Von: ka
Bari/Neapel – Die israelische Touristin, die sich in der Taverna in Santa Chiara einen heftigen Streit mit der Wirtin lieferte, ist dieselbe, die in Bari mit pro-palästinensischen Aktivistinnen aneinandergeriet. Während der Demonstration sei ihr gesagt worden, Israel verhalte sich wie die Nazis. „Sie haben Israel mit den Nazis verglichen“, sagte Geluah „Gili“ Moses.
Die Demonstrantinnen von der Aktivistengruppe Donne in nero Bari weisen den Vorwurf zurück. „Sie und ihr Mann blieben stehen und begannen, uns lautstark und in immer schärferem Ton als Terroristen und Antisemiten zu beschimpfen. Viele Passanten und Touristen beobachteten das Geschehen mit missbilligenden Blicken, während wir schwiegen und ruhig blieben. Der Mann, der Frau Moses begleitete, filmte alles mit seinem Smartphone, wobei er besonders auf die Gesichter der Teilnehmer achtete. Die Szene dauerte mehrere Minuten, die Digos wurde informiert“, erklären die Aktivistinnen von Donne in nero Bari auf ihrer Facebook-Seite.
Die israelische Touristin Geluah „Gili“ Moses, die am vergangenen Samstag in der Taverna a Santa Chiara eine heftige Auseinandersetzung mit der Lokalbesitzerin Nives Monda hatte, ist dieselbe, die in Bari während der Demonstrationen zum 25. April, dem Tag der Befreiung, mit einer Gruppe pro-palästinensischer Aktivistinnen aneinandergeriet. Nach dem Vorfall in der neapolitanischen Taverne erkannten die Aktivistinnen aus Bari die 59-jährige Geluah „Gili“ Moses anhand von Bildern und Videos, die im Internet kursierten, wieder.
Der in Israel lebende politische Kommentator Roberto Della Rocca bestätigt gegenüber Fanpage.it den Vorfall in Bari. Roberto Della Rocca erklärt, dass Geluah „Gili“ Moses zur Führungsriege der kleinen, aber politisch sehr kämpferischen israelischen Linkspartei Democratim gehört, die in der Knesset vier von insgesamt 120 Parlamentssitzen innehat. Die Democratim, die der Sozialistischen Internationale angehört, steht in scharfer Opposition zur Politik der Regierung Netanjahu.
„Sie arbeitet als Forscherin an einer Universität und gehört politisch zur Linken. Als „Gili“ Moses, die viele Jahre Mitglied der Arbeitspartei war, die von Netanjahu unternommenen Eingriffe in die Justiz sah, beschloss sie, sich aktiver zu engagieren und an den Protesten gegen die Regierung teilzunehmen“, sagt Roberto Della Rocca, der wie die 59-Jährige ebenfalls bei Democratim politisch aktiv ist.
Roberto Della Rocca äußert sich auch zum Streit in Bari. „In diesen Tagen machte sie Urlaub in Italien, um ihren Doktortitel zu feiern. Am 26. April war sie in Bari, als sie auf diese Demonstration stieß und Plakate mit der Aufschrift „Free Palestine“ sah. Als sie einen der Anwesenden fragte, was das sei, antwortete er ihr, dass die Israelis die Palästinenser so behandelten wie die Nazis die Juden. Daraufhin ging sie hin, um eine Erklärung zu verlangen. Ein Mann, wahrscheinlich einer der Teilnehmer, sagte ihr, sie solle die Demonstration und die Bürgerrechte respektieren, worauf sie antwortete, dass Gaza befreit werden müsse, aber von der Hamas, die Frauen und der LGBT-Gemeinschaft grundlegende Rechte verweigere. Dann kam ein anderer Mann von außerhalb der Demonstration hinzu und rief „Fuck Israel“, woraufhin Gilis Mann, der übrigens nicht politisch aktiv ist, ihm ein „Fuck you“ hinterherschickte. Dann sind sie gegangen, das war’s“, sagt Roberto Della Rocca.
Geluah „Gili“ Moses, die inzwischen mit ihrem Mann nach Israel zurückgekehrt ist, weist auch die in den sozialen Medien kursierende Behauptung zurück, wonach der Urlaub von der israelischen Regierung bezahlt worden sei. Die 59-Jährige bekräftigt, dass es sich um eine lange geplante Reise nach Kampanien und Apulien gehandelt habe.
„Sie sind keine Italiener, sie waren im Urlaub und konnten nicht wissen, was der 25. April bedeutet. Sie ist eine Linke, aber sie ist Israelin, und als sie die Nazivergleiche hörte und ein Mann anfing, sie auf Englisch zu beschimpfen, hat sie sich gewehrt, das war’s“, erklärt Roberto Della Rocca.
Nicht zuletzt, weil die italienische Öffentlichkeit in der Frage, ob Israels hartes Vorgehen im Gazastreifen und in den besetzten Gebieten gerechtfertigt sei, tief gespalten ist, schlägt der Streit des Touristenpaars mit der neapolitanischen Wirtin und den pro-palästinensischen Aktivistinnen aus Bari nach wie vor hohe Wellen.
Die Kriegspolitik der Regierung Netanjahu mag viele schaudern lassen und auf Widerstand stoßen, doch ein Blick in viele soziale Netzwerke zeigt schnell, dass sich hinter berechtigter Kritik an Israel leider nicht selten blanker Antisemitismus verbirgt. Gegen den Krieg im Gazastreifen und für die Schonung der palästinensischen Zivilbevölkerung zu protestieren ist legitim, wer aber Israel das Existenzrecht abspricht, das Unrecht der Hamas unerwähnt lässt und blankem Antisemitismus frönt, gehört nicht in eine demokratische Gemeinschaft.
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