Von: ka
Rom – Eine Umfrage bestätigte das allgemeine Credo, dass die Italiener recht gerne Geld an Freunde und Verwandte verleihen und dabei oftmals sogar tief in die Tasche greifen. Laut dem Umfrageinstitut „Doxa“ verleihen die Italiener jeden Monat an Freunde und Verwandte durchschnittlich rund 800 Millionen Euro.
Wie die Demoskopen ermitteln konnten, ist in Italien das Phänomen der „zinslosen Kredite“ recht häufig anzutreffen, wobei die verliehenen Summen von wenigen Euro – wie zum Beispiel einem Freund bei einem Restaurantbesuch „auszuhelfen“ – bis zu Tausenden Euro reichen. In letzteren Fällen geht es oft darum, in Not geratene Familienmitglieder und Freunde unter die Arme zu greifen.
22 Prozent der Befragten gaben an, mindestens einmal pro Monat Geld zu verleihen. Für jene, die einige Male im Jahr Beträge zur Verfügung stellen, steigt der Prozentsatz sogar auf 60 Prozent. Als besonders großzügig gelten laut Doxa, das für die von der Online Bezahlapp „Circle Pay“ in Auftrag gegebene Meinungsumfrage eine für Italiens Bevölkerung repräsentative Auswahl von 18 bis 64 Jahre alten Personen befragt hat, die älteren Italiener. Von den über 50-Jährigen behauptete jeder Vierte, dass er auch höhere Beträge an Freunde und Verwandte verleiht. Diese Großzügigkeit der Älteren erklären die Demoskopen vor allem damit, dass diese Personengruppe generell über höhere Geldmittel verfügt und daher für die Jüngeren und Ärmeren statistisch öfter „Bank spielt“. Umgekehrt leihen die Millennials – also die zwischen 1980 und 2000 Geborenen – zwar öfter Geld, aber fast immer nur kleinere Summen unter 25 Euro.
Zudem sind laut Umfrage Männer eher dazu bereit, höhere Summen – das heißt mehr als 50 Euro – Freunden und Verwandten bereitzustellen, als Frauen, was nach Meinung von Doxa die Tatsache bestätigt, dass Männer im Mittel höhere Einkommen und Vermögen besitzen, als Frauen. Die Demoskopen der Doxa werfen auch einen Blick auf das für Italien typische „familiäre Sozialsystem“, das sich nicht zuletzt auch aufgrund des eher mageren staatlichen italienischen Sozialsystems eingebürgert hat. Dabei stärken Eltern und Großeltern gerne den jüngeren Mitgliedern der Großfamilie, die nicht selten arbeitslos sind oder nur über sehr geringe Einkommen verfügen, finanziell den Rücken. Fast zehn Prozent der Interviewten erklärten, dass sie Familienmitglieder mit monatlichen 100 Euro oder mehr unterstützen.
Komplizierter wird es bei der Rückgabe der „zinslosen Darlehen“, wobei sich ein zwiespältiges Verhältnis zum verliehenen Geld offenbart. Besonders Frauen, so die Demoskopen, geraten beim Verlangen nach der Rückerstattung der geborgten Geldsummen schnell in Verlegenheit. Die Mehrheit sieht sich vollkommen im Recht, einmal geliehenes Geld zurückzuverlangen, aber nur 38 Prozent der Befragten erklärt, dass ihnen dabei wohl ist.
Und wie sieht es bei unseren Leserinnen und Lesern aus? Sind sie eine „Bank, die reihenweise zinslose Kredite an Freunde und Verwandte vergibt“, oder bleiben Herz und Brieftasche geschlossen? Oder besser gesagt, wann borgen Südtiroler Geld?