Von: ka
Palmoli/Chieti – Ein einsamer Bauernhof in einem Wald bei Palmoli in der Nähe von Chieti in der mittelitalienischen Region Abruzzen ist Schauplatz einer Geschichte, die in ganz Italien für Aufsehen und Diskussionen sorgt.
Nachdem die gesamte Familie wegen einer Pilzvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden war, kam ans Licht, dass die Eltern mit ihren drei Kindern in einem abgelegenen Bauernhaus in der ländlichen Umgebung von Palmoli in den südlichen Abruzzen ohne fließendes Wasser und Strom lebten. Nach dem Vorfall möchte die Staatsanwaltschaft den Eltern das Sorgerecht entziehen. Wie jedoch selbst die Sozialdienste festgestellt haben, geht es den Kindern gut und sie erhalten die nötige Schulbildung. „Unsere Kinder sind glücklich“, versichern die Eltern, Catherine Birmingham und Nathan Trevallion.

Die Lebensgeschichte der 45-jährigen Catherine Birmingham aus Australien und des 51-jährigen Nathan Trevallion aus Großbritannien ist die einer Aussteigerfamilie, die früher in Wohlstand lebte, aber an einem bestimmten Punkt beschloss, ihr ursprüngliches Dasein aufzugeben und sich von dieser Welt „zurückzuziehen”.
Ihre Wahl fiel auf ein abgelegenes ehemaliges Bauernhaus bei Palmoli, wo sie seitdem ohne Wasser- und Stromanschluss und mit wenig Kontakt zu anderen Menschen leben. Die drei Kinder – ein achtjähriges Mädchen und sechsjährige Zwillinge – werden zu Hause unterrichtet. „Wir leben nicht isoliert in den Wäldern, sondern kaufen einmal pro Woche im nahegelegenen San Salvo im Supermarkt ein“, erzählten sie dem römischen Tagblatt Il Messaggero.

Das Familienleben von Catherine Birmingham und Nathan Trevallion mit ihren Kindern wäre außer den Menschen von Palmoli niemandem aufgefallen, wenn nicht die ganze Familie im September 2024 wegen einer Pilzvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden wäre.
Es waren die Carabinieri, die feststellten, dass es in dem Haus weder Strom noch fließendes Wasser oder Toiletten gab. Sie entdeckten auch die Sonnenkollektoren, den Brunnen, die Außenanlage zur Hygiene und den Kamin, der die einzige Heizungsmöglichkeit darstellt. Zudem wurde festgestellt, dass die drei Kinder nicht zur Schule geschickt wurden, keinen Kinderarzt hatten und in sozialer Isolation lebten.
Insgesamt wurden die Wohnverhältnisse als ungeeignet angesehen. Die Sozialdienste boten der Familie den Zugang zu einem kommunalen Bildungszentrum an, doch Catherine Birmingham und Nathan Trevallion lehnten ab. Daraufhin wurde die zuständige Jugendstaatsanwaltschaft von L’Aquila eingeschaltet.

Sie beantragte die Inobhutnahme der drei Kinder sowie eine Einschränkung der elterlichen Sorgeberechtigung. Catherine Birmingham und Nathan Trevallion wehrten sich gegen diese Entscheidung und wandten sich an einen Anwalt. „Glücklicherweise handelt es sich hier weder um Gewalt, der Minderjährige leider immer häufiger zum Opfer fallen, noch um soziale Notsituationen oder Verhaltensauffälligkeiten, die viele Familien prägen. Hier liegt ein gegenteiliger Fall vor, der nur aufgrund einer Reihe unglücklicher Umstände vor die Jugendgerichtsbarkeit gelangte. Die Familie stammt aus der angelsächsischen Mittelschicht, ist wirtschaftlich unabhängig und benötigt weder staatliche Beihilfen noch externe Unterstützung, weder finanzieller noch anderer Art. Sie hat sich entschlossen, nach Italien zu ziehen, nachdem sie unser Land unter den vielen Ländern, in denen sie gelebt und gearbeitet haben, ausgewählt hat“, betont ihr Rechtsbeistand Giovanni Angelucci.

„Das edle und legitime Ziel dieser Eltern ist es, ihre Kinder zu beschützen, bis diese reif genug sind, um selbst zu entscheiden, welcher Weg für sie in der Gesellschaft der beste ist. Die Kinder sind körperlich und psychisch gesund, sind im staatlichen Gesundheitssystem registriert und werden von einer Kinderärztin ihres Vertrauens betreut“, fügt Giovanni Angelucci hinzu.
Tatsächlich nehmen die Kinder mit einer Lehrerin aus Molise an wöchentlichen „Heimunterrichtskursen“ teil. Die Prüfungen legen sie hingegen an einer staatlich anerkannten Schule ab, die sie bisher anstandslos bestanden haben. Außerdem nutzen sie die Smartphones ihrer Eltern, um mit Verwandten in Australien und Großbritannien zu telefonieren.
Catherine Birmingham, eine ehemalige Reiterin mit maltesischem Pass, die nach dem Ende ihrer aktiven Karriere mehrere Jahre in Deutschland und Japan als Reitlehrerin auf höchstem Niveau gearbeitet hatte, und Nathan Trevallion, der nach einer langen Laufbahn als Chefkoch in den Handel hochwertiger Möbel gewechselt war, lernten sich 2016 auf Bali kennen und lieben. Bereits Ende desselben Jahres entschieden sie sich, ihr gewohntes Leben aufzugeben und nach Italien auszuwandern. Sie zogen zunächst nach Teramo, wo sie vier Jahre lang lebten.
„Ich war bereits mit meiner ersten Tochter schwanger, die vor acht Jahren im Krankenhaus Val Vibrata in Sant’Omero bei Teramo geboren wurde, ebenso wie ihre sechsjährigen Zwillingsbrüder, als wir uns in Teramo niederließen. Im Mai 2021 kam der Wendepunkt, denn wir glauben, dass Kinder fernab der Giftigkeit der westlichen Gesellschaft und Technologie aufwachsen sollten. Gleichzeitig haben wir ihnen aber auch beigebracht, die Natur sowie die verschiedenen Kulturen und Religionen zu respektieren“, so Catherine Birmingham.
Und so zogen sie in den Wald. „Nachdem wir das Haus in den Wäldern in der Nähe von Palmoli gekauft hatten, installierten wir Sonnenkollektoren zur Stromversorgung. Wir beziehen unser Wasser aus einem Brunnen und heizen mit einem Kamin. Wir leben nicht isoliert in den Wäldern, sondern kaufen einmal pro Woche im Supermarkt in San Salvo an der Adriaküste ein“, beteuert das Paar gegenüber dem römischen Tagblatt Il Messaggero.

„Unsere Kinder sind glücklicher und zufriedener. Sie sind nicht von der Welt isoliert, sondern knüpfen auch Kontakte zu anderen Kindern. Sie haben bereits Pflanzen und Tiere kennengelernt, das Kochen und Stricken gelernt und lernen jetzt zu Hause mit einer Lehrerin“, fügen Catherine Birmingham und Nathan Trevallion hinzu.
Wie der Besuch eines Fernsehteams zu bestätigen scheint, lebt die Familie in einfachen, aber glücklichen Verhältnissen. Alle Räumlichkeiten und Einrichtungen wirken sehr spartanisch, sind aber sauber und ordentlich. Es gibt einige kritische Stimmen, doch die Familie erhält von vielen Italienern Solidarität und Zustimmung. „Warum wird in den Großstädten, wo viele Kinder verwahrlosen oder nicht zur Schule gehen, nicht genauer hingeschaut?“, fragt sich ein Leser.








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