Fotos Hunderter Dokumente russischem Geheimdienstoffizier übergeben – VIDEO

Spionage für Russland: Marineoffizier verhaftet

Freitag, 02. April 2021 | 08:00 Uhr

Rom – Nachdem er aufgrund einiger Verdachtsmomente monatelang beschattet worden war, schlugen Carabinieri der Sondereinheit Ros zu. Just in jenem Moment, als der 56-jährige Offizier der italienischen Marine Walter Biot auf einem Parkplatz einem zur russischen Botschaft in Rom gehörenden Geheimdienstoffizier als geheim klassifiziertes, Nato-Operationen betreffendes Material übergeben wollte, wurde er von den Carabinieri verhaftet. Während der 56-Jährige nach einem ersten Verhör in das Gefängnis überstellt wurde, wurden zwei russische Offiziere, die Walter Biot angeworben und von ihm geheimes Material entgegengenommen hatten, ausgewiesen. Der Spionagefall löste zwischen Italien und Russland eine schwere diplomatische Verstimmung aus. Der inhaftierte Offizier der italienischen Marine riskiert im Falle einer Verurteilung eine lebenslängliche Haftstrafe.

Die italienische Gegenspionage hegte seit Monaten den Verdacht, dass Walter Biot dem russischen Geheimdienst als geheim klassifiziertes Material zuspielt. Nachdem sich der Verdacht erhärtet hatte, dass der 56-jährige Offizier der italienischen Marine für den russischen Geheimdienst arbeitet, beschlossen die Carabinieri der Sondereinheit Ros, die mit dem Fall von der italienischen Gegenspionage betraut worden waren, Walter Biot zu beschatten, seine Telefone abzuhören sowie sein Fahrzeug zu verwanzen und es mit Mikrokameras auszustatten.

Dank dieser umfangreichen und aufwendigen Überwachung konnten die Carabinieri jedes Gespräch mithören und jedes seiner Treffen mit dem russischen Geheimdienst hautnah mitverfolgen. Obwohl die Russen und Walter Biot sehr vorsichtig waren, sich nie über Telefon verabredeten und sich nur auf einem unscheinbaren und von der Straße nicht einsehbaren Parkplatz in der Peripherie der italienischen Hauptstadt trafen – um den Treffpunkt zu erreichen, stieg der russische Offizier zwischen U-Bahn und Bus mehrmals um – gelang es der Gegenspionage, dem Fregattenkapitän auf die Schliche zu kommen.

ANSA/INSTAGRAM WALTER BIOT

Walter Biot, der verheiratet und Vater von vier Kindern ist, arbeitete im Amt für Militärpolitik und Planung des Generalstabs der italienischen Streitkräfte in Rom. In dieser Funktion hatte er Zugang zu wichtigen und hochsensiblen geheimen Informationen, die militärische Operationen der Nato betreffen. Seine Vorgangsweise war „klassisch“. Laut den Ermittlern wurden die militärischen Geheimdokumente vom 56-Jährigen fotografiert und auf einem USB-Stick abgespeichert. Während der Treffen wurden das Speichermedium mit den Fotos dem russischen Offizier übergeben.

Als beim letzten Treffen, das am Mittwochabend stattfand, Biot ein anderes, nicht von den Carabinieri verwanztes Fahrzeug nutzte, entschlossen sich die Experten des Ros zum Zugriff. Just in jenem Moment, als der 56-jährige Marineoffizier auf einem Parkplatz einem zur russischen Botschaft in Rom gehörenden Geheimdienstoffizier mittels eines USB-Sticks als geheim eingestuftes Material über Nato-Operationen übergeben wollte, wurde er und der russische Offizier verhaftet. Neben dem Stick stellten die Beamten auch den „Lohn“ für Biot, 5.000 Euro in bar, sicher.

Der Russe gab sich als Diplomat zu erkennen und hüllte sich sofort ins Schweigen. Später wurde er zusammen mit einem Kollegen des Landes verwiesen. Walter Biot hingegen wurde nach einem ersten Verhör in das römische Gefängnis Regina Coeli gebracht. Er wird sich wegen politischer und militärischer Spionage, wegen Verbreitung von Informationen, deren Weitergabe verboten ist sowie wegen Beschaffung von Informationen über die Staatssicherheit vor einem Militärgericht verantworten müssen. Im Falle einer Verurteilung riskiert der 56-Jährige eine lebenslängliche Haftstrafe.

APA/APA (AFP)/ALEXEY NIKOLSKY

Wie hoch der Schaden und wie groß das „Leck“ sind, steht noch nicht fest. Es wird aber angenommen, dass Walter Biot während seiner monatelangen „Karriere“ als Informationsbeschaffer für den russischen Geheimdienst Hunderte Fotos geheimer Dokumente, die vor allem militärische Operationen der Nato betreffen, weitergegeben hatte.

Als Motiv wird die Geldnot des Marineoffiziers angenommen. Das vom russischen Geheimdienst stammende Geld – so letzte Erkenntnisse – hätte Walter Biot dabei geholfen, sein Wohnbaudarlehen abzutragen und seiner sechsköpfigen Familie ihren gewohnten Lebensstil zu ermöglichen.

Die Aufdeckung des Spionagefalls löste in der italienischen Öffentlichkeit helles Entsetzen aus. Zudem führte der Fall zwischen Italien und Russland zu einer schweren diplomatischen Verstimmung.

 

Von: ka