Von: ka
Rom – Die Ewige Stadt, die aufgrund ihrer einzigartigen Kunstschätze und der Tatsache, das Zentrum der Christenheit zu sein, es gewohnt war, Heerscharen von Touristen und Pilgern anzuziehen, bleibt im Covid-19-Sommer fast leer.
Während viele Hotels, Geschäfte und Lokale seit dem Ende des Lockdowns immer noch geschlossen sind, liefern sich die wenigen offenen Beherbergungsbetriebe im Netz einen ruinösen Preiskampf. Die vom Tourismus abhängigen Gastlokale im Zentrum kämpfen ebenfalls ums nackte Überleben. Mit aggressiver Kundenwerbung versuchen sie sich gegenseitig, den letzten hungrigen Touristen abzuluchsen.
Roms Tourismus kannte bisher keine Krise. Aufgrund ihrer einzigartigen Kunstschätze und der Tatsache, das Zentrum der Christenheit zu sein, zog die Ewige Stadt Sommer wie Winter Heerscharen von Touristen und Pilgern an. Im Covid-19-Sommer ist aber alles anders. Besonders der fast vollständige Ausfall der kaufkräftigen Touristen aus Amerika und Fernost trifft Rom hart. Da weltweit die Touristen zum übergroßen Teil ihren Urlaub im eigenen Land verbringen – sofern sie überhaupt den eigenen Balkon oder Garten verlassen und verreisen – wird neben wenigen Gästen aus Deutschland, Holland, Spanien und Frankreich die Ewige Stadt heuer fast nur von Italienern besucht. Letztere machen im Roms Covid-19-Sommer rund 90 Prozent aller Gäste aus.
Im Allgemeinen ziehen aber gerade im heißen Hochsommer die einheimischen Gäste das Meer oder die Berge dem Besuch von Museen und historischen Stätten vor. Aber das ist nicht der einzige Grund. Der Umstand, dass sich am Meer und besonders in den Bergen die Corona-bedingte soziale Distanzierung leichter bewerkstelligen und somit eine Ansteckung mit dem Virus eher vermeiden lässt als in der Enge einer Großstadt, verschlimmert die trostlose Lage weiter.
Da in dieser Saison ohnehin kein Gewinn zu erwarten ist, beschloss ein Gutteil der Inhaber, nach dem Lockdown nicht mehr ihre Hotels, Geschäfte und Lokale zu öffnen. Laut der Vereinigung der Hoteliers sind von 1.100 Hotels nur 80 bis 90 geöffnet. Da die wenigen offenen Beherbergungsbetriebe sich im Netz einen ruinösen Preiskampf liefern, scheinen es allerdings noch immer zu viele zu sein. Inzwischen ist selbst in Vier-Sterne-Betrieben, die sich im Zentrum von Rom unweit von bekanntesten Sehenswürdigkeiten wie der Spanischen Treppe, dem Kolosseum oder dem Trevi-Brunnen befinden, eine Unterbringung im Doppelzimmer mit Frühstück für weit unter 100 Euro zu haben. In der Summe fielen gegenüber dem Vorjahr die Hotelpreise um rund die Hälfte.
Die vom Tourismus abhängigen Gastlokale im Zentrum kämpfen ebenfalls ums nackte Überleben. Mit aggressiver Kundenwerbung – Kellner laden auf der Straße vor dem Restaurant Urlauber zum Besuch ihres Lokals ein – versuchen sie sich gegenseitig, den letzten hungrigen Touristen abzuluchsen. Auch wenn sich in den letzten Wochen ein zarter Aufschwung abzuzeichnen scheint, sind die Zahlen verheerend. Insgesamt rechnet Roms Hotel- und Gastgewerbe heuer mit fast zehn Millionen weniger Besuchern, wobei den Touristikern der Ewigen Stadt im Covid-19-Jahr geschätzte 2,3 Milliarden Euro an Umsätzen entgehen werden.
Entsprechend schlecht ist die Stimmung unter den Tourismustreibenden. Auch wenn die Stadt für die globale Krise im Tourismus kaum verantwortlich gemacht werden kann, zieht sich die Gemeinde doch den Zorn der Hoteliers und Lokalinhaber zu. In der Kritik stehen die hohen Steuern und Abgaben, die die Rentabilität vieler Betriebe drücken und die Attraktivität Roms weiter schwächen. Besonders die hohen Müllgebühren und die exorbitant hohe Kurtaxe – ein in einem Doppelzimmer in einem Viersternehotel untergebrachtes Paar muss täglich allein für die Kurtaxe zwölf Euro berappen – stehen im Zentrum der Kritik.
Die Römer, die seit Menschengedenken ihre Stadt noch nie so leer erlebten, halten diese wenn auch im Detail durchaus berechtigten Forderungen nach einer Senkung der Gebühren aber lediglich für Scheingefechte. Den Einwohnern und Gewerbetreibenden der Ewigen Stadt ist durchaus bewusst, dass nur ein Ende der Coronapandemie Roms Tourismus retten kann.
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