Von: idr
Rom – Giorgia Meloni inszeniert sich oft als Kämpferin für die Freiheit. Mal ist es die linke Opposition, mal sind es Richter, die angeblich ihre Migrationspolitik sabotieren wollen. Doch seit der Ermordung des Trump-Vertrauten Charlie Kirk hat die italienische Ministerpräsidentin einen neuen Feind ausgemacht: eine dunkle Verschwörung, die es auch auf sie abgesehen haben soll.
Ein Graffiti im Turiner Bahnhof reichte aus, um Meloni in Alarmstimmung zu versetzen. „Meloni wie Kirk“ stand dort in drei Teilen gesprüht. Die Ministerpräsidentin postete ein Foto der Schmiererei auf Instagram und deutete die Worte als Morddrohung. Wer genau hinter dieser angeblichen Kampagne stecken soll, ließ sie offen. Stattdessen sprach sie von „denen, die von Hass und Einschüchterung leben“. Der Vergleich zu Kirk mache sie dabei stolz.
In ihrer Videobotschaft erhob Meloni Kirk kürzlich zum Märtyrer und erklärte: „Kirks Opfer hat uns einmal mehr daran erinnert, auf welcher Seite Gewalt und Intoleranz stehen.“ Eine bemerkenswerte Umdeutung, wenn man bedenkt, dass Kirks eigene Überzeugungen von Intoleranz geprägt waren. Auf Druck der Fratelli d’Italia legten die Abgeordneten im römischen Parlament als einziges Parlament in Europa eine Schweigeminute für Kirk ein.
Wahlkampf mit den Waffen der Angst
Ein Blick auf den Kalender gibt Aufschluss, warum sich Meloni plötzlich so kämpferisch gibt: In sieben italienischen Regionen stehen Wahlen an, die als Stimmungstest für Melonis Regierung gelten. In drei Wochen jährt sich dann auch ihr Amtsantritt zum dritten Mal. Ihre Strategie wirkt dabei fast wie aus Donald Trumps Autokratie-Handbruch: Angst schüren und Feindbilder aufbauen, um die eigene Anhängerschaft emotional binden.
Die Opposition wirft der Regierungschefin vor, den Mord politisch auszuschlachten und einen „Kulturkampf“ vom Zaun zu brechen. Auch in den USA wird diese Taktik den Republikanern vorgeworfen. US-Präsident Trump stimmte das Militär am Dienstag bei einer Versammlung von Hunderten US-Generälen darauf ein, man müsse mit Gewalt den „Feind im Inneren“ bekämpfen. Verteidigungsminister Hegseth sah das Problem dabei nicht nur bei „woken“ Männern, sondern auch bei „fetten“ und solchen mit Bärten oder langen Haaren.
Wie sich Meloni im Weiteren verhalten wird und ob auch bald Streitkräfte gegen den Willen ihrer Regionalregierung in italienischen Städten „aufräumen“ sollen, bleibt abzuwarten. In jedem Fall sind in ihrem Vorgehen Parallelen zu der Trump-Administration zu erkennen. Es ist fraglich, wie weit Meloni diesen Weg beschreiten wird.
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