Von: ka
Bologna – Die von der Region aufgestellten Regeln, welche von nun an für die Tanzlokale, wo unter anderem auch der populäre italienische Volkstanz „Liscio“ praktiziert wird, gelten sollen, lassen in der Emilia Romagna die Wogen hochgehen. Um einen Anstieg der Neuansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden, sollen in der Emilia Romagna der beliebte Paartanz, aber auch andere Tänze wie Tango und Mazurka nur mehr Ehepaaren oder „in einer stabilen Beziehung zusammenlebenden Personen“ vorbehalten sein. Wenig überraschend lösten die neuen Regeln bei den Betreibern von Tanzlokalen und Organisatoren von Volksfesten tiefes Befremden aus.
Pubblicato da Daniele Piacini su Sabato 2 febbraio 2019
Was ist der Sommer ohne Tanzen an der Riviera Romagnola – der Adriaküste der Emilia Romagna – fragen sich nicht nur viele Emiliani und Romagnoli, sondern auch Tausende von Touristen, die es jährlich an diesen Strand zieht. Neben den Diskotheken, wo es besonders die jungen Leute hinzieht, erfreuen sich gerade in der Emilia Romagna Tanzlokale – „Balere“ genannt – in den der populäre italienische Volkstanz „Liscio“ praktiziert wird, besonderer Beliebtheit. Gleich wie die Tanzlokale im übrigen Italien mussten im Zuge der Coronapandemie verabschiedeten medizinischen Sicherheits- und Distanzierungsmaßnahmen auch die Balere der Emilia Romagna ihre Tore schließen.
Fase 3, via libera al ballo liscio. E riaprono anche le discoteche, ma solo all’aperto https://t.co/CGe6nNPDwN pic.twitter.com/5Teza7VRjx
— Corriere di Bologna (@corrierebologna) June 19, 2020
Um wenigstens noch einen Teil der sommerlichen Tanzsaison retten, aber gleichzeitig einen gefürchteten Anstieg der Neuansteckungen vermeiden zu können, verabschiedeten die Verantwortlichen der Region Emilia Romagna eine ganze Reihe von für die Tanzlokale und Volksfeste geltenden Regeln. Ganz besonders eine davon – dass zukünftig Paartänze nur mehr Ehepaaren oder „in einer stabilen Beziehung zusammenlebenden Personen“ vorbehalten sind – löste heftige Diskussionen aus. Aus epidemiologischer Sicht ist die Maßnahme sicherlich sinnvoll, aber die Aussicht, dass der Tausch des Tanzpartners und das ungezwungene, fröhliche Beisammensein so nicht mehr möglich sind, stößt den Betreibern von Tanzlokalen und Organisatoren von Volksfesten sauer auf.
Per salvare la stagione delle balere ma evitare contagi
Pubblicato da Corriere della Sera su Venerdì 19 giugno 2020
Dabei wurden die Bestimmungen sogar gelockert. Eine vorherige, am 12. Juni verabschiedete, 39 Seiten umfassende Verordnung, die sich auf Dekrete des Präsidenten des Ministerrates berief, sah zwar die Öffnung der Tanzlokale und das Abhalten von Volksfesten vor, verfügte aber gleichzeitig das Tragen von Gesichtsmasken und verbot genauso das Tanzen in geschlossenen Räumen wie auch alle Arten von Paartänzen. In der Emilia Romagna gingen sofort die Wogen hoch. Mit solchen Bestimmungen mache eine Öffnung keinen Sinn, war der Tenor vieler Kritiker. Der Widerstand bewog die politischen Verantwortlichen der Emilia Romagna, schnell zurückzurudern und die Verordnung abzumildern.
L'Emilia-Romagna 'salva' il liscio, ok ballo tra conviventi. La Regione siega: 'Consentito, purché all'aperto' #ANSA https://t.co/Kt1Dq32zCC
— Ansa Emilia-Romagna (@Ansa_ER) June 19, 2020
Aber auch die abgemilderte Version der Verordnung erntet noch Kritik. Andere hingegen nehmen die medizinischen Sicherheits- und Distanzierungsmaßnahmen aber auch mit Humor. In den sozialen Netzwerken sorgt insbesondere die schwammige Bestimmung, die „in einer stabilen Beziehung zusammenlebenden Personen“ den Paartanz erlaubt, für heitere Interpretationen.
Oggi su Rep: 👇 Casadei e il ballo proibito: "Non andrà tutto liscio" [di SABRINA CAMONCHIA] https://t.co/EIQ9Hph1fc
— Repubblica (@repubblica) June 11, 2020
Laut einigen Romagnoli, die für ihre Lebenslust und ihren Humor weitum bekannt sind, ist der Tatbestand „in einer stabilen Beziehung zusammenlebend“ bereits erfüllt, wenn man sich zwei Minuten vorher tief in die Augen geschaut oder an der Bartheke gemeinsam einen Cocktail genossen hat. „Strengeren“ Zeitgenossen zufolge muss der oder die Neue vor dem Tanz zumindest den Freunden oder den Eltern vorgestellt werden.
#fase3 Via libera alle discoteche, ma è vietato il ballo liscio: cresce il malumore in Romagna https://t.co/SqAskPjfH9 pic.twitter.com/VWQX0aB9MN
— Corriere di Bologna (@corrierebologna) June 11, 2020
Damit – so die sicherlich nicht humorlosen Nutzer – sind Geist und Buchstabe der Verordnung der Region Emilia Romagna erfüllt und somit steht der sommerlichen Tanzsaison – ganz gleich ob Liscio, Tango, Mazurka oder das wilde und ausgelassene Tanzen in der Diskothek – nichts mehr im Wege.