Von: ka
Turin/Neapel – Ein stiller Protest gegen das Homeschooling, der von Anita und Lisa – zwei zwölfjährigen Mädchen aus Turin – ins Leben gerufen wurde, weitet sich zu landesweiten Demonstrationen gegen die Schließung der Schulen aus. Am Anfang stand die aufsehenerregende Aktion zweier junger Mittelschülerinnen, die vor ihrer geschlossenen Schule ihre Stühle und Tische aufgestellt hatten, um mitten auf dem Gehsteig „Homeschooling“ zu betreiben. Damit wollen die beiden Schülerinnen der Öffentlichkeit deutlich vor Augen führen, was Onlineunterricht für Kinder und Jugendliche bedeutet.
Der Aktion der beiden Turiner Mädchen schlossen sich in der Folge immer mehr Mittel- und Oberschüler sowie deren Eltern an. Um gegen den ungeliebten Fernunterricht zu protestieren, wurde in vielen Städten und Dörfern Italiens „Unterricht im Freien“ organisiert. Mit vielerlei fantasievollen Demonstration und Aktionen macht die von den Medien „No Dad“(No Didattica a distanza, Nein zum Fernunterricht, Anmerkung der Redaktion) getaufte Protestbewegung immer stärker auf sich aufmerksam.
Die zwölfjährige Anita, die als „Gesicht“ der „No Dad“ gilt, und ihre Freundin wollen nicht aufgeben. Seit Tagen stellen die beiden Mittelschülerinnen auf dem Gehsteig vor ihrer Turiner Schule ihre Stühle und Bänke auf, klappen ihre Laptops auf und nehmen in aller Öffentlichkeit zusammen mit dem Rest ihrer Klasse am Homeschooling teil. Der öffentlich zur Schau gestellte „einsame Unterricht“ erregte sehr schnell die Aufmerksamkeit der italienischen Medien. Anita erhielt auch einen Anruf der Unterrichtsministerin Lucia Azzolina, die den Protest für eine Öffnung der Schule lobte. „Deine Geste ist bewundernswert. Es ist schön anzusehen, dass es Jugendliche gibt, die an ihre Werte glauben und sie nach vorne bringen“, so Lucia Azzolina.
Innerhalb kürzester Zeit schlossen sich dem Protest immer mehr Mittel- und Oberschüler sowie deren Eltern an. Um gegen den ungeliebten Fernunterricht zu protestieren, wurde in vielen Städten und Dörfern Italiens „Unterricht im Freien“ organisiert, wobei Plätze, Parks und in einem Fall sogar der Strand in „Klassenräume“ umfunktioniert wurden.
Mit vielerlei fantasievollen Demonstration und Aktionen macht die von den Medien „No Dad“(No Didattica a distanza, Nein zum Fernunterricht, Anmerkung der Redaktion) getaufte Protestbewegung immer stärker auf sich aufmerksam. Besonders großes Aufsehen erregte eine Protestaktion neapolitanischer Schüler und Eltern. Sie stellten auf der Piazza del Plebiscito – einem der schönsten Plätze Italiens – eine aus leeren Stühlen und Schulbänken bestehende „Scuola fantasma“, zu Deutsch Geisterschule, auf. Von oben betrachtet bilden dabei die Bänke die Buchstaben von „No Dad“.
Auf die Bänke legten sie gefaltete Kärtchen, die die ganzen Ängste und Nöte der vereinsamten und um ihren gewohnten Unterricht gebrachten Volksschüler widerspiegeln sollen. Mit den eindringlichen Worten „Giulia sieht ihre Schulkameraden nicht, Lia hört nichts, Davide hat keine Verbindung, Carlo weint, Chiara, ich sehe dich nicht, Sara ist müde, Matilde ist allein zu Hause“ fassen die neapolitanischen Volksschüler und deren Eltern den traurigen „Schulalltag“ der Kinder zusammen. Kurz darauf bildeten die Kinder einen Kreis und nahmen auf Sitzmatten auf dem Boden Platz, um auf Geheiß der Lehrerin und der Eltern der Öffentlichkeit „Volksschule im Freien“ vorzuführen.
In Anlehnung an die bekannten Klimaproteste von „Fridays for Future“ nannten die neapolitanischen Eltern ihre Demos „Fridays for School“. Mit der aufsehenerregenden Aktion wollen die Schüler und Eltern von Neapel gegen die vom Präsidenten der Region Kampanien, Vincenzo De Luca, verfügte Schließung der Schulen demonstrieren und Druck für eine baldige Wiedereröffnung ausüben.
Durch die Proteste wird der Druck auf Rom und die Regionen, die Schulen so bald wie möglich wieder zu öffnen, immer größer. Die Schüler, Studenten und deren Eltern, die auf die vielfältigen Nachteile des Fernunterrichts, der aus ihrer Sicht mit dem Satz „Schlechter Unterricht trifft auf noch schlechtere Stimmung“ zusammengefasst werden kann, können die Öffnung der Schulen kaum erwarten.
Die Demonstranten wollen sich nicht mehr mit Versprechungen abspeisen lassen und kündigen an, bis zur Öffnung der Schulen weiterzumachen. Anita sieht das ebenfalls so. „Wir protestieren, bis wir wieder in die Klasse zurückkehren können“, so die zwölfjährige Schülerin. Aber angesichts der weiterhin schlechten Covid-19-Zahlen dürften die italienweiten Protestaktionen der „Schools for Future-Bewegung“ noch einige Zeit weitergehen.