Von: ka
Piacenza – Nach langen Diskussionen führte die erste italienische Schule – die Sportoberschule San Benedetto von Piacenza – ein für alle Schulräume geltendes Smartphoneverbot ein. Dabei wird eine neue Technologie verwendet, bei der die Smartphones bei Unterrichtsbeginn in eine isolierende Hülle gesteckt und erst beim Ende der Lektion an einer eigenen Basis wieder „befreit“ werden. Ziel der Schule ist es, sowohl die Aufmerksamkeit der Schüler für den Unterricht zu gewährleisten, als auch das soziale Leben unter den Schülern zu fördern.
An allen Schulen weltweit beobachten Lehrer immer öfter, wie sich Schüler vom Smartphone vom Unterricht ablenken lassen. Trotz laufendem Unterricht wird in nicht wenigen Fällen fleißig gechattet und in sozialen Netzwerken weiterhin Nachrichten gelesen und versendet. Einige Länder wie Frankreich greifen zu drastischen Maßnahmen. Das französische Parlament beschloss noch vor Schulbeginn ein gesetzliches Handyverbot an Frankreichs Schulen. Nach langen Diskussionen führte auch die erste italienische Schule – die Sportoberschule San Benedetto von Piacenza – ein für alle Schulräume und Außenflächen geltendes Smartphoneverbot ein. Die Technologie, auf die man dabei zurückgreift, ist eine ganz besondere und stammt vom US-Unternehmen Yondr.
Vor dem Unterricht müssen die Schüler ihr Smartphone in eine isolierende Hülle stecken, die daraufhin verschlossen wird. Das Material der Hülle, deren Hauptbestandteil Neopren ist, verhindert, dass das Handy mit der Außenwelt Verbindung aufnehmen kann. Der spezielle Verschluss der Hülle kann auch nicht von den Schülerinnen und Schülern selbst geöffnet werden. Nur durch eine eigene „Basis“, die jenen Geräten gleicht, die in Boutiquen und anderen Geschäften verwendet werden, um die Diebstahlsicherungsclips zu entfernen, kann der Hüllenverschluss wieder geöffnet werden. Dies geschieht in der Regel nur am Ende des Unterrichts. Der handfeste Vorteil ist, dass die Schüler im Besitz der Geräte verbleiben, diese aber nicht verwenden können, weil sie vollkommen unbrauchbar sind. Das klassische Einsammeln der Smartphones vor dem Unterricht ist hingegen weit weniger beliebt, weil die Schüler „ihr Smartphone nicht sicher“ haben.
Im Fall von Piacenza kündigte die Schule noch im Sommer den Eltern der Schüler über ein Informationsschreiben an, dass die Sportoberschule San Benedetto zu Unterrichtsbeginn das Yondr-System für ungestörtes Lernen einführen werde. Am 17. September war es dann soweit. In der Praxis stößt das neue System auf geteilte Meinungen. „Es ist schrecklich, wir fühlen uns von der Außenwelt abgeschnitten“, so einige Schüler. Andere hingegen berichten auch über gute Erfahrungen und loben das neue Klima an der Schule.
„Wir wollen unsere Schüler nicht bestrafen. Es ist eine pädagogische Frage. Wir wollen die Schüler lehren, wieder nach oben auf die Tafel zu schauen und auch öfter untereinander zu reden. Um ein gutes Beispiel zu geben, werden wir auch die Lehrer bitten, ihr Smartphone in die Hülle zu legen“, so der Direktor der Sportoberschule San Benedetto von Piacenza, Fabrizio Bertamoni.
Untersuchungen und Studien – so die Sportoberschule San Benedetto von Piacenza im Brief an die Eltern – hätten gezeigt, dass bereits die alleinige Anwesenheit der Smartphones negativen Einfluss auf den Lernerfolg der Schüler und Studenten hat. Außerdem sei die Einführung dieses Systems an amerikanischen Schulen dazu nützlich gewesen, um das soziale Leben zwischen den Schülern selbst zu fördern.
Ganz gleich, welcher Weg am Ende beschritten wird, so sind sich in den westlichen Ländern die meisten Eltern, das Lehrpersonal und die Schulverwaltung darin einig, dass etwas gegen die ausufernde Smartphonenutzung unternommen werden muss. Ob das Yondr-System, Störsender, die Smartphones unbrauchbar machen, das klassische Einsammeln der Geräte vor dem Unterricht oder ein einfaches striktes Verbot mit harten Sanktionen zum Einsatz kommt, ist in diesem Sinne letztendlich unerheblich. Die Aufmerksamkeit der Schüler muss wieder dem Lernstoff und dem Lehrer an der Wand gehören, darum geht es.
Ob manch heimische Schule bereits auch über Yondr nachdenkt?