Andachten „aufgelöst“, Kreuzweg sorgt für Polemiken – VIDEO

Traurig: Schwieriges religiöses Leben in Corona-Zeiten

Donnerstag, 16. April 2020 | 07:07 Uhr

Gordona/Scafati/Supersano – Als besonders schwierig und voller Verzicht gestaltet sich das religiöse Leben in Corona-Zeiten. Dies wurde vor allem über die Osterfeiertage, die sonst von Andachten, vom Kreuzweg Christi und der Ostermesse gekennzeichnet waren, spürbar. Obwohl bereits vor Wochen per Dekret des Präsidenten des Ministerrats in ganz Italien ausnahmslos alle Menschenansammlungen verboten und von der Kirche alle Messen und sonstigen religiösen Zusammenkünfte wie Prozessionen eingestellt worden waren, wurden in Italien hie und dort trotzdem traditionelle Kreuzgänge sowie Messen und Andachten abgehalten. Was folgte, waren nicht wenige Polemiken sowie eine Vielzahl von verhängten Strafen.

Für heftige Polemiken sorgte ein traditioneller Kreuzgang in der kleinen Ortschaft Gordona im Chiavennatal in der Provinz Sondrio. Am Freitagabend hatten die Einwohner von Gordona Gelegenheit, der traditionellen Prozession, die das Leiden Christi symbolisiert, beizuwohnen. Natürlich war es den Gläubigen des Bergdorfs im Chiavennatal nicht möglich, direkt an der Prozession teilzunehmen, sondern „nur“ von ihren Fenstern und Balkonen aus das Kreuz zu betrachten sowie dem nur aus acht Personen – dem Pfarrer, vier Fackelträgern und drei Kreuzträgern – bestehenden Kreuzgang beizuwohnen.

Gordona ❤️🙏🏻

Pubblicato da Luana Capelli su Venerdì 10 aprile 2020

Während sich die meisten Einwohner von Gordona über den Kreuzgang freuten, stieß die religiöse Feier im Dorf aber auch auf heftige Kritik. Auf der Facebook-Seite „Sei di Gordona se…“, wo auch das Video des Kreuzwegs veröffentlicht wurde, fragten sich die Gegner, ob der Pfarrer über dem Gesetz stehe. Die Kritiker zählten auf, dass das Dekret des Präsidenten des Ministerrats und die Verordnung des Präsidenten der Lombardei jede Form von Versammlung verbiete. Zudem merkten die Gegner an, dass es verboten sei, ohne triftigen Grund den Wohnort zu verlassen, wobei der Glauben und das Abhalten von Prozessionen keinen triftigen Grund darstellen würden.

Die Befürworter hingegen verteidigten die Prozession und gaben zu bedenken, dass gerade in diesen schwierigen und leidvollen Zeiten der Glaube vielen Dorfbewohnern Kraft und Halt gebe. So wie ein Geschäft zum Überleben notwendige Lebensmittel verkauft, so nährt ein Priester den Geist, meinten Bewohner von Gordona, die sich über den Anblick der Prozession und des Kreuzes gefreut hatten und die kleinliche Kritik der „Atheisten“ nicht verstehen können. Inzwischen spaltet die hin und her wogende Polemik das Dorf und erregt in ganz Italien Aufmerksamkeit.

Der Fall von Gordona blieb in Italien aber nicht allein. In Scafati in der Provinz Salerno wurde eine Osterandacht von den Carabinieri aufgelöst. Alle 38 Teilnehmer, Pfarrer inbegriffen, wurden nach der Aufnahme der Personalien bei den Gerichtsbehörden angezeigt, mit einem Bußgeld von 280 Euro bestraft und wieder nach Hause geschickt. Ein ähnlicher Fall ereignete sich in Supersano, einer Ortschaft bei Lecce in Apulien, wo sich für die Freitagsandacht mehrere Personen, Bürgermeister und Gemeindeassessoren inbegriffen, in und vor der Kirche eingefunden hatten. Obwohl die Anwesenden die Andacht mit aufgesetzter Gesichtsmaske feierten und einen Sicherheitsabstand einhielten, wurden alle Teilnehmer wegen Missachtung der von der Regierung zum Schutz der öffentlichen Gesundheit getroffenen Maßnahmen bestraft.

Pubblicato da Martina Fogliada su Domenica 12 aprile 2020

 

Von: ka