Pfingstparty löst Proteste unter den Einwohnern aus

“Lignano misshandelt, vergewaltigt und geschändet”

Montag, 09. Juni 2025 | 13:35 Uhr

Von: apa

Die Adria-Badeortschaft Lignano in Friaul zieht eine Bilanz des langen Pfingstwochenendes mit Feiern auf der Straße vieler österreichischer Jugendlicher. Eine minderjährige Österreicherin stürzte von einem Dach und verletzte sich schwer. Ein Österreicher wurde wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt, schwerer Sachbeschädigung und Weigerung, seine Personalien anzugeben, angezeigt, teilte die Polizei mit.

Die minderjährige Österreicherin verletzte sich nach einem Sturz aus etwa drei Metern Höhe schwer. Der Vorfall ereignete sich am Sonntagabend in der Garage eines Hotels in Lignano. Das Mädchen war zusammen mit seinen Eltern in einem Beherbergungsbetrieb im nahe gelegenen Bibione zu Gast und zusammen mit Freunden nach Lignano gefahren. In der Nähe des Hotels kletterte das offenbar alkoholisierte Mädchen auf das Dach des Garagenbereichs, angeblich um Fotos zu machen. Das Kunststoffdach brach jedoch unter ihrem Gewicht zusammen und sie stürzte ab.

Österreicherin schwebt nicht in Lebensgefahr

Das Mädchen wurde mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus eingeliefert, trotz schwerer Verletzungen schwebt es nicht in Lebensgefahr, teilte die Polizei mit. Über die genaue Herkunft der Jugendlichen in Österreich gab es vorerst keine Angaben. Die Polizei leitete Ermittlungen ein, um die genauen Ursachen des Unfalls zu ermitteln und festzustellen, ob es Vorschriften und Verbote für das Betreten des Areals gibt.

Zehntausende Kurzurlauber waren am Pfingstwochenende an der Oberen Adria erwartet worden, unter ihnen laut Medienberichten rund 20.000 Österreicherinnen und Österreicher. Viele von ihnen wollten unter dem Motto “Tutto Gas” exzessive Partys feiern. Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze waren am langen Wochenende ausgebucht.

Mehrere Personen mussten wegen Alkoholvergiftung ins Spital eingeliefert werden. Zwei Personen wurden wegen Überfällen angezeigt, teilte die Polizei mit. Über 100 Sicherheitskräfte bewachten die Stadt, flankiert von zwei Beamten aus Österreich. Eine Kollegin aus Wien und ein Kollege aus Oberösterreich unterstützten die Polizisten in Lignano. Auch privates Sicherheitspersonal war im Einsatz. Rettungskräfte standen das ganze Wochenende über zum Einsatz bereit. Trotz des Aufgebots an Einsatzkräften kam es in der Nacht auf Pfingstsonntag immer wieder zu Problemen: Kleine Rangeleien mussten unterbrochen werden, junge Leute schliefen vor Wohnhäusern ein oder lagen auf der Straße. Müll türmte sich auf den Straßen.

Auch in der Nacht auf Pfingstmontag wurde der Strand trotz Zugangsverbot gestürmt. Musik in den Lokalen durfte nur bis 1.00 Uhr gespielt werden. Es galt ein Verbot, am Strand oder auf offener Straße Alkohol zu verkaufen, auch Glasflaschen und Dosen waren im Freien untersagt. Verboten war es außerdem, im Freien in Schlafsäcken und Zelten zu übernachten. Bei Verstößen drohten Strafen bis zu 500 Euro.

Pfingstparty löste Proteste unter den Einwohnern aus

Die große Pfingstparty löste Proteste unter den Bewohnern Lignanos aus. “Zu welchem Preis müssen sich die Geschäftsleute, die Einwohner, die Arbeitnehmer und vor allem die anderen Touristen das alles gefallen lassen? Wir erleben zu Pfingsten drei Tage, in denen Lignano misshandelt, vergewaltigt und geschändet wird. Ist dies der Tourismus, den wir brauchen?”, fragte sich die lokale Tageszeitung “Il Friuli”. “Die lange Nacht der Exzesse: Lignano hat ein weiteres Pfingstwochenende überlebt”, kommentierte das Blatt “UdineToday”.

“Ein Pfingsten zum Vergessen: Lignano erwacht inmitten des Mülls. Die Bilder zeichnen eine besorgniserregende Situation: Das völlige Fehlen von Respekt vor dem Ort, vor der ansässigen Bevölkerung und vor der touristischen Berufung der Stadt. Ein wahrer Anblick des Verfalls, der im Widerspruch zu dem gepflegten und einladenden Image steht, das Lignano den Bürgern und Besuchern bieten möchte”, kommentierte “TriesteCaffe”.

Die Obere Adria mit den Badeortschaften Grado, Lignano, Jesolo, Caorle und Bibione ist die beliebteste Destination für einen Strandurlaub in Italien. Über 27 Millionen Besucher verbrachten hier im Jahr 2024 einen Urlaub. Österreichische und deutsche Gäste sind die stärkste ausländische Touristengruppe an den Adriastränden von Venetien und Friaul.

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