Von: ka
Mailand – Mehrere Jugendliche aus ganz Italien, die in Telegram-Chats über ihre Erfahrungen mit Stich- und Schusswaffen, die sie angeblich sogar in die Schule mitbrachten, sowie über Sprengstoff und selbst gebaute Molotowcocktails diskutierten, erregten die Aufmerksamkeit der Postpolizei.
Nachdem die Beamten eine ausreichende Anzahl verdächtiger Chateinträge ausgewertet hatten, durchsuchten sie am Donnerstag die Wohnungen von acht Minderjährigen in sieben italienischen Städten. Bei den Hausdurchsuchungen in Avellino, Lecce, Mailand, Pisa, Sassari, Nuoro und Treviso stellten die Beamten Munition, Messer, täuschend echt aussehende Spielzeugpistolen, Schlagringe und anderes gefährliches Material sicher.
Die Jugendlichen, die aus mehreren Städten stammen, glaubten wohl, dass ihnen auf Telegram niemand zuhören und auf die Schliche kommen könne. Offen und freimütig diskutierten sie in Telegram-Chats über ihre Erfahrungen mit Waffen verschiedenster Art, wobei sie sich untereinander auch über die verschiedenen Möglichkeiten austauschten, Waffen und Molotowcocktails selbst zu bauen. Offenbar rechneten sie nicht damit, dass die italienische Postpolizei ihnen längst auf der Fährte war.
„Ich hatte eine Glock. Weil ich sie in einem amerikanischen Film gesehen hatte, nahm ich sie in die Schule mit“, gab ein Minderjähriger im Chat an. „Ich ging mit einem Multitool mit Messer in die Schule. Ich riskierte, im Jugendknast zu landen“, erwiderte ihm ein „Kollege“, der seinerseits wieder von seinem Telegram-Freund zur Antwort bekam, dass er mit einem Klappmesser in der Jacke in der Klasse erschienen sei.
Die Auswertung der Chat-Einträge ließ kaum Zweifel darüber aufkommen, dass das Verhalten der Jugendlichen für die Allgemeinheit eine Gefahr darstellte. Die Ermittlungen zu den Telegram-Chats ergaben, dass die Jugendlichen nicht nur in den Chats mit ihren Waffen protzten, sondern sie möglicherweise tatsächlich auch in die Schule mitbrachten. Sie sollen in einigen Fällen sogar mit echten Schusswaffen, Messern und mit Pistolen mit Platzpatronen in der Klasse aufgetaucht sein.
„Die Internetnutzer behaupteten in den Chats, mit Messern und manchmal sogar mit Pistolen mit Platzpatronen oder Softair-Waffen herumzulaufen. Sie veröffentlichten im Netz Fotos und Videos, auf denen sie mit Stich-, Schieß- und Softair-Waffen posieren oder sie tatsächlich gebrauchen“, so die Postpolizei.
Und nicht nur das. In ihren Diskussionen auf Telegram – fährt die Postpolizei fort – baten die Jugendlichen untereinander „um Informationen und Ratschläge zur Herstellung von Molotowcocktails, Sprengstoffen und Zündern, wobei sie auch Fotos der von ihnen selbst hergestellten Bomben und Geräte veröffentlichten“. Das Phänomen ist an sich nicht neu. Die „Mode“ junger Leute, miteinander auf Websites und Chats über die Herstellung und Verwendung verschiedener Waffen zu diskutieren, ist den Ordnungskräften seit Jahren bekannt.
Dieser Trend sei auch deshalb auf dem Vormarsch, weil Softair-Waffen und „Repliken“ – es handelt sich dabei um Nachbildungen, die zwar täuschend echt wie richtige Waffen aussehen, aber nicht funktionsfähig sind – immer größere Verbreitung finden. Im Falle der Jugendlichen sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen.
Die Beamten der Postpolizei gehen derzeit noch der Frage nach, ob die jugendlichen Maulhelden „nur“ mit ihren Waffen und „Repliken“ protzten und posierten oder ob sie abseits von einigen „Übungen“ auch eine andere Verwendung fanden. Bisher wurden keine Verdachtsmomente gefunden, die auf Bandenbildung und Jugendkriminalität hinweisen. Tatsache ist aber, dass bei den Hausdurchsuchungen neben Munition und Messern auch täuschend echt aussehende Spielzeugpistolen, Schlagringe und anderes gefährliches Material zum Vorschein kamen.