Rassismusskandal erschüttert Serie-A – VIDEO

„Sie haben mich als Affen beschimpft, eine Schande“

Dienstag, 23. Januar 2024 | 07:18 Uhr

Udine – Der italienische Fußball wird von einem schweren Rassismusskandal erschüttert. Nachdem er während der Serie-A-Begegnung Udinese – AC Mailand aus der Fankurve von Udinese immer wieder als Affe beschimpft worden war, zog der Mailänder Torhüter Mike Maignan seine Handschuhe aus und verließ das Spielfeld.

Aus Solidarität mit dem französischen Spieler folgten seine Teamkollegen seinem Beispiel und verließen den Platz. Erst fünf Minuten später konnte der Torhüter zur Rückkehr bewegt werden. Der unglaubliche Vorfall könnte in Italien endlich dafür sorgen, Rassismus aus den Stadien zu verbannen. Die rassistischen Übeltäter, von denen bereits einer identifiziert wurde, erwartet nicht nur ein lebenslanges Stadionverbot, sondern auch ein Gerichtsverfahren.

Das Serie-A-Spiel zwischen Udinese und dem AC Milan hatte kaum begonnen, als der französische AC-Mailand Torwart Mike Maignan begann, aus der Kurve hinter ihm Affenlaute und „Monkey“-Rufe zu vernehmen. Schon vor dem Führungstreffer der Mailänder durch Loftus-Cheek in der 31. Minute wandte sich Maignan an den vierten Schiedsrichter, um ihn auf das widerliche rassistische Verhalten einiger Udinese-Fans aufmerksam zu machen. Obwohl in der Folge der Stadionsprecher eingriff und die „Fans“ aufforderte, rassistische Handlungen zu unterlassen und die gegnerischen Spieler zu respektieren, fuhren einige wenige Hooligans fort, den französischen Torhüter als „Affe“ zu beschimpfen.

ANSA / GABRIELE MENIS

Kurz darauf hatte Mike Maignan genug. Er zog seine Torhüterhandschuhe aus, ging auf seine Trainerbank zu und verließ daraufhin das Spielfeld. Aus Solidarität mit dem französischen Spieler folgten seine Teamkollegen seinem Beispiel und verließen den Platz. Schiedsrichter Maresca wandte sich daraufhin an den Trainer der Rossoneri, Pioli, und bat ihn, mit Maignan zu sprechen und ihn zur Rückkehr zu bewegen. Erst nach einer fünfminütigen Unterbrechung konnte das Spiel zwischen Udinese und Milan fortgesetzt werden.

Die mutige Entscheidung des Torhüters, vor den rassistischen Sprechchören und Affenlauten nicht einfach „die Ohren zu verschließen“, sondern mit dem Verlassen des Platzes ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen, ließ das Spielergebnis – die Begegnung endete mit einem 3:2-Auswärtssieg für den AC Mailand – in den Hintergrund rücken. Beide Clubs verurteilten den Vorfall und sprachen dem betroffenen Spieler ihre volle Solidarität aus.

„Bereits nach dem ersten Abschlag hörte ich Affenlaute. Als ich erneut Affenlaute und „Monkey“-Rufe vernahm, teilte ich der Bank und dem vierten Mann mit, dass wir so nicht weiterspielen können. Es war nicht die ganze Kurve, sondern nur einige Ignoranten, denn der echte Fan kommt, um seine Mannschaft anzufeuern, von mir aus auch den Gegner auszupfeifen, aber sicher nicht, um rassistische Handlungen zu begehen. Aber so etwas darf nicht passieren. Wenn ich sie treffen könnte? Im Moment würde ich sie nicht einmal treffen wollen! Sie müssen hart bestraft werden, denn das, was geschehen ist, ist eine Schande“, so Mike Maignan gegenüber dem Fernsehsender Sky.

„Wir Spieler können leider nur auf diese Weise reagieren. Die Anwaltschaft des Verbandes hört zwar unsere Beschwerden an, aber dann passiert nie etwas“, so der französische Spieler zu seiner Entscheidung, das Spielfeld zu verlassen. Laut Mike Maignan seien nun der italienische Verband und die Justiz gefragt, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen.

Twitter/AC Milan

Diesmal wird es aber nicht nur bei Absichtserklärungen bleiben. Bereits kurz nach den Vorfällen nahm die politische Polizei Digos Ermittlungen auf. Einer der drei bis vier Verdächtigen konnte dank eines Videos, das nach dem Spiel in den sozialen Netzwerken gepostet wurde, schon am Tag nach dem Spiel identifiziert werden. Der Abgleich des geposteten Fanvideos mit Aufnahmen von Überwachungskameras führte die Ermittler zum mutmaßlichen Täter. Der Mann, der den Torhüter der Rossoneri wiederholt rassistisch beleidigt haben soll, wird strafrechtlich verfolgt werden.

Zudem beschloss der Verein Udinese Calcio, über diesen und alle anderen Urheber rassistischer Handlungen ein lebenslanges Stadionverbot zu verhängen. „Wir arbeiten intensiv mit den Behörden zusammen, um alle Schuldigen dieser schändlichen Taten zu ermitteln. Da unser hochmodernes Stadion im Innen- und Außenbereich von mehr als 300 Kameras überwacht wird, sind wir davon überzeugt, dass wir über die nötigen Mittel verfügen, alle Täter ausforschen und den zuständigen Behörden übergeben zu können“, versichert der Geschäftsführer des friaulischen Klubs, Franco Collavino.

Twitter/Udinese Calcio

Die Staatsanwaltschaft von Udine eröffnete ein Ermittlungsverfahren. Das lebenslange Stadionverbot dürfte für die rassistischen Übeltäter noch das kleinste Problem sein. Im Falle einer gerichtlichen Verurteilung könnten den Rassisten nicht nur hohe Geldstrafen samt der Übernahme aller Gerichtskosten, sondern auch eine Gefängnisstrafe winken.

Mit seinem mutigen Schritt löste der Mailänder Torhüter Mike Maignan ein Umdenken aus. Weder die italienische Öffentlichkeit noch der Fußballverband wollen länger tatenlos zusehen, wie Spieler rassistisch beschimpft und mit Bananen beworfen werden.

Von: ka

Kommentare
Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 5 Tage

Das Publikum der Stadien ist lediglich ein Abbild der italienischen Gesellschaft. Wenn es möglich ist, dass eine postfaschistische Regierung an die Macht gewählt wird, faschistische Grüße erlaubt werden dann braucht man sich nicht zu wundern wenn Leute plötzlich glauben sich alles erlauben zu können.
Übrigens, das Problem Rassismus gibt es im italienischen Fußball seit Jahrzehnten und ist nicht neu. Darum ist dieser Skandal und das Vorgehen gegen diesen Rassisten nur heuchlerisch denn im Grunde wurde nie wirklich ewas dagegen unternommen.

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage
@N.G: Das Publikum der Stadien in aller Welt ist ein Abbild der Gesellschaft. Solche Vorfälle passieren leider in vielen Fußballstadien, nicht nur in Italien udn Europas. Fußball ist für viele ein Ventil – Brot und Spiele. Es braucht hier eine andere Kultur, sowie Strafen die auch durchgesetzte werden. Zu oft schauen Verbände, Clubs und auch die Justiz weg oder bezeichnen diese Auswüchse als Kavaliersdelikte. Hier wird nun, so hat es zumindest den Anschein auch endlich mal hart durchgegriffen. Das Problem jetzt mit der aktuellen Regierung in Verbindung bringen zu wollen, ist mehr als weit hergeholt. Die aktuelle Regierung ist seit… Weiterlesen »
tester
tester
Grünschnabel
3 Monate 5 Tage

N. G.
Rassismus in Fußballstadien, und nicht nur in Italien, gab es schon vor der Meloni-Regierung. Was hat denn diese Regierung dann damit zu tun? Übrigens ist es in deutschen Stadien nicht viel besser, siehe Jordan Torunarigha. Also, immer den Ball flach halten und nicht über Italien lospöbeln.

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 5 Tage

@tester Erstens, ich hab JAHRZEHNTE geschrieben und seit wann ist Meloni..!?
Zweitens, diese Regierung macht rechte Tendenz mrn gesellschaftsfähig und darin liegt das Problem.
Wie übrigens auch in Deutschland mit der AFD. Aber da ist jetzt wenigstes due stille Mehrheit aufgestanden.
Ich persönlich war NIE die stille Mehrheit. Ich sag den RECHTEN in welchem Sumpf sie sich sulen!

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage
@N.G.: “Diese Regierung macht rechte Tendenz gesellschaftsfähig und darin liegt das Problem.” Interessante Theorie. Das politische Spektrum reicht von Links nach Rechts. Die Extremen sind das Problem. Alles andere ist demokratische Vielfalt. Freie Meinungsäußerung ist dabei fundamental. Diese ist von Meloni wohl kaum eingeschränkt, da es, wie man überall sieht, an Kritik nicht mangelt. Das Problem liegt zurzeit eher umgekehrt. Wer keine linkspopulistische Meinung vertritt läuft Gefahr sofort in die “extreme rechte Ecke” gestellt zu werden, was auch nicht der Sinn einer funktionierenden Demokratie sein kann. Wo das hinführt sieht man in Deutschland. Das Problem dort ist nicht die AfD,… Weiterlesen »
N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 5 Tage

@Paladin Dazu nur Eines, gegen unsere Regierung, auch die absurde Koalition in Südtirol zu schreiben ist NIE Populismus.

Pyrrhon
Pyrrhon
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage
Paladin
Paladin
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

@N.G: Tja NG da sind wir genau bei dem o.g. Beispiel von Meinungsäußerung, nämlich, in diesem Fall der deinen. Populistisch bleibt es in jedem Fall, das gilt übrigens für rechts wie auch für links. Die Rechten haben den Populismus durchaus nicht gepachtet.

Pyrrhon
Pyrrhon
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

@suedtirolfan=fleißiger Daumenrunterdrücker, bist du N.G.’s Sockenpuppe oder befürchtest du dass dein über alles geliebte Deutschland den guten Ruf verliert ?

der echte Aaron
der echte Aaron
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

Was ist jetzt an Affe rassistisch? Wäre es ein Weißer darf man es sagen? oder ist es einfach nur eine Beleidigung?

Hustinettenbaer
3 Monate 5 Tage

@der echte Aaron
Wenn man´s genau nimmt, sind wir alle – mehr oder weniger – haarlose Affen.
Somit könnten sich Zweibeiner aller Hautfarben gegenseitig mit Grunzen begrüßen und Bananen beschmeißen.

Hat der sog. “Fußballfan” seine Nachbarn so begrüßt ?
Nöö, er wollte den dunkelhäutigen Spieler beleidigen.

user6
user6
Tratscher
3 Monate 5 Tage

@Hustinettenbaer, was ihm
auch gelungen ist

nightrider
nightrider
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

Do spiel oaner a mol den Ahnungslosen, qas für eine scheinheiliges getue🤮

Kasknedel
Kasknedel
Tratscher
3 Monate 5 Tage

@Hustinettenbaer Ich glaube, Aaron wollte sagen, dass Affengeräusche nur bei schwarzhäutigen Menschen als Beleidigung angesehen werden. Wenn Oliver Kahn ein halbes Lastauto voll Bananen in seinem Strafraum liegen hatte, ist niemand auf die Idee gekommen, sich vor ihn zu stellen. Dafür gibt es keine logische, wohl aber eine rassistische Erklärung.

mitoga
mitoga
Tratscher
3 Monate 4 Tage

Em Spiel Österreich Italien, ich Italien-Fan, schaue das Spiel in einer Bar in Ligurien. Zur Halbzeit bin ich gegangen und habe nur noch gehofft, dass Österreich gewinnt. Affenlaute bei jeder Ballberührung Alabas war noch das harmloseste. Crucchi di merda, Alaba, Vai a raccogliere le banane in africa; N* di merda; Beleidigung der Mutter, Schwester. Ob alt oder jung, niemand hat was gesagt. Was soll das sonst sein, wenn nicht Rassismus? Und in neun von zehn Fällen betrifft er nunmal Farbige, nicht weiße.

sophie
sophie
Kinig
3 Monate 5 Tage

Solche Hinterwäldler Fans müssen vom Stadion fern bleiben,
Es ist wirklich zum schämen,
So ein Verhalten anderen Menschen
gegenüber zu bringen

Pyrrhon
Pyrrhon
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

@sophie, solche Hinterwäldler gibt es auch außerhalb von Stadien, ich wurde auch mal als Affe beschimpft, es gab aber keine Schlagzeile weil ich kein.. Fußballer bin..

Staenkerer
3 Monate 5 Tage

@Pyrrhon i bin lei oanmol von an forbigen, als bettler unterwegs den i nix gebn honn, den tonfoll noch, beschumpfn wortn! do er des ober in a mir unbekonnter sproche gsog hot, woaß i bis heit nit wos er mi ghoaßn hot….
ober man muaß a nit jedes wort, egal ob mans versteat oder nit und ob es in a unterholtung, im streit oder aus a emotion gelodener situation, follt, umbeding auf de woogschole legn!

andr
andr
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

Das sind jedoch nur eine handvoll idioten. Und die gibt es überall so wie die Mussolini Fans.

Dolomiticus
Dolomiticus
Universalgelehrter
3 Monate 5 Tage

So lange in Italien nicht knallhart durchgegriffen wird, ohne immer irgendwelche Relativierungen ins Spiel zu bringen, wird diese Schande niemals aufhören. Ich weigere mich seit Jahrzehnten in Italien ins Fussballstadion zu gehen.

DerTom
DerTom
Superredner
3 Monate 5 Tage

I tat amol di veranstalter verantwortlich mochn fir des wos in und um di stadion passiert – mit privatpolizei usw. wiso muas de gonze aufwortung von CC PS auf inser geldbeitl liegn – fa di spieler hobnse jo a sgeld

wpDiscuz