Brutales Fußballfoul scheidet die Geister

Schwere Körperverletzung oder unglücklicher Zweikampf?

Freitag, 21. Februar 2020 | 08:15 Uhr

Von: ka

Peschiera Borromeo – Ein Fußballmatch, bei dem ein 15-Jähriger infolge eines Foulspiels den Bruch eines Oberschenkelbeins, einer Kniescheibe sowie den Riss mehrerer Sehnen erlitten hat, wird vermutlich ein gerichtliches Nachspiel haben. Während die Mutter des 15-Jährigen sowie seine Mitspieler glauben, dass der 15-jährige Jugendspieler Opfer eines brutalen Revanchefouls geworden ist, spricht der gegnerische Fußballverein von einem „normalen Zweikampf im Spielverlauf“. „Wer das Foul gesehen hat, möge mir jetzt helfen“, appelliert die Mutter.

apa

Als er die Röntgenaufnahmen und das Ergebnis der Magnetresonanz eines verletzten 15-jährigen Jugendspielers sah, war ein Arzt des Krankenhauses „San Raffaele“ von Mailand sprachlos. „In 24 Arbeitsjahren habe ich noch nie eine solch schwere, von einem Fußballfoul herrührende Verletzung gesehen. Dermaßen schwere Verletzungen passieren eigentlich bei Verkehrsunfällen“, so der behandelnde Arzt.

Die schwere Verletzung geschah während der Begegnung zweier Jugendmannschaften der lombardischen Regionalmeisterschaft. Die 15- und 16-jährigen Spieler des Clubs von „Cimiano“ traten auswärts gegen ihre gleichaltrigen Gegner der „Ausonia“ an. Im Laufe eines „Zweikampfs“ erlitt ein 15-jähriger Jugendspieler der Mannschaft von Cimiano dermaßen schwere Verletzungen, sodass er die Erste Hilfe aufsuchen musste. Im Krankenhaus stellten die Ärzte einen Bruch des Oberschenkelbeins und der Kniescheibe sowie den Riss mehrerer Sehnen fest. Diese niederschmetternde Diagnose – so die Ärzte – erfordert mehrere chirurgische Operationen sowie eine sehr viel Zeit in Anspruch nehmende Rehabilitation.

Frattura della rotula, lesione dei legamenti e frattura del femore. Un infortunio choc: http://fanpa.ge/B78u2

Pubblicato da Milano Fanpage.it su Giovedì 20 febbraio 2020

Nachdem die Eltern des 15-Jährigen die Erzählung ihres Sohnes und die einiger seiner Mannschaftskameraden angehört hatten, kamen sie zum Schluss, dass es sich nicht nur um einen Spielunfall gehandelt hatte. „Der Junge hat mit einem Dribbling und einem Lupfer – in Fußballjargon ‚Sombrero‘ genannt – einen Gegner übersprungen. Als der Gegenspieler sich umgedreht hat und gesehen hat, dass er den Ball nicht mehr erreichen kann, hat er ihm einen Fußtritt versetzt, der zu diesen schweren Verletzungen geführt hat“.

Der Schiedsrichter erkannte das Foulspiel, gab dem Spieler eine Gelbe Karte und verwies ihn aufgrund der zweiten, im Spiel erhaltenen Gelben Karte des Feldes. Während die Mannschaft des 15-Jährigen das Spiel gegen die „Ausonia“ mit 3:1 gewann, öffneten sich für den gefoulten Jugendspieler die Tore der Ersten Hilfe.

👍 Yes, we did it!✅ Grande vittoria in trasferta sul campo dell’#Ausonia per l’#Under16 📌 1-3 #win ⚪️🔴 #SaràPerchéCimiano

Pubblicato da Cimiano Calcio su Sabato 15 febbraio 2020

Nach den Erzählungen ihres Sohnes und seiner Mitspieler begann die Mutter, die glaubt, dass ihr Sohn Opfer eines brutalen Revanchefouls geworden war, selbst Nachforschungen anzustellen und nach Zeugen zu suchen. Zu diesem Zweck suchte sie auch die Verantwortlichen des Clubs „Ausonia“ auf. Beim Club winkte man aber ab.

„Es hat sich um einen normalen Zweikampf im Spielverlauf gehandelt. Der Junge hat den Ball im letzten Moment bewegt und unser Verteidiger hat ihn beim Einsteigen getroffen. Es hat sich in keinem Fall um ein Foul bei weit entferntem Ball gehandelt. Dies beweist auch die Tatsache, dass der Schiedsrichter das Foul gesehen und mit einer Gelben Karte geahndet hat. Nach dem Spiel hat er sich entschuldigt. Es tut uns wegen der Verletzung sehr leid“, so ein Verantwortlicher des Clubs „Ausonia“.

Il 15enne ha rotula, femore e legamenti rotti

Pubblicato da Corriere della Sera su Giovedì 20 febbraio 2020

Mit diesen Aussagen wollte sich die Mutter aber nicht zufriedengeben. Sie wendete sich an einen Rechtsanwalt. Vonseiten des Clubs wurde der Mutter, die in der Zwischenzeit ohne Erfolg mehrere Spieler und deren Eltern kontaktiert hatte, mitgeteilt, dass es vom Spiel keine Videoaufnahmen gebe. Am Dienstagabend suchte sie selbst den Fußballplatz der „Ausonia“ auf. Sie verteilte mehrere Flugblätter und rief die anwesenden Spieler auf, nicht länger zu schweigen und über den Vorfall mit ihr zu sprechen. „Viele von euch haben gesehen, was passiert ist. Mein Sohn ist ein Junge wie ihr. Jetzt liegt er in einem Krankenbett. Wenn ihr etwas gesehen habt, nehmt Kontakt mit mir auf!“, so der Appell der Mutter.

Aber in der Runde erntete sie nur betretenes Schweigen und angeblich sogar manch sarkastisches Lächeln. Aber die Mutter, die für einen sichereren Jugendsport und für Gerechtigkeit für ihren Sohn kämpfen will, will nicht aufgeben. „Wer das Foul gesehen hat, möge mir jetzt helfen!“, so der Appell der Mutter.

Ob es sich um schwere Körperverletzung oder „nur“ um einen unglücklich ausgegangenen Zweikampf gehandelt hat, werden vermutlich die Richter entscheiden.