Schwurgericht: Kein Verbrechen, sondern Nowehr – VIDEO

Vater getötet, um Mutter zu retten: Alex Pompa freigesprochen

Freitag, 26. November 2021 | 08:07 Uhr

Collegno/Turin – Alex Pompa, der vor eineinhalb Jahren seinen Vater erstochen hatte, um seine Mutter zu schützen, ist vom Schwurgericht von Turin freigesprochen worden. Die Richter befanden, dass die Tat kein Verbrechen darstellt. Der junge Mann hatte sich am 30. April 2020 in der elterlichen Wohnung in Collegno bei Turin während eines gewalttätigen Streits schützend vor seine Mutter gestellt und seinen Vater mit mehreren Messerstichen getötet.

Der Freispruch steht am Ende eines langen Prozesses. Vor den Richtern und Geschworenen schilderten der Angeklagte Alex Pompa, seine Mutter und sein älterer Bruder den langen Leidensweg, der letztendlich zur Bluttat geführt hatte. Für die beiden Brüder und ihre Mutter war es nicht leicht, während des Prozesses erneut die Tonmitschnitte anzuhören, auf denen die Stimme des getöteten gewalttätigen Vaters und Ehemanns zu hören war. Die Richter maßen den Aussagen der Familienmitglieder sowie den mitgeschnittenen Gewalttätigkeiten einen hohen Stellenwert zu und betrachteten beide als für den Freispruch ausschlaggebend.

ANSA/ ALESSANDRO DI MARCO

„Mein Vater war ein kranker Mann. Besessen von Eifersucht wollte er meine Mutter ständig unter Kontrolle halten. Er hätte behandelt werden müssen. Im Gerichtssaal in den Audios seine Stimme zu hören, war nicht einfach“, erzählte Alex Pompa. „Du bist meiner nicht würdig. Du bist ein Stück Sch….. Ich werde dich zerlegen“, sind nur einige der Sätze, die der 52-jährige Giuseppe Pompa gegenüber seiner Frau geäußert hatte. In den dem Gericht vorliegenden Unterlagen finden sich mehr als 300 Drohungen des Mannes gegen die Frau und ihre Kinder.

Giuseppe Pompa hatte schon vor vielen Jahren begonnen, seine Frau zu beschimpfen und zu schlagen. Im Laufe der Zeit hatte sich die Lage dermaßen verschlimmert, dass Alex und sein Bruder Loris freiwillig auf Ausgehabende verzichtet hatten, um ihre Mutter nicht mit dem gewalttätigen 52-Jährigen alleine zu lassen. Während des ersten Lockdowns im Frühjahr des vergangenen Jahres waren in der Wohnung in Collegno bei Turin die Gewalttätigkeiten noch häufiger geworden.

Am 30. April 2020 war Giuseppe Pompa wie immer nervös und aufgebracht von der Arbeit zurückgekommen. Er hatte sich an den Tisch gesetzt und mehrere Gläser Wein getrunken. Nachdem ihm die beiden Brüder die Weinflasche weggenommen hatten, war der 52-Jährige sehr zornig geworden und hatte seine Frau angegriffen. Diesmal war aber Alex Pompa dazwischengegangen. Er hatte aus der Küche mehrere Messer geholt und hatte mit diesen auf seinen Vater eingestochen.

In der Folge hatte er selbst die Rettungskräfte verständigt und den Polizeibeamten die Tat gestanden. Nach dem Mord hatte das Untersuchungsgericht von Turin dem Antrag der Verteidiger des jungen Mannes stattgegeben und es dem gerade erst volljährig gewordenen jungen Mann ermöglicht, in Hinblick auf die bevorstehende Maturaprüfung an der Hotelfachschule den Hausarrest bei einem Mitschüler zu verbüßen.

UCCISE IL PADRE PER DIFENDERE LA MADRE, "IL FATTO NON COSTITUISCE REATO"

UCCISE IL PADRE PER DIFENDERE LA MADRE, "IL FATTO NON COSTITUISCE REATO"Fu un triste caso di cronaca, risalente a un anno e mezzo fa. Un giovane uccise il padre per difendere la madre dalle continue violenze. Il processo si è chiuso con l'assoluzione del ventenne. Per la Corte d'Assise di Torino il fatto non costituisce reato. Elena Spagnolo per il Tg3 delle 12 del 25 novembre 2021

Posted by Tg3 on Thursday, November 25, 2021

Aus rein formalrechtlichen Gründen war der Staatsanwalt dazu gezwungen, für Alex Pompa eine Haftstrafe von 14 Jahren zu fordern. Die Richter kamen zum Urteil, dass die Tat kein Verbrechen darstellt, und befanden, dass der 19-Jährige in Notwehr gehandelt hatte. Nach dem Urteil flossen viele Freudentränen. „Alex hat uns verteidigt und uns das Leben gerettet. Wäre er nicht gewesen, wäre ich heute nicht hier“, so seine überglückliche Mutter.

„Jetzt will ich nur noch ein normales Leben führen. Ich will einfach nur nach Hause gehen und mein Leben wieder in die Hand nehmen. Ich möchte ein Fußballspiel sehen, mit meiner Familie zu Abend essen und später eine Reise unternehmen“, so Alex Pompa, der seine neue Freiheit noch immer nicht fassen kann. Dem jungen Mann, dem seine Mutter ihr Leben verdankt, stehen dank der erfolgreich überstandenen Maturaprüfung nun viele Wege offen.

Von: ka