Wann brechen die Phlegräischen Felder aus?

Studie warnt vor Supervulkan im Süden Italiens

Dienstag, 20. Juni 2023 | 07:01 Uhr

Neapel – Die Phlegräischen Felder bei Neapel sind ein Supervulkan, der kurz vor dem Ausbruch stehen könnte. Das besagt eine neue Studie, die am Freitag veröffentlicht wurde. In der Region leben rund eine halbe Million Menschen. Weitere 800.000 Menschen wohnen in der gelben Zone.

Der Vulkan befinde sich in einem “extrem gefährlichen” Zustand, erklärt der Mitautor der Studie, Stefano Carlino. Das letzte Mal brach die Phlegräischen Felder im Jahr 1538 aus – also vor fast 500 Jahren.

Forscher nehmen an, dass der Vulkan vor etwa 30.000 Jahren zum Aussterben des Neandertalers beigetragen hat. Der Begriff „phlegräisch“ leitet sich vom Altgriechischen her und bedeutet „brennend“.

Die Region rund um Neapel ist zwar eher für den Vesuv bekannt, der im Jahr 69 n. Chr. die Stadt Pompeji auslöschte, doch das ist nicht der einzige Vulkan in der Gegend.

Die Phlegräischen Felder erstrecken sich über eine riesige Fläche mit einer sanften Senke von etwa zwölf bis 14 Kilometern Länge. Laut italienischem Katastrophenschutz ist das ausgewiesene Gebiet jenes mit dem höchsten Risiko.

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Der Ausbruch vor 485 Jahren dauerte rund acht Tage lang. Der Vulkan stieß so viel Lava, Gestein und Asche aus, dass ein neuer Berg entstand, berichtet euronews. In den 1980-er Jahren wurde eine Zunahme der Aktivitäten registriert. 40.000 Anwohnerinnen und Anwohner wurden deshalb in Sicherheit gebracht.

Jetzt hat eine Studie von Forschern des University College London (UCL) und des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie in Italien aufgezeigt, dass ein Wiedererwachen unmittelbar bevorstehen könnte. “Wir sagen nicht, dass es einen Ausbruch geben wird, sondern, dass es günstigere Bedingungen für einen Ausbruch gibt”, präzisiert der Hauptautor Christopher Kilburn vom UCL gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Ein Grund dafür sei, dass Zehntausende kleinerer Erdbeben seit den 1950-er Jahren den Hohlraum am Gipfel des Vulkans, die sogenannte Caldera, geschwächt hätten. Auch das Bodenniveau in der Umgebung stieg an. Die Küstenstadt Pozzuoli soll etwa seit den 1950-er Jahren um fast vier Meter angehoben worden sein.

In der Studie, die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, dass Teile des Vulkans “fast bis zum Bruch gedehnt” worden seien.

Seit 2019 hat die Zahl der kleinen Erschütterungen zugenommen, die den Druck auf die Vulkankruste erhöhen. Im heurigen April wurden 600 dieser Beben registriert.

Erdbeben und Bodenerhebungen sind kumulativ. Das bedeutet, dass es vor einem Ausbruch möglicherweise keine signifikante Zunahme der Aktivität gibt. “Einem eventuellen Ausbruch könnten relativ schwache Signale vorausgehen – etwa, dass sich der Boden langsamer hebt oder aber weniger Beben”, erklären die Studienautoren.

Sie betonten außerdem, dass eine Reihe kleinerer Eruptionen stattfinden könnte. Eine größere sei hingegen eher unwahrscheinlich. Zudem müsse das Magma an der richtigen Stelle nach oben gedrückt werden, damit es zu einem Ausbruch kommt.

Für den Fall einer Eruption des Supervulkans sieht der Evakuierungsplan vor, dass die Bewohnerinnen und Bewohner innerhalb von drei Tagen mit privaten oder öffentlichen Verkehrsmitteln aus dem Gebiet gebracht werden. Die Risikostufen Grün, Gelb, Orange und Rot werden monatlich überprüft.

Die Alarmstufe in Pozzuoli ist derzeit gelb, wie die Sprecherin der Stadtverwaltung, Giordana Mobilio, gegenüber AFP bestätigt.

Bereits jetzt werden die Bewohner bei bestimmten Ereignissen per SMS gewarnt, etwa wenn ein Erdbeben ab der Stärke 1,5 auf der Richterskala auftritt.

Von: mk