Von: ka
Venaria Reale – Anlässlich des Tages des Gedenkens, der alljährlich am 27. Jänner – dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee – zur Erinnerung an den Holocaust stattfindet, fanden weltweit viele Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen statt. Auch in Südtirol – Südtirol News berichtete – wurde dem Holocaust gedacht.
Für den heurigen Gedenktag ließen sich die Stadtväter von Venaria Reale, einer Stadt in der Nähe von Turin, etwas ganz besonderes einfallen. Um den Tag des Gedenkens mitten unter die Menschen zu tragen, schlüpften Schauspieler und Schauspielerinnen respektive in die Rollen von SS-Schergen und zu Tode erschrockenen Frauen. Mit der Aktion, deren Sinn es war, den Bürgern die Deportation von jüdischen Zivilisten in die Vernichtungslager durch die SS hautnah von Angesicht zu Angesicht zu vermitteln, wollte Venaria Reale ein zutiefst emotionales Zeichen setzen.
Die Rechnung ging voll auf. Die finster dreinblickenden SS-Schergen, welche gedemütigte und zu Tode erschrockene Frauen abführten, zogen in der Innenstadt und auf dem Markt, der am Samstagvormittag voller einkaufender und bummelnder Menschen war, viele Blicke auf sich. Während die Bewacher die Uniformen von „Hitlers schwarzem Orden“ – der Schutzstaffel – trugen, waren die Frauen wie ärmliche Zivilistinnen der 40-er Jahre gekleidet. Die gebückt und mit gesenktem Blick gehenden Frauen trugen einen aufgenähten gelben Stern auf der Brust und wenige, in der Eile der Deportation zusammengeraffte Habseligkeiten in ihren Händen. Nachdem die Gruppe die Stadt und den Markt durchquert hatte, passierte sie den Eingang einer Grundschule, welcher für den Gedenktag mit dem Schriftzug „La memoria rende liberi“(„Die Erinnerung macht frei“) – in Anspielung des zu trauriger Berühmtheit gelangten Schriftzugs „Arbeit macht frei“ – versehen worden war.
Der Anblick der tristen Kolonne deportierter Frauen und ihrer verbrecherischer Aufpasser löste bei den Menschen in der Innenstadt tiefe Betroffenheit aus. Er trug den Tag des Gedenkens in die Herzen der Bürger von Venaria Reale. Sowohl im Netz als auch unter Vertretern des öffentlichen Lebens erntete die Idee der piemontesischen Stadtgemeinde, die Erinnerung an Diskriminierung und Holocaust unter die Menschen zu bringen, viel Lob und Anerkennung.
Und was meint ihr? Sollte man auch bei uns den Tag des Gedenkens „anders“ feiern?