Für die Abwicklung braucht es eine Genehmigung der Behörden

Unicredit erhöht Commerzbank-Beteiligung auf 21 Prozent

Montag, 23. September 2024 | 19:03 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa/dpa-AFX

Die italienische Großbank und Bank-Austria-Mutter UniCredit geht bei der Commerzbank in die Offensive. UniCredit sicherte sich über Finanzderivate zusätzliche 11,5 Prozent der Anteile an der Commerzbank, wie das Mailänder Bankhaus am Montag mitteilte. Der Anteil könnte aber weiter ausgebaut werden: Die Italiener beantragten bei der Bankenaufsicht, ihre Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen.

Arbeitnehmer im Commerzbank-Aufsichtsrat werteten das Vorgehen als “völlig unangemessenen aggressiven Akt”. Der Commerzbank-Vorstand kündigte an, weiter “strategische Optionen” prüfen zu wollen. Der deutsche Kanzler Olaf Scholz kritisierte das Vorgehen der UniCredit scharf. Der SPD-Politiker sagte während seines Besuchs in New York: “Unfreundliche Attacken, feindliche Übernahmen sind nicht das, was für Banken eine gute Sache ist.” Deshalb habe die Regierung sich auch in dieser Richtung klar positioniert und mache sehr klar, “dass wir das nicht für ein angemessenes Vorgehen halten in Europa und in Deutschland, dass man gewissermaßen ohne jede Kooperation, ohne jede Rücksprache, ohne jede Rückkopplung, versucht, mit unfreundlichen Methoden sich an Unternehmen aggressiv zu beteiligen”.

Die Finanzderivate miteingerechnet, hat sich Italiens zweitgrößte Bank inzwischen rund 21 Prozent an Deutschlands zweitgrößter börsennotierter Bank gesichert. Damit wären die Italiener mit Abstand größter Aktionär bei dem Frankfurter Institut – weit vor dem Bund, der noch rund zwölf Prozent hält. Die UniCredit hatte deutsche Banker und Politiker überrascht, als sie vor zwei Wochen eine Beteiligung von 9 Prozent an der Commerzbank bekannt gab, die sie zur Hälfte vom Staat gekauft hatte. Dieser hatte angekündigt, sich von Anteilen an der Commerzbank trennen zu wollen.

UniCredit sei der Auffassung, dass in der Commerzbank erheblicher Wert stecke, hieß es in der Mitteilung der italienischen Bank. Dieser Wert könne entweder eigenständig hervorgebracht werden oder aber zusammen mit der UniCredit, zum Nutzen Deutschlands und der Aktionäre der Bank. “Wie im Fall der UniCredit erfordert dieses Potenzial jedoch Schritte, damit es sich entfalten kann”, erklärte die Bank, die in Deutschland bereits mit der Münchner HypoVereinsbank aktiv ist.

“Das sieht ganz klar nach einer kompletten Übernahme der Commerzbank aus, das wäre eine feindliche Übernahme”, sagte Finanzexperte Michael Grote zu Reuters. Dass UniCredit so schnell nachgelegt und den Anteil kräftig aufgestockt habe, deute darauf hin, dass man in Mailand Fakten schaffen wolle, sagte der Professor für Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management. “UniCredit hat jetzt eine bessere Ausgangslage mit diesem großen Aktienpaket”, sagte der Experte. “Damit wird ein gewisses Momentum geschaffen, während Berlin noch überlegt, wie das einzuschätzen ist.”

Die deutsche Regierung sollte nach Auffassung der Arbeitnehmer für eine unabhängige Commerzbank kämpfen. Das Vorgehen der UniCredit “bestärkt uns darin, diese versuchte Übernahme abzulehnen und jetzt erst recht für eine unabhängige Commerzbank zu kämpfen”, erklärte Commerzbank-Aufsichtsratsmitglied Stefan Wittmann. Der Commerzbank-Vorstand teilte mit, dass er strategische Optionen im Sinne seiner Stakeholder verantwortungsvoll prüfen werde. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz warnte, Deutschland drohe eine weitere international wettbewerbsfähige und am Kapitalmarkt orientierte Bank zu verlieren. Die Commerzbank sei eine “enorm wichtige Bank für den Wirtschaftsstandort Deutschland”.

Ab 30 Prozent Anteilshöhe muss die UniCredit ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteilsscheine an die übrigen Aktionäre unterbreiten. So weit wollte man offenbar noch nicht gehen, sagte Finanzexperte Grote. “Aber das ist ein wichtiger Schritt hin zu einer vollständigen Übernahme”.

In Italiens Regierung werden die Übernahmeavancen der UniCredit positiv gesehen. Außenminister Antonio Tajani sagte dem Sender Class CNBC am Montag, es sei mehr als legitim, dass ein italienisches Unternehmen versuche, einen Teil eines deutschen Wettbewerbers zu erwerben, so wie es auch normal sei, dass ausländische Firmen nach Italien kämen und dort Unternehmen aufkauften.

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