„Militärischer“ 40.000-Euro-Plan: US-Captain holte sein Kind zurück – VIDEO

„Niemand tat etwas, also habe ich mich selbst darum gekümmert“

Donnerstag, 04. September 2025 | 07:55 Uhr

Von: ka

Vicenza/Bukarest – Die rumänische Hauptstadt Bukarest war vor etwas mehr als einem Jahr Schauplatz einer unglaublichen Geschichte.

Nachdem seine Ex-Frau ohne sein Wissen und Einverständnis mit dem gemeinsamen Sohn in ihr Heimatland zurückgekehrt war, setzte ein ehemaliger Angehöriger der in Italien stationierten US-Streitkräfte seinen 40.000 Euro teuren Plan in die Tat um: Der 40-jährige Captain Nicholas C. D. entführte den kleinen Jungen, um ihn zurück nach Italien zu bringen.

Da ihm ein Gericht in Vincenza bereits zuvor das alleinige Sorgerecht zugesprochen hatte, lebt der Junge nun bei seinem Vater in Vicenza und besucht die zweite Klasse der Grundschule. „Niemand hat etwas unternommen, also habe ich mich selbst darum gekümmert“, berichtet Captain Nicholas C. D. dem Corriere del Veneto mit Stolz über sein Leben und den mit militärischer Präzision umgesetzten Entführungsplan.

Frame Video/Facebook/Rotalianul – Revista românului din Italia/Corriere della Sera

Nach dem Zerbrechen seiner Ehe mit einer Rumänin hatte ein Gericht dem 40-jährigen Offizier der US-Armee, der in Vicenza stationiert ist, das alleinige Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn zugesprochen. Da seine Ex-Frau jedoch ohne sein Wissen und Einverständnis mit dem gemeinsamen Sohn in ihr Heimatland zurückgekehrt war, konnte das Gerichtsurteil in der Praxis nicht umgesetzt werden. „Niemand hat etwas unternommen, also habe ich mich selbst darum gekümmert“, so der Offizier, der es offensichtlich gewohnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Zunächst engagierte er Jay, einen Veteranen der britischen Armee, der auf die Rückholung ausländischer Kinder spezialisiert ist. Anschließend nahm er Fabrizio unter Vertrag, den Inhaber einer großen Detektei. Dieser schickte sofort zwei Detektive nach Rumänien, um die Lage auszukundschaften. Schließlich nahm er mit Giorgio Kontakt auf, seinem Fluglehrer, denn der Plan sah auch den Einsatz eines Flugzeugs des Typs Piper vor. Mit diesem Team von Spezialisten gelang es Captain Nicholas C. D., einen Blitzangriff auszuführen, der James Bond alle Ehre gemacht hätte. Das Ziel war es, seinen sechsjährigen Sohn nach Italien zurückzuholen, den seine Frau zwei Monate zuvor mitgenommen hatte, als sie mit dem Kind nach Rumänien floh, um dort zu bleiben.

Die Männer schritten am 30. Juli des vergangenen Jahres in Rumänien zur Tat. Die Entführung wurde in der rumänischen Hauptstadt Bukarest von einer Überwachungskamera aufgezeichnet. Zu sehen ist, wie Vater Nicholas an der Ecke wartet, den kleinen Jungen unter den Arm nimmt und flüchtet, während die Mutter vergeblich versucht, ihm zu folgen. Anschließend setzte er den Jungen in einen bereitstehenden Toyota und fuhr mit hoher Geschwindigkeit zum eineinhalb Autostunden von Bukarest entfernten bulgarischen Flughafen Ruse, wo Giorgios Piper auf die beiden wartete. Der Rückflug nach Italien mit dem kleinen, aber robusten Flugzeug war dann ein Kinderspiel.

Nun lebt der Junge bei ihm und seiner neuen Partnerin in Vicenza. „Ich musste es tun – für meinen Sohn, für seine Zukunft. Hätte ich zu lange gewartet, wäre es immer schwieriger geworden. Er hatte bereits damit begonnen, zu sagen, dass er mich nicht als seinen Vater anerkenne. Weder die Armee noch die amerikanische Botschaft noch die italienischen Behörden unternahmen etwas, also habe ich mich selbst darum gekümmert. Mein Junge ist glücklich in Italien und geht jetzt in die zweite Klasse Volksschule“, erklärt Nicholas, der vor einigen Monaten die Armee verlassen hat, um wieder als Anwalt zu arbeiten. „Der Junge ist glücklich in Italien, er geht jetzt in die zweite Klasse.“ Das ist seine Version.

Seine Ex-Frau sieht das jedoch ganz anders. „Ich habe ihn bei der Polizei in Bukarest angezeigt, aber die rumänische Justiz kann nicht gegen ihn vorgehen, weil er ein amerikanischer Soldat ist“, seufzt die 47-jährige Rumänin Roxana, die inzwischen wieder nach Italien zurückgekehrt ist. „Ich war gezwungen, mit dem Kind nach Rumänien zu gehen, weil ich nach dem Ende unserer aufgrund seiner Untreue zerbrochenen Ehe nicht mehr wusste, wie ich meinen Unterhalt bestreiten sollte. Ich möchte daran erinnern, dass das italienische Gericht vor meiner Abreise entschieden hatte, dass unser Sohn bei mir in unserem Haus leben sollte. Aus diesem wurde ich jedoch zwangsgeräumt. Ich hatte kein Geld, keinen Wohnsitz und niemand gab mir Arbeit. Was konnte ich tun? Es mag falsch gewesen sein, den Jungen mitzunehmen, aber ich hatte keine Wahl. Und hinter all dem steckt auch sein Alkoholproblem: ‚Nick‘ trank und behandelte uns nicht gut“, fährt Roxana fort. Die 47-Jährige darf ihren Sohn nun einmal pro Woche per Videoanruf sehen. Außerdem kann sie ihn persönlich treffen, allerdings nur in Anwesenheit von Sozialarbeitern.

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„Es stimmt weder, dass sie mittellos war – die Familie besitzt schließlich mehrere Immobilien –, noch dass ich Alkoholiker war. Sie konnte das Ende unserer Beziehung nicht akzeptieren und hat mir deshalb viele Probleme mit der amerikanischen Armee bereitet, wohl wissend, dass bestimmte Äußerungen Folgen für mich haben würden“, weist Captain Nicholas C. D. diese Anschuldigungen entschieden zurück.

Nach Roxanas Flucht nach Rumänien wurde der langwierige Sorgerechtsstreit um den Sohn am 17. Juli endgültig zugunsten des ehemaligen Offiziers der US-Armee entschieden. „Das Sorgerecht für den minderjährigen Sohn wird ausschließlich dem Vater übertragen. Er kann allein die wichtigsten Entscheidungen für den Sohn in Bezug auf dessen Ausbildung, Erziehung und Gesundheit treffen“, so der Richter. Auf der Grundlage dieses Urteils begann Captain Nick, die „militärische Rückholung“ des Kindes zu planen.

Auf der einen Seite sie, auf der anderen Seite er, und dazwischen ihr Sohn, der zweimal entführt wurde – zuerst von der Mutter, dann vom Vater. “Es entsteht eine Spirale von Verstrickungen, die das Kind dazu zwingt, die Bedürfnisse der Erwachsenen zu befriedigen, während die Erwachsenen unfähig sind, seine Bedürfnisse zu verstehen”, schlussfolgert die Psychologin Barbara Bonomi, die vom Richter in Vicenza als Gutachterin damit beauftragt wurde, das länderübergreifende emotionale Durcheinander zu entwirren.

Letztendlich war es der „Krieg“ des US-Captains und seiner Ex-Frau um das gemeinsame Kind.

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