CasaPound-Rundgänge und -Plakataktionen stoßen auf harte Kritik – VIDEO

Neofaschisten sagen illegalen Strandverkäufern Kampf an

Montag, 13. August 2018 | 08:01 Uhr

Lido di Ostia – Ein Rundgang von CasaPound-Aktivisten auf einem Strand des Lido di Ostia, bei dem ein Kokusnussverkäufer abgedrängt wurde, löste eine heftige Debatte aus. Ziel der Aktion sei es – teilte CasaPound mit – den Verkauf gefälschter Ware und verdorbener Lebensmittel zu verhindern sowie den Handel der italienischen Kaufleute vor illegaler Konkurrenz zu schützen. Kritiker der „Faschisten des 21. Jahrhunderts“ hingegen sprachen von einem rechtsextremen und fremdenfeindlichen Affentheater und von einem „Akt der Gewalt“.

Facebook/Luca Marsella

Die Badegäste, die in einem Strandbad des Lido di Ostia, den beliebtesten Strand der hitzegeplagten Römer, im Sand lagen, trauten ihren Augen kaum, als plötzlich zwei Dutzend Neofaschisten auftauchten. Die CasaPound-Aktivisten, welche alle mit einer roten Weste bekleidet waren und vom Stadtviertelrat Luca Marsella angeführt wurden, machten „Jagd“ auf illegale Strandverkäufer. Schon bald entdeckten sie einen Migranten, der am Strand offensichtlich Kokosnussecken verkaufte. Die „Faschisten des 21. Jahrhunderts“ umzingelten den Kokusnussverkäufer und „luden ihn freundlich ein“, den Strand zu verlassen. Nach und nach durchstreiften die militanten CasaPound-Aktivisten den ganzen Strand. Dabei gelang es ihnen, einen weiteren Strandverkäufer bei der Arbeit zu erwischen. Auch er wurde von den Neofaschisten gezwungen, das Weite zu suchen. Das Video der „Strandrazzia“ wurde später von Luca Marsella auf Facebook veröffentlicht.

https://www.facebook.com/lmarsella/videos/1112630592218609/

Ziel der Aktion sei es – teilte CasaPound mit – den Verkauf gefälschter Ware und verdorbener Lebensmittel zu verhindern sowie den Handel der italienischen Kaufleute vor illegaler Konkurrenz zu schützen.

Es war nicht das erste Mal, dass die „Neofaschisten des 21. Jahrhunderts“ durch solche und ähnliche Aktionen auffallen. Erst vor wenig mehr als einer Woche wurden von CasaPound-Aktivisten vor Strandbädern in Venetien und Friaul Hunderte von Plakaten aufgehängt, die einen dunkelhäutigen Strandverkäufer hinter einem Verbotsschild zeigten. Um „Fälschung, Betrug und Sklaverei“ nicht mitzufinanzieren, wurden Touristen auf Italienisch, Deutsch und Englisch angewiesen, von illegalen Verkäufern nichts zu erwerben.

Facebook/CasaPound Italia

Wie CasaPound bekannt gab, war die Aktion Teil einer Sensibilisierungskampagne. Sie sollte die Strandurlauber darauf hinweisen, dass der illegale Strandverkauf kein Folklore sei, sondern vielmehr die lokale Wirtschaft schädige. Zudem, so CasaPound weiter, finanziere der Verkauf gefälschter Ware die Kriminalität und halte jene armen Menschen, die mit diesem illegalen Gewerbe ihr Geld verdienen, in der Sklaverei.

Facebook/Luca Marsella

Genauso wie in Venetien und in Friaul stieß auch die Aktion der „Faschisten des 21. Jahrhunderts“ in Lido di Ostia auf herbe Kritik.

„Zu jeder Jahreszeit präsentiert die ausländerfeindliche Rechte ihr Affentheater. Ich verstehe, dass CasaPound Sichtbarkeit suche, aber den Kampf für Rechtmäßigkeit gewinnt man nicht, indem man einen Kokosnusshändler für einige Minuten vom Strand abdrängt. Den gewinnt man mit seriöser Politik und nicht mit einer fürs Internetvolk bestimmten Werbeschaltung“, geht Stefano Pedica vom PD mit CasaPound hart ins Gericht.

Facebook/Luca Marsella

Marco Possanzini von Sinistra Italiana wurde noch viel deutlicher. Der Linkspolitiker sprach von einem „Akt der Gewalt“, der in einem zivilen Staat nicht tolerierbar sei und von allen politischen Kräften verurteilt werden müsse. „Die Bewegung CasaPound, die keine Amtsgewalt besitzt, darf nicht mit Rundgängen, die sich in eine regelrechte Jagd auf Illegale verwandelt, die Behörden ersetzen“, so Marco Possanzini von Sinistra Italiana.

Zuletzt schaltete sich noch Matteo Salvini in die heiße Debatte ein. In einem Facebook-Beitrag äußerte sich der Innenminister zur Operation „Sichere Strände“ und kündigte an, für Ferragosto die Kontrollen noch einmal zu verstärken. „Kauf und Verkauf gefälschter Ware heißen, das organisierte Verbrechen zu unterstützen. Man hilft nicht diesem oder jenem armen Mensch, indem man eine Handtasche, ein Foulard oder ein Armband kauft, sondern man hilft der Kriminalität“, so Matteo Salvini.

https://www.facebook.com/salviniofficial/photos/a.10151670912208155.1073741827.252306033154/10155982271628155/?type=3&theater

 

Von: ka