Carabinieri nehmen 31-jährigen Kollegen fest – VIDEO

„Mord aus Leidenschaft“: Gewaltsamer Tod eines Kochs aufgeklärt?

Dienstag, 16. Juni 2020 | 07:11 Uhr

Modica – Ein halbes Jahr nach dem grausamen Mord an Peppe Lucifora, einem 57-jährigen Koch aus Modica in Sizilien, scheint die Bluttat aufgeklärt. Auf Anordnung der ermittelnden Staatsanwaltschaft nahmen die Carabinieri ihren Kollegen, den 31-jährigen Davide Corallo, fest. Davide Corallo, der jegliche Beteiligung an der Bluttat bestreitet, wird beschuldigt, den 57-jährigen Koch „aus Leidenschaft“ ermordet zu haben.

Seine Carabinieri-Kollegen von Modica hegten bereits seit dem 10. November des vergangenen Jahres – dem Tag der Ermordung von Peppe Lucifora – den Verdacht, dass der groß gewachsene und über Bärenkräfte verfügende Carabiniere den 57-jährigen, homosexuellen Koch, der mit einer zerquetschten Luftröhre in seiner Wohnung in Modica aufgefunden worden war, ermordet hatte. Der 31-jährige Davide Corallo, der bereits im Februar ein erstes Mal einvernommen wurde, gab zwar zu, den Koch zu kennen, bestritt aber, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Für die Mordnacht konnte er zudem ein zunächst glaubhaftes Alibi vorweisen.

ANSA/FACEBOOK/PEPPE LUCIFORA

Nun scheint aber die von den Carabinieri der Sondereinheit RIS durchgeführte Analyse einiger DNA-Spuren, die vom Tatort stammen, den Verdacht der Carabinieri von Modica zu bestätigen. Der junge Carabiniere, der beschuldigt wird, den 57-jährigen Koch „aus Leidenschaft“ ermordet zu haben, wird derzeit verhört.

Sowohl beim Opfer als auch beim mutmaßlichen Täter handelt es sich um „schillernde“ Persönlichkeiten. Davide Corallo, dessen Facebook-Seite von Fotos, in denen sich der groß gewachsene, muskelbepackte 31-Jährige in allen möglichen Posen zeigt, überquillt, gilt als „eitler Schönling“.

ANSA/FACEBOOK/DAVIDE CORALLO

Peppe Lucifora hingegen, der im Krankenhaus von Modica als Koch gearbeitet hatte, war in Modica sehr bekannt und beliebt gewesen. Neben seiner Arbeit hatte der als sehr guter „Chefkoch“ geschätzte 57-Jährige gerne auch bei Festen in privaten Häusern der besseren Gesellschaft von Modica erlesene Speisen zubereitet. Dabei hatte Peppe Lucifora, der es gewohnt gewesen war, in besten Kreisen zu verkehren, nie ein Geheimnis aus seinen homosexuellen Neigungen gemacht und gerne mit anderen auch über seine persönlichen Bekanntschaften gesprochen.

Wie eine Auswertung des Inhalts des Tablets des Opfers ergab, hatte zu diesen „persönlichen Bekanntschaften“ auch der 31-jährige Carabiniere Davide Corallo gehört. Aufgrund dieser Tatsache gingen die Ermittler schon bald von einem „Mord aus Leidenschaft“ aus und nahmen den 31-jährigen Carabiniere in den Kreis der möglichen Tatverdächtigen auf. Die Autopsie der Leiche des Opfers, die ergab, dass Peppe Lucifora von einem Mann mit Bärenkräften ermordet worden war, lenkte weitere Verdachtsmomente auf den jungen Carabiniere.

„Ich habe noch nie eine dermaßen zerquetschte, von starken Armen und Händen zerdrückte Luftröhre gesehen. Der ihn ermordet hat, muss über die Kraft eines Löwen verfügen. Es muss sich um einen muskulösen Mann handeln“, so der zuständige Gerichtsmediziner. „Auf Facebook hat sich Corallo gerne in Gesellschaft einiger Frauen gezeigt, aber alles lässt an ein dramatisches Ende einer persönlichen Beziehung denken“, so Oberstaatsanwalt Fabio D’Anna.

In jedem Fall hatte der Mörder das Smartphone von Peppe Lucifora verschwinden lassen und außerdem alle Zimmer der Wohnung des 57-Jährigen mit Schlüsseln, derer er sich ebenfalls entledigt hatte, zugesperrt. Wegen dieser Indizien verfolgten die Ermittler in einem ersten Moment auch die Spur einer „mafiösen Botschaft“.

Nun scheinen aber die Ergebnisse der von der Sondereinheit RIS durchgeführten Analyse der Spuren, jeden Zweifel über die Anwesenheit Corallos in der Wohnung zur Tatzeit auszuschließen. Laut einer Hypothese der Ermittler hatte sich der Mörder vermutlich in die Wohnung begeben, um vom Opfer die Löschung der Spuren der „persönlichen Bekanntschaft“ zu verlangen. Ein Ansinnen – so die Ermittler – das zuerst zu einem Streit und dann zu einem blutigen Verbrechen geführt hatte.

Von: ka