Von: ka
Tropea – Ein abscheuliches und zugleich schier unglaubliches Verbrechen wurde von den Beamten der Finanzwache von Vibo Valentia aufgedeckt.
Der Wärter des Friedhofs der kalabrischen Kleinstadt Tropea und zwei weitere Männer wurden dabei ertappt, wie sie illegal Gräber ausräumten und die Leichen zerstörten. Dabei gingen sie mit roher Gewalt vor, und ohne auch nur die geringste Pietät zu wahren. Später wurden die frei gewordenen Grabstellen an Familien, die für ihre verstorbenen Angehörigen auf der Suche danach waren, für teures Geld verkauft. Der Friedhofswärter und seine beiden Komplizen wurden wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Grabschändung, Leichenzerstörung, illegaler Entsorgung von von Friedhöfen stammenden Sonderabfällen und Veruntreuung im Amt festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt.
Kopf der kriminellen Bande war der Friedhofswärter Francesco Trecate. Die Beamten der Finanzwache von Vibo Valentia gelangten zur Überzeugung, dass Francesco Trecate, der erst im vergangenen September von der Gemeindeverwaltung als vorbildlicher Angestellter ausgezeichnet worden war, in Wirklichkeit bereits seit Jahren den Friedhof „bewirtschaftete“, als ob er sein persönliches Eigentum wäre. Die Ermittlungen kamen ins Rollen, nachdem bei der Finanzpolizei verschiedene Hinweise über die sonderbare Zuteilung der Gräber eingegangen waren.
Den Finanzbeamten genügten nur wenige nächtliche Beobachtungseinsätze, um die Anzeigen zu bestätigen und eine Unmenge von belastenden und unanfechtbaren Beweisen zu sammeln. Die von den Beamten angebrachten versteckten Kameras förderten ein unglaubliches Gebaren zutage. Nachdem es dunkel geworden war, gewährte Francesco Trecate, der die Schlüssel besaß, seinen beiden Komplizen – es handelte sich bei ihnen um seinen Sohn Roberto Trecate und um Roberto Cintartese – Einlass in den Friedhof. Die beiden Männer, von denen der Erste Empfänger des Bürgergelds und der Zweite Bezieher einer Arbeitslosenunterstützung waren, hatten überhaupt kein Anrecht darauf, auf dem Friedhof Arbeiten zu verrichten.
Die drei Männer öffneten einzelne Gräber und räumten sie aus. Dabei wurden die Leichen, die entweder auf einem Platz im Friedhof verbrannt oder wie normale Abfälle in schwarzen Säcken „entsorgt“ wurden, vollkommen zerstört.
Ihre Vorgangsweise wurde von den Ermittlern als „besonders widerwärtig und abstoßend“ bezeichnet. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie die drei Männer die Särge mit Beilen und Spitzhacken zerstören und die Leichen ihrer Kleidung und all ihrer Wertgegenstände berauben. Anschließend wurden die Leichen von ihnen mit bloßen Händen mit Messern und Sägen zerteilt und zusammen mit verschiedenen Abfällen und Sargteilen in schwarzen Säcken entsorgt. In einem Fall wurden die Sarg- und Leichenteile sogar direkt auf dem Friedhof verbrannt. Im Video ist zu sehen, wie einer der Männer ein Feuer entzündet.
Sinn und Zweck dieses zutiefst makaberen Gebarens war, für „neue Kunden“ freigewordene Grabstellen zu schaffen. Die frei gewordenen Plätze wurden an Familien, die für ihre verstorbenen Angehörigen auf der Suche nach einer frei gewordenen Grabstelle waren, für teures Geld verkauft. Das Schweigen derjenigen, die auf dem Friedhof nicht mehr das Grab ihrer Verstorbenen fanden, wurde mit dem Versprechen erpresst, ihnen den Verbleib der sterblichen Überreste ihrer Lieben zu verraten. Diese unglaubliche Praxis wurde von einem Mann bestätigt, der an der Stelle des Grabes seines Großvaters jenes der im Jahr 2019 verstorbenen Frau von Roberto Cintartese angetroffen hatte. Die Ermittler sind der Ansicht, dass die Bande mindestens seit dem Tod der Frau des Verhafteten ungestört ihr Unwesen treiben konnte.
Aber der „Verkauf“ der Grabstellen war nicht das einzige Geschäftsfeld von Francesco Trecate. Er nutzte den Kleinlieferwagen der Gemeindeverwaltung auch für den Zweck, Grabsteine sowie Baumaterialien für die Restaurierung der Grabstätten zu transportieren.
Um zusammen mit dem „Grabstellenhandel“ auch diesen „Geschäftsbereich“ näher untersuchen zu können, setzten die Beamten der Finanzpolizei von Vibo Valentia mit Hausdurchsuchungen und der Beschlagnahme von Aktenordnern ihre Ermittlungen fort.
Das makabere Treiben der Bande von Tropea sorgte weit über den kalabrischen Ferienort hinaus für erhebliches Aufsehen.