Neuer italienischer Geburtennegativrekord – Südtirol im Gegentrend

Trübe Aussichten: Weniger Geburten und steigende Abwanderung

Dienstag, 14. Juli 2020 | 08:05 Uhr

Rom – Wie eine Veröffentlichung des italienischen Statistikamtes zeigt, sank im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr die bereits sehr niedrige Anzahl der Geburten weiter ab.

Im Jahr 2019 kamen in Italien 420.170 Kinder zur Welt, was einem Minus von 4,5 Prozent oder einen Rückgang von mehr als 19.000 Geburten entspricht. Die Abwanderung aus Italien nahm hingegen gegenüber dem Vorjahr um 16,1 Prozent zu. Insgesamt kehrten 182.154 Italiener dem Stiefelstaat den Rücken.

APA/APA (dpa)/Waltraud Grubitzsch – Symbolbild

Wie die vom italienischen Statistikamt Istat veröffentlichte, nationale demografische Bilanz des Jahres 2019 zeigt, wurde der Geburtennegativrekord des Jahres 2018 im vergangenen Jahr noch einmal unterboten. Mit 420.170 Geburten kamen im Jahr 2019 in Italien noch einmal 4,5 Prozent weniger Kinder zur Welt, was gegenüber dem Jahr 2018 einen Rückgang von mehr als 19.000 Geburten bedeutet.

ANSA

Am Stichtag, dem 31. Dezember 2019, waren in Italien 60.244.639 Menschen wohnhaft, was gegenüber dem Jahr 2018 einer Verringerung von 189.000 Personen entspricht. Mit einem Rückgang von rund 236.000 Menschen ist dies laut Istat fast ausschließlich auf die Abnahme der italienischen Staatsbürger, deren Anzahl am Stichtag 54.938.000 betrug, zurückzuführen.

Dieser Trend ist nicht neu. In den letzten fünf Jahren nahm die Anzahl der Italiener um rund 844.000 ab. Im gleichen Zeitraum nahm die ausländische Wohnbevölkerung hingegen um 292.000 Personen zu. Dies trug dazu bei, den demografischen Verlust einzubremsen. Diese Zunahme schwächte sich den letzten Zahlen des nationalen Statistikamtes zufolge allerdings immer mehr ab. Am Stichtag wohnten in Italien 5.306.548 ausländische Staatsbürger. Deren Anteil an der Gesamtbevölkerung entspricht daher 8,8 Prozent. Sie nahm nur mehr um 47.000 Menschen zu, was einem Plus von 0,9 Prozent entspricht.

APA/APA (dpa/Archiv)/Waltraud Grubitzsch

Während in Süd- und Mittelitalien mit einem Minus von rund einem Prozent ein relativ massiver Bevölkerungsschwund verzeichnet wurde, konnte er in den meisten norditalienischen Regionen stark eingebremst werden. In der Lombardei und der Emilia Romagna wurde sogar eine leichte Zunahme der Bevölkerung registriert. Mit einem Plus von jeweils 0,30 und 0,27 wurden allein in Südtirol und in der Nachbarprovinz Trentino etwas stärke Bevölkerungszunahmen verzeichnet.

Zu den oben angeführten Daten passt auch, dass in Italien im Jahr 2019 zwischen den Todesfällen und den Geburten ein Unterschied von Minus 214.000 gemeldet wurde. Außer in Südtirol wurden in allen italienischen Provinzen und Regionen mehr Sterbefälle als Geburten registriert. Der gegenüber den Todesfällen verzeichnete Geburtendefizit ist mit einem Minus von 270.000 allein auf die Bevölkerung mit italienischer Staatsbürgerschaft zurückzuführen.

Bei der ausländischen Wohnbevölkerung blieb mit einem Plus von 55.510 der Geburtensaldo positiv. Das natürliche Bevölkerungswachstum der Ausländer betrug im Jahr 2019 im italienischen Schnitt 10,5 Promille. Auch beim natürlichen Bevölkerungswachstum der Ausländer ist mit 13,3 Promille Südtirol Spitzenreiter.

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Neben dem starken Geburtenrückgang bereitet auch die zunehmende Auswanderung italienischer Staatsbürger Sorgen. Die Abwanderung aus Italien nahm im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 16,1 Prozent zu. Insgesamt kehrten 182.154 Italiener dem Stiefelstaat den Rücken. Im selben Jahr wanderten aus dem Ausland 333.799 Personen nach Italien ein. Mit nur 0,4 Prozent nahm diese Zahl aber nur leicht zu. Der Wanderungssaldo verringerte sich daher auf 152.000 Personen.

Im Lichte dieser Daten kann man mit wenigen Worten zusammenfassen, dass der seit Jahren bestehende italienische Trend, der einen Geburtenrückgang sowie eine zunehmende Alterung der Bevölkerung mit gleichzeitiger Zunahme der Abwanderung von Italienern ins Ausland umfasst, im letzten Jahr stärker wurde. Südtirol hingegen ist nicht Teil dieser Entwicklung. Mit seiner Zunahme der Bevölkerung und seinem Geburtenüberschuss „tanzt Südtirol sozusagen aus der Reihe“.

Von: ka