen bitten über WhatsApp-Videoanruf ihre Oma um Hilfe

Kleine Schwesterchen retten Mutter vor gewalttätigem Vater

Mittwoch, 16. Oktober 2019 | 08:36 Uhr

Fiuggi – Hätten zwei kleine Schwesterchen über einen WhatsApp-Videoanruf nicht ihre Oma erreicht, wäre ein Familiendrama vermutlich in einer Tragödie geendet. Nachdem sich eine 38-jährige Mutter geweigert hatte, ihrem immer wieder betrunken nach Hause kommenden Ehemann das Abendessen zuzubereiten, wurde sie von diesem vor den Augen ihrer beiden Kinder – zwei jeweils drei und vier Jahre alte Mädchen – auf brutalste Art und Weise verprügelt. In ihrer Verzweiflung nahmen die beiden kleinen Mädchen das Smartphone ihrer Mutter zur Hand und tippten im WhatsApp-Menü instinktiv auf das Bild ihrer Oma und auf das danebenstehende Kamerasymbol für den Videoanruf. Die von der Großmutter verständigten Polizei- und Rettungskräfte retteten die Mutter und ihre Kinder vor dem gewalttätigen Vater.

Die Tat geschah vor mehreren Monaten in einer Wohnung in Fiuggi – eine Kleinstadt in der mittelitalienischen Region Latium. Eine 38-jährige Mutter zweier kleiner Schwestern war es leid, ihren Ehemann – einen 40-jährigen Arbeiter – immer wieder betrunken nach Hause kommen zu sehen. Als der 40-Jährige zum wiederholten Male betrunken vor der Tür stand, weigerte sich die Frau, ihm das Abendessen zuzubereiten. Als der Mann sah, dass der Esstisch leer blieb, bekam er einen Wutanfall. Er ging auf seine wehrlose Frau los und begann, mit den Fäusten auf die 38-Jährige einzuschlagen. Die beiden Schwesterchen – zwei jeweils drei und vier Jahre alte Mädchen – mussten hilflos mitansehen, wie ihr vom Alkoholeinfluss vollkommen enthemmter Vater ihre Mutter mit Faustschlägen und Fußtritten auf brutalste Art und Weise verprügelte.

APA/APA (Symbolbild/dpa)/Maurizio Gambarini

Aber dann kam den beiden kleinen Mädchen eine rettende Idee. Obwohl sie weder lesen noch schreiben und schon gar nicht ein Handy benutzen konnten, nahmen sie in ihrer Verzweiflung das Smartphone ihrer Mutter in die Hand. Vermutlich weil sie bereits früher ihre Mutter bei der Nutzung von WhatsApp beobachtet hatten, öffneten die Mädchen das Menü der App. Sie scrollten so lange, bis sie das Bild ihrer Oma sahen, und tippten dann instinktiv auf das danebenstehende Kamerasymbol für den Videoanruf.

„Oma renn, die Mama braucht deine Hilfe“, so die Mädchen zu ihrer Großmutter. Die Frau ahnte, was in der Wohnung ihrer Tochter gerade geschah, und verständigte sofort die Polizei und die Rettungskräfte. Während die Frau von den Rettungskräften der Notrufnummer 118 erstversorgt und in das Krankenhaus eingeliefert wurde, wurde der 40-jährige Ehemann in Gewahrsam genommen.

ASSB – BSB

In der Folge zerbrach die Ehe. Gegen den 40-Jährigen wurde wegen häuslicher Gewalt und schwerer Körperverletzung das Hauptverfahren eröffnet, wobei der Beginn des Strafprozesses vom Gericht für Mitte Dezember angesetzt wurde. Das von der Rechtsanwältin Claudia Mancini rechtlich vertretene Opfer schloss sich dem Gerichtsprozess als Zivilpartei an.

fotolia.de/rachaphak

Das Familiendrama, das ohne dem WhatsApp-Videoanruf der beiden kleinen Mädchen vermutlich zu einer Tragödie geführt hätte, erregte in der italienischen Öffentlichkeit nicht geringes Aufsehen. Viele Leser und Kommentatoren unterstrichen den Nutzen von Bildern und eindeutigen Ikonen, die es auch Kleinkindern oder älteren Mitbürgern ermöglichen, im Notfall über das Smartphone um Hilfe zu rufen.

Von: ka