Unfall forderte 14 Todesopfer

Verunfallte Gondel bereits seit Jahren manipuliert? – VIDEO

Mittwoch, 02. Juni 2021 | 08:42 Uhr

Stresa – 14 Menschen sind bei dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore ums Leben gekommen. Einziger Überlebender bei dem Kabinenabsturz der Seilbahn “Ferrovie del Mottarone” am 23. Mai ist ein fünfjähriger Junge. Aufnahmen eines Hobbyfilmers aus der Schweiz, der selbst mehrere Jahre in der Seilbahnbranche arbeitete, legen nun nahe, dass die Metallgabeln bereits im Jahr 2014 bei Fahrten mit Personen eingesetzt wurden.

Die Ermittler werfen den Verantwortlichen vor, die Notbremse der Seilbahn außer Betrieb gesetzt zu haben, nachdem kurz vor dem Unglück zu einer Dienstunterbrechung gekommen war. Der Spreizer der Notbremse, die die Kabinen im Falle eines Seilbruchs blockieren sollte, sei nicht entfernt worden, um “eine Störung und Blockierung” der Seilbahnanlage zu vermeiden. Damit funktionierte die Notbremse nicht.

Um weitere Betriebsunterbrechungen oder gar eine längere Schließung zu vermeiden, habe man sich dazu entschieden, die Notbremse zu manipulieren.

Der Schweizer Hobbyfilmer hat sein Bildmaterial aus vorhergehenden Jahren nach dem Unglück nun erneut gesichtet und erklärte gegenüber dem ZDF, ihm sei dann aufgefallen, dass auf diesen Fotos die Metallgabeln schon zu sehen sind. Schon im Jahr 2014 seien diese Gabeln mit Personen in der Kabine eingesetzt worden.

Der Seilbahnspezialist Gabor Oplatka, ehemaliger Leiter des Bereiches Seilbahntechnik des Instituts für Leichtbau und Seilbahntechnik an der ETH Zürich, bestätigt dies gegenüber dem ZDF: „Offensichtlich hat man das praktiziert. Und bis jetzt Glück gehabt, weil ein Zugsachschaden ja relativ selten vorkommt.“

Nach dem Unglück waren der Eigentümer der Seilbahn, der technische Direktor und der Einsatzleiter verhaftet worden. Während der Eigentümer und der Direktor mittlerweile aus der Untersuchungshaft entlassen worden sind, wurde der Einsatzleiter unter Hausarrest gestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung.

Bei dem Unglück starben Familien, junge Paare und zwei Kinder. Der Zustand des Fünfjährigen, der als einziger überlebt hat, verbesserte sich inzwischen. Er könne von der Intensivstation auf eine andere Station verlegt werden, teilte das Kinderkrankenhaus in Turin am Montagabend mit.

Von: mk