Von: ka
Forlì/Cesena/Faenza – Nachdem Alarm geschlagen worden war, sind Tauchereinheiten der Carabinieri aus ganz Italien ins Katastrophengebiet der Emilia-Romagna geeilt. Oftmals gelang es den Tauchern der Carabinieri, im buchstäblich letzten Moment Menschen das Leben zu retten, aber manchmal blieb ihnen nur mehr die traurige Aufgabe, aus vollkommen unter Wasser stehenden Wohnungen Leichen zu bergen. Selbst für langgediente Carabinieri-Taucher, die schon bei vielen Katastropheneinsätzen mitgewirkt hatten, sind das sehr bittere Momente.
„Man gewöhnt sich nie daran, Leichen zu bergen“, so der Kommandant der Tauchereinheit der Carabinieri von Genua.
„Nach der Alarmmeldung eilten wir sofort nach Forlì. Wir kamen gegen 3.00 Uhr in der Früh an und machten uns sofort an die Arbeit, es gab keine Zeit zu verlieren“, erzählt der Kommandant der Tauchereinheit der Carabinieri von Genua, Maurizio Gargiulo, dem Reporter dem italienischen Onlinemedium Fanpage.it.
Die Einheit von Maurizio Gargiulo gehörte zu den ersten, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch im Katastrophengebiet um Forlì, Cesena und Faenza eintrafen. Die Einsatzbedingungen erwiesen sich als sehr schwierig. Da das Wasser streckenweise über zwei Meter hoch stand, wodurch Hauseingänge, Kreuzungen und Straßen nicht mehr auszumachen waren, war die Landschaft nicht mehr wiederzuerkennen. Die dunkle Nacht und die braune Brühe hatten alles „verschluckt“.
Zudem ließ das schlechte Wetter nicht nach. Bei der Notrufzentrale gingen bald mehrere Vermisstenmeldungen ein, die unter anderem an die Carabinieri der verschiedenen Tauchereinheiten weitergeleitet wurden. „Wir erhielten den Anruf einer Frau, der es im letzten Moment gelungen war, sich in den ersten Stock ihres Wohnhauses zu einem Nachbarn zu retten. Da ihr Mann nicht in der Lage war, mit ihr nach oben zu kommen und sie ihn nicht erreichen konnte, war sie verzweifelt“, fährt Gargiulo fort.
„Das Ehepaar lebte in einer Wohnung im Erdgeschoss des Gebäudes. Einige der Zimmer lagen unterhalb des Straßenniveaus. Es war sehr schwierig, in die Wohnung zu gelangen. Wir waren dazu gezwungen, ein Fenster aufzubrechen. In der Wohnung war das Wasser bis auf wenige Zentimeter unter der Decke gestiegen. Es war eine sehr tragische Szene. Für uns gab es nur mehr die traurige Aufgabe, den Tod des Mannes festzustellen und die Leiche zu bergen“, beschreibt der Kommandant der Tauchereinheit der Carabinieri von Genua diesen bitteren Moment seines Berufs.
Für Trauer blieb aber keine Zeit. Wenig später wurden die Taucher der Carabinieri aus Ligurien zu einem neuerlichen Einsatz gerufen. In einem Gebäude hatten Nachbarn aus dem Untergeschoss, das bereits unter Wasser stand, Hilferufe gehört, die kurz darauf verstummt waren. Auch in diesem Fall kam jede Hilfe zu spät. „Es handelte sich um ein Paar im mittleren Alter. Die beiden konnten nicht mehr fliehen. Sie ertranken in ihren eigenen vier Wänden“, erzählt Maurizio Gargiulo, während seine Augen zu Boden sinken.
La #GuardiaCostiera per il Dipartimento Protezione Civile è impegnata in queste ore nelle attività di soccorso per popolazioni alluvionate dell'#EmiliaRomagna. Rischierati su #Cervia tre elicotteri #Nemo provenienti da #Pescara, #Sarzana e #Catania che hanno effettuato 16 missioni per un totale di 37 persone evacuate, tra cui anziani, donne e bambini. I 3 team di operatori subacquei della Guardia Costiera provenienti da #SanBenedettoDelTronto e #Genova, che stanno operando in queste ore, hanno tratto in salvo 28 persone e diversi animali. I sub stanno provvedendo anche alla distribuzione di viveri e medicinali urgenti salvavita.#AlServizioDegliAltri #AllertaMeteoER
Posted by Corpo delle Capitanerie di Porto – Guardia Costiera on Thursday, May 18, 2023
Maurizio Gargiulo ist schon seit vielen Jahren bei den Tauchern der Carabinieri dabei. Das Bergen von Leichen ist ihm daher nicht fremd, aber jedes Mal ist es wie bei der ersten Leichenbergung. „Es ist so schmerzhaft, die Verzweiflung der Familienmitglieder zu erleben, und es ist emotional schwierig, damit umzugehen. Das sind Dinge, die mir trotz meiner langen Dienstzeit immer wieder sehr nahe gehen“, so der Kommandant der Tauchereinheit der Carabinieri von Genua mit nachdenklicher Stimme.
Zur gleichen Zeit retteten seine Kollegen von der Küstenwache eine schwangere Frau, die in ihrem Haus festsaß und dringend Hilfe benötigte.
In queste ore i mezzi aerei della #GuardiaCostiera continuano ad operare per il Dipartimento Protezione Civile, nell’entroterra ravennate. Queste le immagini del complesso intervento del #Nemo12 che – nel pomeriggio di oggi – ha recuperato da un'abitazione una donna in stato di gravidanza. Da questa mattina 9 le persone in pericolo tratte in salvo dall’alto dall’elicottero GC Nemo 12.
Posted by Corpo delle Capitanerie di Porto – Guardia Costiera on Wednesday, May 17, 2023
Nicht weit von Forlì entfernt, in Faenza, befindet sich die Tauchereinheit der Carabinieri von Pescara im Einsatz. Das fünfköpfige Taucherteam, das am Mittwochabend in der völlig überfluteten Kleinstadt eingetroffen war, arbeitete bis um 3.00 Uhr in der Früh ununterbrochen Einsätze ab. Es galt, möglichst viele Überflutungsopfer in Sicherheit zu bringen.
„Mit unserem vier Meter langen Schlauchboot waren wir zwischen den Häusern unterwegs und versuchten, so viele Menschen wie möglich zu evakuieren. Da es viel mehr Hilferufe als Platz in unserem Boot gab – wir konnten jedes Mal nur sechs Personen aufnehmen – mussten wir als Retter eine Auswahl treffen. Einige mussten wir warten lassen und bei der nächsten Fahrt abholen. Während wir die Menschen, die vor dem Wasser in die oberen Stockwerke geflüchtet waren, in Sicherheit brachten, hielten wir immer unsere Ohren offen. Auch wenn wir unter Wasser stehende Wohnungen durchkämmten, versuchten wir immer, ständigen Kontakt mit der Zentrale zu halten. Es galt, für einen Noteinsatz keine unnötige Zeit zu verlieren“, erzählt Ugo Adorante, der die Tauchergruppe der Carabinieri von Pescara leitet.
„Am zweiten Tag retteten wir eine nette 96-jährige Großmutter. Nachdem Nachbarn Alarm geschlagen hatten, eilten wir herbei, um sie ins Trockene zu bringen. Zwei Retter verschränkten ihre Arme, sodass eine Art Sitzgelegenheit entstand. So war es uns möglich, sie aus dem ersten Stock hinuntertragen“, beschreibt Ugo Adorante einen berührenden Rettungseinsatz.
Die ältere Dame, erinnert sich Ugo Adorante, sei sehr dankbar gewesen. „Ich werde nie die verwirrten Augen der Geretteten, besonders der älteren Menschen, vergessen. Ihre Blicke, die ich in diesen Tagen und Nächten sah, zeugen von Fassungslosigkeit, bewahren aber zugleich eine tiefe Würde und Gelassenheit“, beschreibt der Leiter der Carabinieri-Taucher von Pescara seine sehr persönlichen Eindrücke.